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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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fürs
Fernsehen. Aufgewachsen ist Danylo mehr oder weniger in Moskau, an der
Staatlichen Musikschule, eine Art weltberühmter Kaderschmiede für musikalische
Wunderkinder. Da war sein Vater damals Lehrer. Danylo ist mit 17 dort weg,
studierte ein Jahr in Sankt Petersburg und kam dann nach Deutschland an die
Hamburger Musikhochschule. Konzertexamen letztes Jahr. Ein paar Preise, viele
Auftritte in Europa, ein paar in Übersee, aber noch nicht der ganz große
Durchbruch. Er wohnt in Winterhude, Krochmannstraße 11. Das zur ersten Info,
ich werde natürlich noch tiefer graben.«
    »Er ist verschwunden«, sagte Anna.
    Alle Blicke richteten sich auf sie. Yvonne kam mit dem Kaffee dazu
und schenkte ein.
    »Ich habe dir doch von dem schlechten Konzert kürzlich erzählt. Wo
der Pianist ausfiel. Danylo Savchenko. Angeblich wegen Krankheit …« Anna
wiederholte die Ereignisse des Abends noch einmal für alle. Sie schloss ihren
Bericht: »Er spielt häufiger mit Sofia Suworow zusammen. Soweit ich weiß, sind
die beiden seit ihrer Kindheit befreundet. Sie wohnt in Bremen.«
    »Stimmt«, sagte Daniel. »Lessingstraße 20. Telefonnummer ebenfalls
vorhanden.« Während Anna erzählt hatte, waren seine Finger über die Tastatur
gehuscht und hatten Datenbanken eingesehen, zu denen er offiziell keinen
Zugriff hatte, was ihm aber herzlich egal war, ebenso wie seinen Kollegen. Daniel
lieferte blitzschnelle und zuverlässige Ergebnisse, das war das Wichtigste.
    »Wir haben die Nummer auch schon«, sagte Volker. »Der Chef vom
›Crazy Horst‹ hat sie uns gegeben. Savchenko war am Abend, als Sebastian
Dierhagen die Leiche von Henning Petersen fand, in der Kneipe und hat sich
volllaufen lassen. Er heulte und randalierte, und als der Chef ihn rauswerfen
wollte, hat er ihm eine Telefonnummer gegeben und was gelallt von einer Sofi.
Sie hat ihn kurz darauf abgeholt.«
    Christian nickte zufrieden. »Okay. Volker und Herd, ihr fahrt zu
Savchenkos Adresse. Wenn keiner da ist, Nachbarn et cetera befragen, ihr wisst
Bescheid. Ich versuche, diese Suworow zu erreichen. Möglicherweise fahre ich
nach Bremen. Wenn ja, kommst du mit, Pete.«
    »Falls der Kerl wirklich verschwunden ist, sollen wir eine Fahndung
rausgeben?«, fragte Volker.
    »Das besprechen wir, wenn wir alle wieder hier sind. Hoffentlich mit
Ergebnissen, die uns weiterbringen.«
    Etwa zur gleichen Zeit kramte Andres Puri im »Santa Fu«
genannten Gefängnis in Hamburg-Fuhlsbüttel sein Handy aus der Bettwäsche.
Natürlich waren Handys für Insassen streng verboten, genauso wie Drogen.
Dennoch war jeder Dritte hier permanent zugekifft oder bis in die Haarspitzen
vollgekokst. Puri hielt nicht viel von Drogen, er schätzte lediglich das Geld,
das ihm der Handel damit einbrachte. Und er schätzte sein Handy. Es hatte ihn
gute fünftausend Euro gekostet, aber es war sein Geld wert. Sowohl die
Sprechverbindungen als auch Textnachrichten waren absolut abhörsicher. So
konnte er in seinem papierlosen Knast-Büro weiter seinen Geschäften nachgehen,
wenn auch mit Einschränkungen. Dass das Handy bei den unregelmäßigen
Durchsuchungen der Zellen nicht gefunden wurde, lag an Puris Kaufkraft. Er
besserte einigen Wärtern das karge Gehalt auf, dafür genoss er ein paar Sonderrechte.
Kohle macht selbst den Knast zur Komfortzone. Trotzdem war es ihm
außerordentlich lästig, hier seine Zeit zu vergeuden. Mit gewissen finanziellen
Anreizen wurde draußen deshalb intensiv daran gearbeitet, seinen Aufenthalt von
den durch das Gericht verhängten zwei Jahren auf weniger als die Hälfte zu
reduzieren. Puri war zuversichtlich, allein schon aus der Gewohnheit heraus,
dass man seinen Wünschen entsprach. Bis dahin allerdings musste er ein wenig
improvisieren.
    Schlimm genug, dass er hier war. Und nur wegen dieser blöden
Krankenschwester. Im Januar hatte er nach einem mittelschweren Herzinfarkt im
Krankenhaus auf seine Genesung gewartet. Unter der Obhut dieser
Krankenschwester. Sie war nicht hübsch, ihr Gang in den obligatorischen Birkenstocksandalen
wirkte alles andere als sexy. Andres Puri war andere Frauen gewohnt: auf hohen
Hacken balancierende, blondierte Luder mit falschen Fingernägeln und Bleistiftröcken
in Leopardenprint wie seine Gattin Ludmilla oder andere Nutten. Sie alle traten
ihm mit Respekt, wenn nicht gar Ehrfurcht gegenüber.
    Nicht so Krankenschwester Beatrix Hutter. Trotz ihrer biederen
Kernseifen-Ausstrahlung besaß sie etwas, was ihn anmachte. Vielleicht war es
der stets etwas zu

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