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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Beatrix rang nach Luft. Ihre Augen traten vor, sie sah den Mann
mit flehendem Blick an. Der Mann trug eine schwarze Pudelmütze und einen Schal
vor dem Mund. Beatrix konnte nur seine Augen sehen. In seinen Augen stand
Freude. Es bereitete ihm Vergnügen, sie zu würgen. Sie lag auf dem Rücken, war
kurz vor der Ohnmacht, versuchte mit beiden Händen die Hand des Mannes von
ihrer Kehle zu lösen, was nicht gelang. Seine Hand war wie ein Schraubstock.
Beatrix begann wild um sich zu treten, erwischte die Beine des Mannes ein paar
Mal, was ihn jedoch nicht zu beeindrucken schien. Aus der Nebenwohnung erklang
laut der Eurovisions-Song von Lena.
    Plötzlich ließ der Mann sie los. Beatrix konnte sich halb aufrichten
und rang nach Luft. Sie riss den Mund weit auf, um so viel Luft wie möglich zu
bekommen, da stopfte er ihr ein Tuch in den Mund. Beatrix atmete Stofffäden
ein, begann zu würgen, das Gefühl zu ersticken überfiel sie erneut. Instinktiv
griff sie nach dem Tuch, um es wieder herauszuziehen, doch er hielt ihre Hände
fest und versetzte ihr noch einen Hieb ins Gesicht, so dass ihr Kopf zurück auf
die Tischplatte schlug, wo sie benommen liegen blieb.
    Er zerrte sie mit einer Hand vom Tisch und warf sie auf den Boden.
Ihr Schädel prallte mit einem lauten Knall gegen den Küchenherd, sie spürte
ihre Kopfhaut aufplatzen. Der Mann sah das Radio auf dem Küchentisch und
schaltete es ein. Nun trällerte Lena ihr Liedchen auch in Beatrix’ Wohnung. Der
Mann dreht die Lautstärke voll auf. Dann nahm er einen Hammer aus seiner Jacke
und kniete sich neben Beatrix auf den Boden. Mit der linken Hand hob er ihr
Kinn an und sah ihr in die Augen: »Ich weiß nicht, was du getan hast. Aber
irgendjemand ist mächtig sauer auf dich. Ich soll dich bestrafen, weil du eine
zu große Klappe hast, sagte man mir. Wenn du nicht allzu laut schreist,
überlebst du meinen Besuch vielleicht.« Er nahm den Hammer in die rechte Hand,
ließ ihn durch die Luft sausen und zertrümmerte damit Beatrix’ rechten
Oberschenkel. Beatrix schrie auf, so laut wie noch nie in ihrem Leben, der
Schrei wurde durch den Knebel zu einem Röcheln gedämpft, aber in ihrem Kopf war
es laut, entsetzlich laut, weil sie den Knochen hatte brechen und splittern
hören, noch nie hatte sie einen solchen Schmerz verspürt, doch sie hatte keine
Zeit, darüber nachzudenken, denn der Hammer sauste wieder herab und traf ihren
linken Oberschenkel. Wieder schrie sie auf, in ihrem Kopf explodierten tausend
Raketen, vor ihren Augen wurde zuerst alles schreiend bunt, dann schwarz, sie
sackte mit dem Oberkörper zur Seite, die Beine bewegungslos, nur noch Schmerz,
und ihr Gesicht landete auf den kalten Fliesen. Ihr fiel auf, wie wohltuend die
Kälte an der Wange war, und dann fiel ihr Blick unter die Eckbank am Tisch, und
sie dachte: Ach, schau mal, hier ist das Backofenspray vorgestern hingerollt!
    Halb wahnsinnig vor Schmerz begann sie zu lachen, was aufgrund des
sich inzwischen komplett rot färbenden Knebels wie ein ersticktes Glucksen
klang. Überrascht ließ der Mann den Hammer sinken: »Bist du irre?«
    Beatrix nickte mit verzerrtem Gesicht, griff mit der linken Hand
unter die Eckbank, zog sie, so schnell sie konnte, wieder hervor und sprühte
dem neben ihr knienden Mann eine volle Ladung Backofenschnellreiniger in die
Augen. Er schrie auf, ließ den Hammer fallen, versuchte auszuweichen, verlor
das Gleichgewicht, Beatrix griff nach dem Hammer und schwang ihn im Sitzen, so
wuchtig sie konnte, auf den Kopf des Mannes. Sie traf, er sackte neben ihr auf
dem Boden zusammen, aus der Stirnwunde sickerte Blut. Obwohl Beatrix eine gute
und krisenerprobte Krankenschwester war, wollte sie den Mann nicht anfassen, um
zu sehen, ob er noch lebte. Sie zog sich den Knebel aus dem Mund, atmete gierig
durch. Mit dem Hammer in der Hand robbte sie auf den Unterarmen unter Stöhnen
und Fluchen und Weinen zurück in den Flur. Zentimeter für Zentimeter zog sie
ihre zertrümmerten Beine hinter sich her. Als sie etwa zwei Meter zurückgelegt
und noch ungefähr drei bis zu ihrer Handtasche mit dem Handy vor sich hatte,
ärgerte sie sich, dass sie nicht überprüft hatte, ob der Mann noch lebte. Wie
oft beschimpfte sie dämliche Protagonisten in dämlichen Filmen, die genau dies
versäumten, damit der tot geglaubte Bösewicht zur Steigerung der Spannung doch
noch einmal aufstehen und Hackebeil oder Messer oder sonst was schwingen
konnte.
    Beatrix jedoch erreichte ihr Handy. Der Mann schien tot

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