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Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing

Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing

Titel: Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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geworden.
    Transparente Gestalten tauchten wie aus dem Nichts heraus auf. Sie materialisierten einer nach dem anderen. Bleich waren sie, wie die Geister der Spanier, die im Augenblick den Schlosshof stürmten. Ihre Gesichter waren hasserfüllte Totenmasken, die Augen gebrochen.
    Es waren Dutzende.
    Und dann begriff ich. Dies waren die Geister all jener Unglücklichen, die man im Lauf der Jahrhunderte in dieses Gewölbe geführt hatte, um jene düsteren Rituale an ihnen zu vollziehen, die ihnen die Lebenskraft entzogen.
    Lord Darnbys Männer versuchten in heller Panik zu flüchten.
    Aber es war zu spät. Wie die Furien stürzten sich die transparenten Gestalten auf sie. Und jeder, den sie niederrangen, zerfiel zu Staub und Erde.
    Auch Lord Darnby hatte eine jener geisterhaften Kreaturen, die kaum noch etwas menschliches an sich hatten, an der Kehle. Gemeinsam stürzten sie zu Boden, rollten übereinander.
    Lord Darnby schrie und versuchte dieses Wesen abzuschütteln. Aber das war unmöglich, denn sein Gegner hatte keinerlei Substanz. Der bleiche Lord griff mit seiner Eisenhand durch die geisterhafte Erscheinung hindurch. Einige Augenblicke dauerte es, ehe Lord Darnby zerfiel.
    Die Eisenhand war das Letzte, was von ihm blieb.
    Eine Schicht aus Rost bildete sich innerhalb der nächsten Sekunden. Und dann zersetzte sie sich zu einem feinen, rötlichen Staub.
     
    *
     
    Die Schreie verstummten schließlich. Keiner von Lord Darnbys Leuten war verschont worden.
    Die transparenten Astralgestalten standen stumm da. Sie blickten mich an.
    Mich und...
    "Tom...", flüsterte ich, nachdem ich sah, dass er sich wieder alle Erwartung plötzlich doch bewegt hatte. "Tom, du lebst! Sag etwas. Bitte!"
    Er hob den Kopf.
    Sein Blick wirkte entrückt. Er wandte das Gesicht in meine Richtung, blickte aber zunächst durch mich hindurch. Es dauerte einige Augenblicke, bis die alte Lebendigkeit aus seinen meergrünen Augen leuchtete.
    "Patti...", flüsterte er.
    "Ich dachte, du wärst...tot!"
    "In gewisser Weise war ich das auch. Ich war außerhalb meines Körpers... Und da traf ich diese Gespenster der Vergangenheit..."
    "Du hast sie..."
    "...gerufen? Vielleicht kann man es so ausdrücken. Aber verlange jetzt keine Erklärung. Ich habe keine."
    "Tom, ich liebe dich! Und ich bin so froh..."
    Tom riss an seinen Ketten.
    "Noch ist es nicht zu Ende, Patti... Noch nicht!"
    Eine der transparenten Gestalten trat auf mich zu. Die blicklosen Augen waren ein entsetzlicher Anblick. Unendliche Qual stand in diesem blassen Gesicht. Aber die Züge, die soeben noch tierhaft verzerrt waren, entspannten sich jetzt zusehends.
    Mein Para-Sinn registrierte die mentale Energie.
    Die Gestalt hob die Hand und berührte damit die Ketten, mit denen ich an die Wand gefesselt war. Der Rostüberzug wurde intensiver, dann spürte ich, wie das Eisen auseinanderbröckelte. Eine Handvoll roten Staubes fiel zu Boden. In Windeseile war dasselbe mit den Eisenringen geschehen, die mein anderes Handgelenk und die Fußgelenke umklammerten.
    Eine der anderen Geistergestalten machte dasselbe bei Tom.
    Wir rieben uns die Hände, dann stürzten wir zueinander.
    "Patti!"
    "Tom!"
    Er nahm mich in den Arm und presste mich an ihn. Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, je wieder den Schlag seines Herzens zu fühlen.
    Die Astralgestalten standen wie starre Puppen da.
    "Was ist mit ihnen?", fragte ich.
    "Ich weiß es nicht. Seit ich wieder in meinem Körper bin, habe ich keine Verbindung mehr zu ihnen... Aber ihre Rache ist nun vollendet."
    "Tom - ich glaube sie verblassen!"
    Langsam lösten sie sich vor unseren Augen auf. Sie entmaterialisierten, schimmerten noch einige Augenblicke wie schwache Projektionen und waren dann verschwunden.
    "Ich hoffe, dass sie Frieden gefunden haben", sagte Tom.
    Noch bevor wir das Gewölbe verließen, zerfiel auch das hölzerne Sechseck, das von der Decke gelassen worden war. Am Boden lag nichts weiter als morsche Holzstücke, die schon halb zu Erde zerfallen waren.
     
    *
     
    Als wir in die oberen Bereiche des Schlosses vordrangen, hatte sich dort alles verändert. Nichts deutete jetzt darauf hin, dass hier in den letzten Jahrhunderten je jemand gelebt hatte. Spinnweben und eine dicke, weiße Staubschicht hatten sich über alles gelegt.
    Die Getreuen des bleichen Lords waren vollkommen zerfallen - und auch von den Spaniern gab es keine Spur. Die SANTA ISABEL war ebenso verschwunden wie ihre Besatzung. Vermutlich waren sie, nachdem ihre Rache erfüllt

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