Parasit
seinen Drink ab und beugte sich vor. Er faltete seine Arme auf dem Tisch und sah Alison tief in die Augen. »Was das angeht, ja, ich habe ein vernünftiges Bett. Ob wir das benutzen oder nicht, bleibt selbstverständlich dir überlassen.«
»Danke verbindlichst.«
»Es ist mir natürlich klar, dass wir uns gerade erst begegnet sind, und ich könnte verstehen, wenn du zögern würdest, sofort zu den - Intimitäten überzugehen. Ich würde es ganz bestimmt nicht wollen, dass du dich von mir in irgendeiner Weise unter Druck gesetzt fühlst.«
»Ich weiß nicht, Nick.«
Du weißt nicht'?, fragte sie sich. Ist das nicht genau das, was du wolltest?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
»Wir fahren in meine Wohnung, trinken da etwas, um uns ein wenig aufzuwärmen und hören etwas Musik. Das ist alles, es sei denn, du entscheidest dich dazu, dass wir uns anderen Aktivitäten widmen.«
»Ich verstehe. Du wirst ein vollendeter Gentleman sein.«
Er zuckte vielsagend mit den Achseln. »Falls du natürlich nicht willst ...«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aha, aber du hast noch deine Zweifel.«
»Es gehört nicht zu meinen üblichen Gepflogenheiten, einem Herrn in seine Wohnung zu folgen, den ich noch nicht einmal fünf Minuten kenne.«
»Es gehört auch nicht zu meinen üblichen Gepflogenheiten, eine Dame nach nicht einmal fünf Minuten zu fragen.« Er nippte wieder an seinem Cocktail. Dann stellte er ihn ab. Er sah ihr in die Augen. »Um ehrlich zu sein, Alison, da ist etwas ... du hast etwas Besonderes. Ich habe das in dem Moment gespürt, als ich dich hier sitzen sah ...«
»... wo ich mit offenem Mund ein erotisches Video begaffte«, beendete sie seinen Satz.
»Das war nicht der Grund. Es war nur - als ich dich gesehen habe, hatte ich nicht den Eindruck, dass wir uns noch nie begegnet sind; es war, als würden wir uns schon seit langer Zeit kennen.«
Das bezweifle ich doch stark, dachte sie.
Der Spruch wäre vielleicht sogar gut gewesen, wenn er nur nicht so abgedroschen geklungen hätte.
Abgedroschen oder nicht - vielleicht meinte er es ja tatsächlich so.
»Ich will dich erst näher kennen lernen«, sagte sie.
»Das ist nicht meine übliche ...«
»Ein paar Drinks, dabei bleibt es. Wir hören Musik, wir reden miteinander. Wir lernen uns kennen. Was hast du schon zu verlieren?«
Ja, was?
»Falls du Angst hast, dass ich über dich herfallen könnte, oder so ...« Er schüttelte den Kopf und musste bei dieser lächerlichen Idee grinsen.
»Darum geht es nicht.«
»Worum dann?«
»Ich weiß es nicht.«
»Dann versuchen wir es doch einfach. Das ist das mindeste.«
»Gib mir ein wenig Bedenkzeit. Ich muss sowieso aufs Klo. Ich bin gleich wieder da.«
Oder auch nicht, dachte sie.
Sie stand auf und nahm ihre Tasche mit. Bedauerlicherweise musste sie jedoch wirklich auf die Toilette. Für den Weg nach Hause brauchte sie ungefähr eine Viertelstunde. Bis dahin konnte sie es nicht mehr aushalten.
Sie hastete in die Toilette. Ihr Overall machte die Sache kompliziert, aber schließlich war sie fertig und verließ die Kabine.
Sie bleib vor einem der Waschbecken stehen. Langsam wusch sie sich die Hände.
Du könntest mit ihm gehen, dachte sie. Deswegen bist du schließlich heute Abend hier her gekommen.
Ihr Herz schlug so heftig, dass ihre Brust schmerzte.
Vergiss es. Schnapp dir den Regenmantel und sieh zu, dass du wegkommst.
Im Spiegel über dem Waschbecken blickten ihre Augen gehetzt und panisch.
Sie trocknete sich die Hände mit einem Papiertaschentuch ab, dann öffnete sie die Toilettentür. Nick stand vor der Garderobe und trug einen durchsichtigen Plastikregenmantel und eine Schirmmütze. Er lächelte, als er sie sah: »Fertig?«
Oh Gott.
Sie nickte und nahm Helens Regenmantel vom Haken. Nick half ihr in den schweren Mantel. Sie setzte den Hut auf. Nick stieß die Tür auf und sie verließen die Kneipe. Es goss immer noch.
Nick nahm ihre Hand.
Sie gingen über den Parkplatz, wobei Nick sie um die Pfützen herum lotste.
An der Beifahrertür seines Wagens ließ er ihre Hand los und beugte sich vor, um die Tür zu öffnen.
»Nick«, sagte sie.
»Ja.« Er drehte sich nicht um.
»Ich glaube, ich will nicht.«
»Was?« Er ließ die Tür Tür sein. Er drehte sich um und starrte sie wütend an. »Was hast du gesagt?«, fragte er und übertönte den Lärm des Unwetters.
»Ich werde nicht mit zu dir gehen. Nicht heute. Trotzdem danke, dass du mich gefragt hast. Es tut mir Leid.«
»Hast du
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