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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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ging von Danylo ein Pfeil zu
Sofia, von der zu Radu und Ileana, Alina und Vadim.
    »Stimmt, wir haben da rechts eine ganz schöne Anhäufung von
Personen. Rechts. Der Ostblock.« Herd grinste.
    »Henning Petersen steht in der Mitte, weil er unser Opfer ist und
der Mordfall im Zentrum der Ermittlungen steht. Aber pfeilmäßig ist bei ihm gar
nicht so viel los. Die Dynamik, oder wie Pete das genannt hat, spielt sich
rechts auf dem Schaubild ab.«
    »Im Ostblock«, wiederholte Herd.
    »Genau.«
    Christian erhob sich und ging auf und ab. »Für uns als Ermittler
steht am Anfang immer das Gewaltverbrechen, der Mord. Damit beginnt unsere
Arbeit. Wir fangen beim Opfer an, ziehen konzentrische Kreise, stoßen in die
eine oder andere Richtung. Der Mord ist der Anfang, das Opfer der Ausgangspunkt.
Das Motiv jedoch liegt vor dem Mord.«
    Herd nickte. »Klar. Aber ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    Unwillig wühlte Christian mit beiden Händen durch seine grau-schwarz
melierten Locken. »Weiß ich selber noch nicht. Haben wir schon einmal überlegt,
dass Anfang und Auslöser unserer Ereignisse vielleicht gar nicht bei Henning
Petersen liegen könnten? Dass der konzentrische Weg hier nicht der richtige ist?«
Er ging zum Schaubild und tippte mit dem Zeigefinger auf all die Pfeile bei
Danylo und Sofia und ihren gemeinsamen Bezugspersonen. »Das dynamische Gewicht
liegt hier. Und Henning Petersen, der wirkt von hier aus betrachtet, wie eine
Randfigur.«
    Herd nickte anerkennend. »Ist ’ne neue Perspektive. Wir sollten …«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn Maxym Savchenko
stand plötzlich im Zimmer. »Guten Tag. Störe ich?«
    Weder Herd noch Christian hatten ihn kommen gehört. »Die Tür
quietscht nicht mehr«, erklärte Herd zufrieden. »Guten Tag.«
    Christian erhob sich und begrüßte Maxym mit einem kräftigen
Händedruck. »Nehmen Sie Platz. Kaffee? … Was ist mit Ihnen passiert?«
    Maxym sah schlimmer verprügelt aus als Sofia vor ein paar Tagen.
Allerdings nicht ganz so schlimm wie Vadim.
    »Kaffee, sehr gerne.«
    Herd erhob sich und holte die noch halb volle Kaffeekanne mit einer
frischen Tasse aus der Küche.
    »Wie Sie wissen, bin ich noch ein paar Tage in Chişinău geblieben«, begann Maxym, nachdem er den
ersten Schluck Kaffee getrunken hatte.
    »Sie wollten nach Vadim Zaharia suchen und mir dann Bescheid geben«,
bestätigte Christian.
    »Ich habe ihn nicht gefunden. Allerdings bin ich mit meinen Fragen
ein paar Leuten ziemlich auf den Wecker gegangen. Das Ergebnis sehen Sie. Und
mir fehlen zwei Backenzähne. Die Kerle sagten, ich hätte Glück, dass ich ein
alter Mann bin. Sie haben mich in der Abflussrinne liegen lassen!« Maxym schien
sich mehr über die Unhöflichkeit der Schläger zu echauffieren als über seine
fehlenden Zähne. »Und Sie? Haben Sie etwas von meinem Sohn gehört?«
    »Anscheinend befindet er sich zurzeit in Paris. Er hat mehrfach bei
Sofia angerufen. Wir haben inzwischen ihren Anrufbeantworter abgehört.«
Christian brachte Maxym auf den Stand der Dinge. Dann befragte er ihn intensiv
zu Danylo, seinen Kontakten, seinem Leben. Er erfuhr wie schon bei der ersten
Befragung nichts, was ihn weiterbrachte. Der Kontakt zwischen Vater und Sohn
war zu sporadisch und oberflächlich.
    Maxym Savchenko wunderte sich über Christians Fragen, war Danylo als
Mordverdächtiger doch längst ausgeschieden. Der Mörder von Henning Petersen war
bekannt. Und er war tot.
    »Danylo hat nichts getan. Und mit Sofias und Alinas Verschwinden
haben Sie nichts zu tun. Wieso ermitteln Sie überhaupt noch weiter?«
    Christian seufzte. »Wir ermitteln nicht weiter. Der Fall ist als
gelöst zu den Akten gelegt. Aber ich habe Alina und Sofia Suworow auf die
Vermisstenliste der SIS setzen lassen. Ich würde gerne mehr tun. Das kann ich
aber nur, wenn ich die Zusammenhänge begreife. Da sind immer noch viele Fragen
offen.«
    Maxym bedauerte, nicht weiterhelfen zu können. Er stand auf und
bedankte sich bei Herd für den Kaffee. »Ich werde jetzt nach Berlin
zurückfahren. Ich brauche unbedingt mein eigenes Bett, meine Badewanne und Ruhe.
Wenn Sie etwas hören, sei es von Danylo oder Sofia oder Alina, bitte geben Sie
mir Bescheid. Ich tue selbstverständlich das Gleiche.«
    Christian nickte und sah Maxym nach, als er das Zimmer verließ.
Savchenko wirkte um ein Jahrzehnt gealtert.

 
    16. April 2010
Brcko, Bosnien-Herzegowina.
    Cristi hatte den Sturz nicht überlebt. Sie war in
Windeseile vom Hof

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