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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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Vincent. Sie erinnerten ihn an eine Phase seiner Kindheit, als die Erwachsenen, mit denen er zu tun hatte, der Meinung waren, sie wüssten mehr über das, was in seinem Kopf vorging, als er selbst.
    Nicht einmal im Traum wäre ihm eingefallen, die Frau, die diese Fotos geschaffen hatte, zu töten. Sie war eine Künstlerin. Und davon gab es ohnehin zu wenig.
    Doch Tolan, der nicht das Geringste für künstlerische Unversehrtheit übrig hatte, wollte, dass sie starb. Tolan hatte Vincent benutzt. Er hatte sein Werk auf das Schändlichste missbraucht. Hatte das Leben einer schönen, talentierten Frau ausgelöscht, ihr ein Ohr abgeschnitten und sein kleines Zeichen kopiert, von dem er irgendwie Kenntnis erlangt hatte – und alles in dem erbärmlichen Versuch, ihm das Verbrechen in die Schuhe zu schieben.
    Es überraschte Vincent nicht, dass die Ermittler unfähig waren, zu erkennen, dass zwischen dem sogenannten Opfer Nummer acht und den sieben Meisterwerken aus künstlerischer Sicht Welten lagen. Polizisten waren Vertreter einer niederen Gattung, ohne jegliches Verständnis für wahre Kunst.
    Er hatte in Betracht gezogen, der Zeitung einen Brief zu schreiben, um auf die offensichtliche Fälschung hinzuweisen und sein Bedauern über diesen sinnlosen Verlust eines Lebens auszudrücken. Doch damit hätte er sich benommen wie ein weinerliches Kind.
    Und Vincent war kein weinerliches Kind. Also hatte er Ocean City für einige Zeit verlassen und war in den Norden zu seiner Mutter gezogen. Dort hatte er wieder angefangen zu trinken, und eines Nachts geriet er in eine Kneipenschlägerei. Jemand wurde mit einem Messer verletzt – nicht sehr schwer, doch es war Vincents Messer. Der Richter zeigte ebenso wenig Verständnis für den Gebrauch von Waffen wie die Polizisten bei seiner Verhaftung. Vincent wurde zu einem Alkoholentzug und einigen Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
    Diese Monate erwiesen sich als Offenbarung. Sie eröffneten ihm eine neue Perspektive. Jetzt wusste er, was er tun musste. Er hatte herausgefunden, was er gegen diese Verschleierung der Justiz unternehmen konnte. Sein Triumph würde sich im Verborgenen abspielen, doch ein Triumph wurde es allemal. Einer, mit dem er seine Integrität als Künstler zurückgewinnen konnte.
    Einen Monat nach seiner Entlassung kehrte er nach Ocean City zurück – in gespannter Erwartung auf die Jagd nach seiner Beute.
    Denn genau das war Dr. Tolan jetzt für ihn. Seine Beute.
    22
    »Harter Stoff«, sagte Carmody, nachdem Tolan seinen Bericht beendet hatte. Sichtlich alarmiert blätterte sie zum vierten oder fünften Mal die ausgedruckten Websites durch. »Wir müssen Rossbach informieren.« Sie drückte auf ihrem Handy eine Kurzwahltaste.
    Blackburn sah sie verärgert an. »Kannst du das nicht woanders machen? Der Doc und ich müssen uns unterhalten.«
    Carmody warf ihm einen Blick zu, sagte aber nichts und verließ eilig den Innenhof. Blackburn seufzte. »Und von der hätte ich mir fast ein Kind andrehen lassen!«
    Tolan konnte darüber nicht lachen. Ihm stand nicht der Sinn nach Blackburns Humor. Der jedoch schien das gar nicht zu merken. »Also, bisher ist nur eines klar: All das läuft auf einen Typen hinaus, der Sie anruft und als drittklassigen Trittbrettfahrer bezeichnet.«
    »Sieht so aus.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wie er darauf kommt?«
    »Ist das denn nicht offensichtlich?«
    »Nein, für mich jedenfalls nicht.«
    »Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass der Ehemann grundsätzlich der Hauptverdächtige ist, wenn eine Frau ermordet wird.«
    Blackburn schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn alles auf einen Serientäter hindeutet.«
    »Aber was ist, wenn das mit der Fälschung stimmt? Wenn diese Analogie zu van Meegeren tatsächlich besteht?«
    Blackburn runzelte die Stirn. »Versuchen Sie gerade, mir etwas zu sagen?«
    »Ich spiele nur verschiedene Möglichkeiten durch. Vincent beharrte darauf. Behauptete, die Polizei und die Medien hätten einen Fehler gemacht.«
    »Vielleicht hat er Sie einfach nur verarscht.«
    »Vielleicht. Doch wenn Vincent meine Frau nicht getötet hat, stellt sich die Frage –«
    »Halt, warten Sie.« Blackburn winkte energisch ab. »Eins dürfen wir nicht vergessen: Der Typ, von dem wir hier reden, ist total durchgeknallt. Sie anzurufen und des Mordes zu beschuldigen, ist wahrscheinlich genau der Kick, den er braucht.«
    Das klang vernünftig. Andererseits hatte Blackburn nicht mit Vincent gesprochen, hatte nicht seine

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