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Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
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paar Mal zu erreichen, doch ich hatte anderes zu tun. Denn ich hatte gerade meine Fähigkeit – das übermenschliche Gehör, wie ich es nenne – zum ersten Mal bemerkt und war damit beschäftigt, sie zu verstehen. Doch Giovanni hat gedacht, ich wäre mit einem anderen Mann zusammen«, erzähle ich ihm etwas beschämt. Ob Marco sich darauf bezogen hat? Sollte ich Giovanni deshalb nichts erzählen, weil er mir sowieso nicht glauben und mir schließlich nur noch mehr Anschuldigungen an den Kopf werfen würde? Marco sagte ja, er habe mich beschattet. Sicherlich hat er dann auch den Streit mit angehört.
    »Das ist ja unglaublich! Wieso sollte Giovanni so etwas von dir denken? Du bist die aufrichtigste Person, die ich je kennengelernt habe, und die einzige Frau, von der ich behaupten kann, dass sie nie untreu wird. Wenn das Giovanni nicht erkennt, ist er selber schuld und verdient so jemanden wie dich nicht. Außerdem kann ich mir keine bessere Wächterin als dich vorstellen. Du bist tough und wirst alles schaffen, wenn du es nur willst«, ermuntert mich Francesco mit eindringlicher Stimme. Er rutscht näher und nimmt mich in den Arm.
    »Danke, Francesco. Das weiß ich zu schätzen«, bedanke ich mich bei ihm.
    Plötzlich kommt Marco wieder herein. Ich stehe auf und schreite, so selbstbewusst und voller Energie wie schon länger nicht mehr, vor. Francesco steht auch auf und stellt sich hinter mich.
    »Also, wann fängt das Training an?«, frage ich.
    Marco grinst, kleine Grübchen bilden sich um seine Lippen, und seine sonst so kühlen, eisblauen Augen scheinen in Flammen aufzugehen, als er erwidert: »Sofort!«

Kapitel 14
     
    Es sind schon zwei Tage vergangen, seitdem das Training begonnen hat. Ich habe gelernt, wie ich den Ruf kontrollieren kann. Anfangs hat mich das fertiggemacht, doch jetzt kann ich das Klingeln in meinem Ohr ausblenden. Es macht mir nichts mehr aus, und ich fühle mich nicht mehr so verletzlich. Marco ist ein guter Lehrer. Er ist sehr geduldig, und anscheinend macht es ihm Spaß zu unterrichten. Er hat mir sogar sein Schlafzimmer überlassen und schläft auf der Couch. Ich habe jedoch noch immer nicht schlafen können. Am Anfang hatte ich mir einen vollkommen falschen Eindruck von ihm gemacht. Er will mir wirklich nur helfen, doch zu meiner Verteidigung will ich nur so viel sagen: So, wie er sich präsentiert hat, als gruseliger, geheimnisvoller Verdächtiger, hätte jeder dasselbe gedacht wie ich.
    Francesco hat allen erzählt, es gäbe einen familiären Notfall, und ich wäre für einige Tage zu meiner Mutter, die seit vier Jahren in Venedig lebt, gefahren. Als mein Vater gestorben war, hatte sie es in unserem Haus nicht mehr ausgehalten, vor allem nachdem mein Bruder und ich ausgezogen waren und sie ganz allein dort hatte wohnen müssen. Jeder einzelne Zentimeter erinnerte sie an meinen Vater. Kurzerhand hatte sie sich entschlossen, in eine andere Stadt zu ziehen. Seitdem haben wir zwar regelmäßig telefoniert, doch wir haben uns nicht mehr oft sehen können, also versteht jeder, wenn ich einige Tage zu ihr fahre.
    Commissario Lovato ist es gleichgültig. Bestimmt freut sie sich, mich ein paar Tage nicht sehen zu müssen.
    Pinto war bestürzt. Er hat sich große Sorgen um mich gemacht und hat Francesco über meine familiäre Situation ausgefragt. Auch hat er meine Mutter schon anrufen wollen, doch Francesco konnte ihn gerade noch daran hindern mit dem Argument, es sei taktlos, die Familienzusammenführung zu stören.
    Giovannis Reaktion war ernüchternd, wie Francesco sogar erzählt hat, eher teilnahmslos. Es ist ihm anscheinend egal, dass seine Freundin ohne auch nur ein Wort der Verabschiedung weggefahren ist. Was ist nur mit ihm? Sonst ist er immer so fürsorglich und liebevoll zu mir gewesen!
     
    »Riccardi! Alles gut so weit?«, ruft Francesco hinter mir. Nach der Arbeit kommt er mich jeden Abend besuchen und schaut nach dem Rechten.
    »Ja, es ist alles in Ordnung. Wir sind heute gut vorangekommen, ich kann den Ruf nun vollkommen ausblenden.«
    »Hast du keine weitere Gabe erhalten?«, fragt er neugierig.
    Ich schüttle nur den Kopf und bin ganz froh darüber, denn ich muss erst mit meinen vorhandenen Gaben klarkommen, bevor ich eine weitere dazubekomme. Außerdem bedeutet es, dass der Parali keinen weiteren Menschen umgebracht hat. Das ist sehr beruhigend.
    »Weißt du, was wirklich cool wäre? Wenn du mit Tieren sprechen könntest wie Wonder Woman oder – noch besser – wenn du

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