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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Bier, aber ihre Augen waren durch das Video gefesselt.
    Die Schlange wand sich um den nackten Körper der Frau, höher und höher. Ihr Kopf schob sich unter einer Achselhöhle hindurch. Er züngelte langsam über die Brüste. Der Schwanz klopfte immer noch zuckend auf die linke Brust der Frau, als der Kopf schon wieder im Nacken erschien. Die Frau, die sich immer noch ekstatisch die Brüste und die Hüften rieb (anstelle der Stellen, dachte Alison, wo sie sich eigentlich streicheln würde, wenn die Produzenten dann nicht doch vor diesem letzten Schritt zurückgezuckt wären), wandte ihr Gesicht dem Kopf der Schlange zu und schürzte ihre vollen, glänzenden Lippen.
    »Entschuldigung?«
    Alison zuckte zusammen. Ein junger Mann stand vor ihr, gerade so, dass er ihr nicht den Blick verdeckte. Sie war überrascht, dass sie sein Kommen nicht bemerkt hatte.
    »Es tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe«, sagte er.
    »Schon gut.«
    »Interessantes Video, was?«
    Sie fühlte, wie sie rot wurde. Ihre Kehle war trocken. Sie nahm einen Schluck Bier. »Ganz schön aufreizend.«
    »Bist du mit jemandem hier?«
    »Ah, nein.«
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Alison kannte ihn nicht. Er schien ein wenig älter als die meisten Studenten, und war mit seiner Anzughose und dem weißen Rollkragenpullover auch besser gekleidet. Sein schwarzes Haar war sorgfältig frisiert. In der Hand hielt er kein Bier, sondern einen Cocktail - wahrscheinlich einen Martini. Vermutlich ein Jura-Student.
    »Irgendjemand hat sich mit dem anderen Stuhl davongemacht«, sagte sie.
    »Kein Problem.« Er verschwand. Kurz darauf kam er mit einem Stuhl zurück und setzte sich ihr gegenüber. »Nick Winston.« Er hielt ihr seine Hand hin.
    »Alison Sanders.« Sie schüttelte die angebotene Hand. »Jura-Student?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du wirkst so.«
    »So alt, meinst du?«Er grinste.
    Ich stehe auf ältere Männer, dachte sie. Aber sie sprach es nicht aus. »Ein wenig reifer als die meisten von uns?«, sagte sie statt dessen.
    »Hauptfach Psychologie?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du wirkst so.«
    »So neurotisch?«
    »So tiefsinnig.«
    »Das ist kein Tiefsinn, das ist nur eine Depression.«
    »Und was, wenn ich so fragen darf, kann eine schöne, offenbar intelligente junge Frau wie dich in eine Depression stürzen?«
    »... ich sehe mich tot im Regen ...«
    »Ah, Hauptfach Englisch.«
    Sie lächelte. »Stimmt.«
    »Und, tust du es wirklich?«
    »Was?«
    »Siehst du dich tot im Regen?«
    »Nein. Mir war nur gerade nach Hemingway.«
    »Findest du nicht, dass seine Ansichten ziemlich unreif sind?«
    Ihr Eindruck von Nick Winston erhielt einen Dämpfer. »Was meinst du mit unreif?«
    »Na ja, die Art, wie er seine weiblichen Protagonisten beschreibt. Das sind doch die Fantasien eines Halbstarken. Guck dir doch nur Maria an.«
    »Mir gefällt die Szene im Schlafsack.«
    Nick hob eine Augenbraue: »Also bitte.«
    Alison bemerkte, wie sie wieder rot wurde. »Na ja, das ist sehr romantisch.«
    »Romantisch, meinetwegen, aber auch stark idealisiert. Hast du jemals Sex in einem Schlafsack versucht?«
    »Vielleicht.«
    »Ach, wir sind schamhaft.« Alison zuckte mit den Achseln und nahm einen Schluck. Als sie Nick wieder ansah, blickte er ihr direkt in die Augen. Ganz schönes Tempo, dachte sie. Wo soll das noch hinführen ?
    »Wenn du es getan hast, dann hast du bestimmt auch bemerkt, wie eng das ist und wie hart der Boden ist. Alles in allem ist die ganze Sache alles andere als bequem.«
    Das war es nun wirklich nicht, dachte sie. Aber das gehl dich nichts an, Nick. »Meiner Meinung nach ist ein vernünftiges Bett immer noch die beste Spielwiese für solche Begegnungen, findest du nicht auch?«
    »Ich dachte, wir reden über Hemingway.«
    »Aber das tun wir doch. Ich war gerade dabei, zu erklären, dass ich die Schlafsackszene in Wem die Stunde schlägt für eine unrealistische, idealisierte Sichtweise der ...«
    »Ich mag sie.«
    Nicks Mundwinkel zog sich spöttisch nach oben. »Ich glaube nicht, dass das in einem Gewitter so angenehm wäre.«
    »Wenn man ein Zelt hat...«
    »Bedauerlicherweise besitze ich weder ein Zelt noch einen
    Schlafsack. Ich habe jedoch einen TransAm, der uns in aller Bequemlichkeit zu meiner Wohnung bringen könnte.«
    »Wo du zweifellos auch ein vernünftiges Bett hast.«
    Er hob sein Glas, nahm einen Schluck und starrte Alison über den Rand hinweg an. Sie hatte das Gefühl, dass er diesen Blick lange geübt hatte. Er setzte

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