Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
hängenden Wolkengebirge langsam auflösten. Nicht mehr lange und die Dämmerung würde hereinbrechen.
"Wenn Sie noch etwas wünschen, so sagen Sie es mir bitte", forderte Archer in seiner reichlich steifen Art.
"Wie lange arbeiten Sie schon hier?", fragte Tom den grauhaarigen Mann.
"Dreißig Jahre", erklärte Archer ohne dabei auch nur eine Augenbraue zu bewegen.
"Dreißig Jahre?", echote Tom. "Aber Mr. Delrey wohnt doch noch gar nicht so lange hier!"
"Ich diente bereits dem vorherigen Besitzer des Puerto de las Cabezas."
"Und wer war das?"
"Er heißt Jason Styles und ist der letzte Spross einer Familie, der dieses Anwesen für fast drei Generationen gehörte. Er verfiel dem Wahnsinn und befindet sich nun in einem Sanatorium in Quebec."
Tom trat auf Archer zu.
"Was hat Mr. Delrey vor?"
"Fragen Sie ihn das selbst, Mr. Hamilton." Sein Lächeln war dünn, beinahe etwas verlegen. "Sie entschuldigen mich jetzt... Ich muss mich um die Vorbereitung des Diners kümmern."
Mit diesen Worten ging er hinaus.
Ich näherte mich Tom und lehnte mich an ihn. Er legte zärtlich den Arm um mich.
"Scheint, als hätte die Frau in McLaughlin River Lodge recht behalten", murmelte er. "Dies ist wirklich ein verfluchter Ort."
"Ich frage mich, was man von mir erwartet", sagte ich.
"Jedenfalls plant er wohl nicht die Rückkehr ins Film-Business, wie sein Agent durchblicken ließ."
Tom sah mich an. Unsere Blicke verschmolzen miteinander und ich genoss den warmen, angenehmen Schauer, der mich dabei überkam.
Ich war froh, nicht allein zu sein und ihn bei mir zu wissen auch wenn die Logik mir sagte, dass er den Mächten, mit denen wir es hier zu tun hatten, ebenso ohnmächtig gegenüberstand, wie ich.
"Angeblich will er deine Hilfe bei der Jagd auf diese Monstren", sagte Tom.
"Die Diener Quanadros...."
Er nickte.
"Ja. Aber ich glaube nicht, dass das alles ist. Da steckt noch mehr dahinter... Jedenfalls wird jetzt langsam klar, weshalb er nicht wollte, dass irgend jemand hier her kommt, um ein Interview mit ihm zu machen."
"Wir haben beide gesehen, was dort unten in dem Gewölbe geschehen ist, Tom. Und wenn nur ein Bruchteil dessen der Wahrheit entspricht, was Delrey und Kelvorkian uns erzählt haben, dann droht eine mörderische Gefahr. Nicht nur für uns und all diejenigen, die sich hier in der Gegend aufhalten."
Tom küsste mich, strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Dann lösten wir uns voneinander. Tom ließ sich in einen der tiefen Ohrensessel fallen, die hier aufgestellt waren und machte ein nachdenkliches Gesicht.
Ich holt mein Handy aus der Handtasche.
"Was hast du vor, Patti? Du willst doch nicht schon einen ersten Bericht an die LONDON EXPRESS NEWS absenden?"
"Nein", sagte ich, obwohl das im Ernstfall keine größere Schwierigkeit gewesen wäre. Ich hatte mein Notebook und ein Modem dabei. Wenn es sein musste, konnte ich einen Artikel per E-Mail nach London schicken. "Ich will Tante Lizzy anrufen, um sie einiges zu fragen. Wir wissen einfach zu wenig, um das, was hier geschieht, einordnen zu können."
Ich bekam keine Verbindung zu einem Mobilfunknetz.
"Dass wir hier so abgelegen sind, wusste ich nicht", kommentierte Tom.
"Das ist unmöglich!", meinte ich. "Miami ist keine Autostunde entfernt und ich bekomme kein Netz!"
Als ob der Empfang durch irgend etwas gestört wird, durchzuckte es mich.
*
Das Dinner ließ noch auf sich warten. Archers Vorbereitungen zogen sich offenbar etwas in die Länge.
Ich holte den blauen Stein aus meiner Tasche und zeigte ihn Tom. Ich hatte ihm davon erzählt, dass Tante Lizzy mir diesen Stein zum Schutz vor Quanadro mitgegeben hatte.
"Vielleicht ist es nur Aberglauben. Selbst Tante Lizzy räumt diese Möglichkeit ein", meinte ich. "Aber dieses Leuchten..."
Ich umfasste den Stein.
Er leuchtete durch meine Hand hindurch und wieder überkam mich dieser charakteristische Kraftstrom.
Dann gab ich Tom den Stein. Ich legte ihn vorsichtig in seine Handfläche.
"Wann hat dieses Leuchten begonnen?", fragte er.
"Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass es eine Reaktion auf das ist, was unten im Keller geschah..."
Er gab mir den Stein zurück.
Ich sah ihn an, versank in seinen meergrünen Augen. "Was sollen wir tun, Tom?"
"Delrey will unsere Hilfe - vor allem wohl deine! Okay, dann soll er sie haben. Eine Okkultismus-Expertin bist du ja wirklich. Aber wir müssen herausfinden, was wirklich hinter diesem ganzen Theater steckt, Patti. Nachdem wir dieses Dinner hinter
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