Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Empörung gespürt.
»Ich habe jeden Tag mit so etwas zu tun, Detective. Ich glaube, ich weiß, wann jemand die Wahrheit sagt.«
»Das respektiere ich, Doc. Aber da ist noch die Tatsache, dass Ihre Frau nicht von einem Nachahmer getötet wurde.«
»Warum sind Sie sich da so sicher?«
»Trittbrettfahrer machen immer einen Fehler. Irgendeine Kleinigkeit. Und der Mord an Ihrer Frau trägt eindeutig Vincents Handschrift. Wenn es nicht so wäre, hätten die vom Department Ihren Arsch schon längst so was von durchleuchtet, dass Sie Donuts scheißen würden.«
Tolan sagte nichts.
»Wenn Sie also kein Geständnis ablegen«, fuhr Blackburn fort, »müssen wir davon ausgehen, dass der Typ Sie zum Affen macht. Er hat Sie schon einmal zum Opfer gemacht. Jetzt tut er es wieder, und wahrscheinlich macht ihn das richtig an.« Er unterbrach sich. »Vorausgesetzt natürlich, es war tatsächlich Vincent, der Sie angerufen hat.«
Tolan war überrascht. »Wie meinen Sie das?«
»Sie haben doch selbst gesagt, es könnte auch einer Ihrer Patienten gewesen sein. Eine geflüsterte Drohung per Telefon beweist so gut wie gar nichts.«
»Sie haben die Website vergessen«, sagte Tolan. »Die Fotos.«
Blackburn zuckte die Achseln. »Heutzutage kann man sich jeden Mist aus dem Internet herunterladen. Wer weiß, wo er die Fotos her hat. Bis jetzt lässt sich nur erkennen, dass da irgendjemand mit Photoshop umgehen kann.«
Tolan starrte ihn an.
»Warum so ablehnend, Detective? Glauben Sie mir etwa nicht?«
»Ganz im Gegenteil, Doc. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es Vincent war, der Sie angerufen hat – vor allen Dingen, weil ich nicht an Zufälle glaube. Aber im Gegensatz zu meiner sogenannten Partnerin da drinnen, die am liebsten gleich auf Alarmstufe Rot schalten würde, lasse ich das Ganze lieber erst mal sacken, bevor ich unausgegorene Ideen verfolge.«
Etwas von dem, was er gesagt hatte, machte Tolan hellhörig. »Was für ein Zufall?«
»Hä?«
»Sie sagten, Sie glauben nicht an Zufälle. Welcher Zufall?«
Blackburn sah ihn an. »Erinnern Sie sich an den kleinen Haken, den ich erwähnt habe?«
Tolan nickte.
»Der Tote, den wir diese Nacht gefunden haben. Der Ihre neue Patientin so aus dem Konzept gebracht hat. Es besteht Grund zu der Annahme, dass es sich um Vincents jüngstes Opfer handelt.«
Tolan lief ein kalter Schauer über den Rücken. War das mal wieder einer von Blackburns Witzen? »Sie haben doch gesagt, er wurde nur erstochen.«
»Wurde er auch.«
»Dann verstehe ich nicht ganz. Wurde er denn zerstückelt, so wie die anderen?«
Blackburn schüttelte den Kopf. »Der Täter wurde offenbar vorher gestört.«
»Woher wollen Sie dann wissen, dass es Vincent war?«
»Die Kleinigkeiten«, antwortete Blackburn. »Es sind immer wieder die Kleinigkeiten.«
Die folgenden Minuten verbrachte Blackburn damit, diese Kleinigkeiten genauer zu erläutern. Er erzählte Tolan von der Entdeckung des Pathologen, von der erneuten Einberufung der Task Force und von der Theorie, dass Jane X Nummer 314 möglicherweise der Schlüssel dazu sein könnte, Vincent van Gogh endlich zu schnappen.
Tolan wurde bei alldem ganz schwindelig. Das ging ihm viel zu schnell.
»Denken Sie daran, Doc, alles, was ich Ihnen erzählt habe, ist streng vertraulich. Aber ich glaube, je mehr Sie wissen, desto eher können Sie sie zum Reden bringen. Leider stellt uns das vielleicht vor ein Problem.«
»Das habe ich die ganze Zeit schon gesagt.«
»Nicht wegen der Zeugin. Wegen Ihnen. Nicht jeder in der Task Force ist so begeistert von Ihrer Mitarbeit wie Carmody und ich.«
Tolan war nicht überrascht. »Die fragen sich, ob ich objektiv sein kann.«
»Oder ob das Gegenteil der Fall ist.«
Er konnte es verstehen, die Sorge war berechtigt. Tolan war jetzt persönlich in den Fall verwickelt, und wenn dieser vor Gericht kam, würde jeder Verteidiger, der sein Geld wert war, den Vorwurf erheben, er habe die Zeugin manipuliert oder vorbereitet.
»Stellt sich also eine Frage«, sagte Blackburn. »Können Sie in diesem Fall objektiv sein?«
Tolan war sich nicht sicher, wie die Antwort lautete. Objektivität war an diesem Vormittag nicht gerade seine Stärke gewesen. Ganz und gar nicht.
Er dachte an Jane und ihre braunen Augen, die genauso aussahen wie Abbys, und er fragte sich, was sie gesehen hatten. Selbst wenn er seine Gefühle außen vor zu lassen vermochte – würde er jemals die scheinbar uneinnehmbare Mauer, die sie um sich herum
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