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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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liebenswürdig wirkende Frau,
geweint hatte und immer noch sehr aufgewühlt war. Von Sofia keine Spur.
    Christian setzte sich stumm an den Küchentisch, bedankte sich mit
einem Lächeln für den Blaubeerkuchen, den Ileana vor ihn hinstellte, und freute
sich über den starken Kaffee, den sie gebraut hatte. Ansonsten konnte er nichts
tun außer Maxym zu vertrauen, dass der die Dinge wie abgesprochen darstellen
und ihn wahrheitsgemäß über die Antworten informieren würde. Zuerst redete
Maxym. Der Name »Danylo« fiel mehrfach, also berichtete der Russe den Suworows
offensichtlich von Danylos Verschwinden und der bislang vergeblichen Suche nach
ihm. Christian hoffte, dass er den Mord an Henning Petersen und einen möglichen
Zusammenhang mit Danylos Verschwinden vorerst verschwieg. Er hatte schon öfter
die Erfahrung gemacht, dass Mord die Menschen nicht zum Reden, sondern zum
Verstummen brachte.
    Zu Christians Überraschung fing Frau Suworow bei Maxyms Bericht
plötzlich heftig zu weinen an. Sie wollte sich erklären, doch ihre Stimme
versagte immer wieder, sodass ihr Mann das Reden übernahm. Savchenko hörte zu,
schien immer ernster, bis Christian es vor Ungeduld nicht mehr aushielt und
Maxym bat, ihm einen Zwischenstand zu geben.
    »Sofias jüngere Schwester Alina ist vor drei Tagen aus einem Club
hier in der Hauptstadt verschwunden. Spurlos. Ein Freund der Familie mit
einschlägigen Kontakten hat sich auf die Suche nach ihr gemacht. Er war heute
Morgen hier und hat behauptet, Alina sei von einer Mädchenhändlerbande
verschleppt worden.«
    »Haben sie die Polizei eingeschaltet?«, fragte Christian.
    »Schon. Aber das bringt nichts. Viele Polizisten hier sind korrupt.
Die integren sind den Kartellen gegenüber machtlos«, sagte Maxym. »Ganz wie in
Russland«, fügte er bitter hinzu.
    »Wo ist Sofia?« Christian bekam plötzlich ein dumpfes Gefühl in der
Magengegend. War sein eigener Fall hier überhaupt von Belang? Die Suworows
hatten wahrlich ganz andere Probleme.
    Maxym übersetzte Christians Frage wie auch die Antwort: »Sie ist mit
diesem Freund der Familie, der übrigens Sofias Cousin namens Vadim ist, vor
etwa einer halben Stunde zu einem Mann gegangen, der vielleicht genauere
Informationen hat und helfen kann. Die Eltern wissen weder, wie er heißt noch
wo er wohnt. Sie warten.«
    »Dann warten wir mit«, beschloss Christian, auch wenn Warten für ihn
fast so schlimm war wie Fliegen. Was konnte er zu diesem Zeitpunkt sonst tun?
    Sofia fuhr auf dem Beifahrersitz von Vadims altem BMW die
Kiesauffahrt zu einer protzigen, weißen Villa hinauf, deren fast vier Meter
hohe, doppelte Eingangstür von zwei dorischen Säulen gesäumt wurde. Vadim hielt
es immer noch für eine äußerst gefährliche Idee, den Boss persönlich zu Alinas
Verschwinden zu befragen. Sofia sah, wie er vor Nervosität schwitzte. Aber sie
konnte nicht untätig herumsitzen. Alina war nach Vadims Mutmaßung schon längst
über die Landesgrenzen hinausgebracht worden. Sie musste Alina finden, und zwar
so schnell wie möglich.
    Zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Bodyguards, die den Eingang
bewachten, wirkten genauso billig-klischiert wie die dorischen Säulen. Die
Gorillas kannten Vadim und wussten, dass er erwartet wurde. Sofia betrachteten
sie nur mit verhohlenen Blicken, als sie den beiden Einlass gewährten. In der
Empfangshalle, die an das Südstaatengut aus Vom Winde
verweht erinnerte, stand eine junge Frau in schwarz-weißer Livree und
nahm Sofia und Vadim die Mäntel ab. Dann begleitete sie die beiden in einen
vornehmlich weinrot gehaltenen Salon. Sofia sah sich um. Der Gegensatz zwischen
dem Moldawien, das sie kannte und in dem ihre Eltern und all ihre Freunde und
Bekannten von früher lebten, zu diesem Luxus konnte größer nicht sein. Langsam
dämmerten ihr die Dimensionen der hier getätigten Geschäfte. Aber sie wusste
immer noch nicht, auf welcher Stufe der Leiter Vadim stand. Sofia hoffte auf
eine höhere Stufe, als Vadim zugegeben hatte. Für Alina.
    Der Boss ließ sie zappeln, wie es seiner Position entsprach. Als er
endlich erschien, war Sofia fast ein wenig enttäuscht. Sie hatte einen imposanten
Mann erwartet, der Macht und Gewalttätigkeit ausstrahlte. Stattdessen stand ein
Männlein vor ihr, klein, fett und hässlich und vermutlich von einem gehörigen
Napoleon-Komplex an die Spitze der Organisation getrieben. Vadim stellte Sofia
vor, jedoch nicht den Boss. Sofia wollte dem kleinen Mann die Hand reichen,
doch er

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