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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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angeschrien, hatte sie eine Nutte genannt – eine unverzeihliche Kränkung, wenn man ihre Vergangenheit in Betracht zog –, doch allein der Gedanke, er könne sie derart grausam zerstückelt haben, war so abstrus, dass er beinahe lachen musste.
    Beinahe.
    Denn Tolan wusste ganz genau, dass sich die Menschen hinsichtlich dessen, wozu sie fähig waren oder nicht, häufig etwas vormachten. Oft genug war es in der Vergangenheit bewiesen worden. In jedem schlummerte ein wildes Tier, das dafür sorgen konnte, dass der Gewaltinstinkt die Oberhand gewann. Jeder war fähig, diese Grenze zu überschreiten. Meistens war etwas ganz Alltägliches der Auslöser. Irgendetwas Unscheinbares und Unerwartetes.
    Wie eine offene Packung Kondome.
    25
    Blackburn hasste den Zirkus, und die Notfallstation war dabei, sich in einen zu verwandeln.
    Carmody hatte bereits auf Manager-Modus umgeschaltet. Sie hing am Telefon, bis eine Horde Tanzbären eintraf, alle in der Hoffnung, ein Killer würde gegen jegliche menschliche Logik handeln.
    Blackburn befand sich im Beobachtungsraum neben dem Zimmer der Psycho-Tussi. Man hatte ihr die Gurte abgenommen – schwerer Fehler –, und sie lag wie zuvor in Embryostellung auf dem Krankenhausbett.
    Cassie saß vor ihrem Computer und behielt sie pflichtbewusst im Auge. Clayton Simm, Tolans Wunderknabe, würde auch bald eintreffen. Tolan hatte zweimal versucht, ihn anzurufen, doch nur den Anrufbeantworter erreicht.
    Sie befanden sich also in der Warteschleife, und für Warteschleifen hatte Blackburn noch wesentlich weniger übrig als für den Zirkus.
    Gerade dachte er über die Vor- und Nachteile einer Gehirnoperation nach – wahrscheinlich konnte man am Ende des Korridors eine machen lassen –, als die Verbindungstür aufging.
    Eine große, gutaussehende Frau im weißen Kittel betrat den Raum.
    Hallihallo!
    »Cassie, willst du nicht mal Pause machen?«
    Die Pflegerin sah auf und lächelte. »Ja, danke. Ich könnte eine Rauchpause gebrauchen.«
    Ich auch, dachte Blackburn. Wahrscheinlich gab es niemals einen günstigen Zeitpunkt, um mit dem Rauchen aufzuhören, doch er hatte sich wirklich den schlechtesten ausgesucht. Ihm fiel die Tüte Möhrenstäbchen auf seinem Schreibtisch ein, und er wünschte, er hätte jetzt eins, an dem er knabbern konnte. Pendergast hatte recht. Es war nichts weiter als eine orale Fixierung. Er wollte etwas im Mund haben – was bei genauerem Nachdenken nicht gerade für seine Männlichkeit sprach. Im Gegensatz zu seinem Interesse für die Frau im weißen Kittel. Sie war heißer als ein Feuerwerkskörper.
    Cassie verließ den Beobachtungsraum. Der Kittel drehte sich um und gab ihm die Hand. »Detective Blackburn, richtig?«
    »So nennt man mich«, antwortete er.
    »Ich bin Lisa Paymer, die Leiterin des Pflegepersonals der EDU. Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht mehr, aber wir sind uns schon einmal begegnet, als sie vor einigen Monaten hier zu tun hatten.«
    Aha. Sie war ihm gleich bekannt vorgekommen.
    »Da war ich wohl ziemlich beschäftigt«, sagte er, »denn Sie sind nicht so leicht zu vergessen.«
    Die Bemerkung hallte deutlich nach. Sie war offenbar nicht bissig. Aber sie schwamm auch nicht auf derselben Wellenlinie.
    »Wir haben hier öfter mit uniformierten Polizisten zu tun«, sagte sie steif, »aber nur selten mit Ermittlern. Und mit so vielen schon gar nicht. Allmählich werden unsere Patienten nervös, wenn Ihre Leute hier überall –«
    Sie unterbrach sich und starrte die Psycho-Tante an.
    »Du meine Güte …«
    »Was?«
    »Ich habe nur den Bericht gelesen, ich sehe sie jetzt zum ersten Mal. Ich wusste nicht …«
    »Was wussten Sie nicht? Kennen Sie sie?«
    Der Kittel überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein, aber sie erinnert mich an jemanden.« Sie sah Blackburn an. »Ist das Ganze wegen ihr?«
    »Teilweise«, antwortete Blackburn. »Genaueres wird Ihnen Doc Tolan erzählen.«
    »Das ist ja das Problem. Er sagt nichts.«
    »Er kommt mir nicht gerade besonders verschwiegen vor, also hat er wohl seine Gründe, wenn er im Moment nichts sagt.«
    Sie blickte wieder hinüber zu der Psycho-Tante. »Das sehe ich auch so. Aber ich mache mir Sorgen um ihn. Er murmelte etwas von verrückten Anrufen. Ist er in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    Blackburn sah sie abschätzend an. »Ich nehme an, Ihre Beziehung ist nicht nur beruflicher Art?«
    Sie nickte.
    Tja, dachte Blackburn. Der Doc ist gar nicht so übel dran. Den Füller ins Tintenfass der

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