Parasiten
nur kurz. Als er auflegte, sah er in die Runde:
»Ein Kollege. Wie ich gerade gesagt habe: besser organisiert und gute Kontakte
in legale Machtzentren … Andres Puri ist eben freigelassen worden. Vorzeitige
Haftentlassung aus gesundheitlichen Gründen.«
»Was für eine Scheiße«, entfuhr es Volker.
»Hat bestimmt sein Staranwalt durchgepaukt«, vermutete Pete.
Christian überlegte: »Sag mal, Jost, kann es sein, dass Puri seine
Schmutzgriffel auch in Moldawien drin hat?«
»Keine Ahnung. Wieso?«
»Es steht für uns alle ja wohl außer Frage, dass diese Krankenschwester,
die gegen ihn ausgesagt hat …« Christian suchte nach dem Namen.
»Beatrix Hutter«, half Volker aus.
»… dass der in Puris Auftrag die Beine gebrochen wurden. Und zwar
nachweislich von demselben Typen, der unseren Henning Petersen gekillt hat.«
Jost verstand nicht ganz: »Möglich, dass Puri in beiden Fällen
Auftraggeber war. Gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang? Kannten sich
Petersen und Hutter?«
Christian verneinte: »Wir haben bislang auch keinerlei Verbindung
zwischen Petersen und Puri. Nur eben diesen vagen Zusammenhang über Antoschka
Mnatsakanov.«
»Was hat das mit Moldawien zu tun? Mnatsakanov war Russe«, fragte
Jost.
»Petersen war mit einem Russen liiert, der verschwunden ist. Und
dieser Russe war der beste Freund der Frau, die in Moldawien gekidnappt wurde.
Kurz nach ihrer Schwester.«
»Deine Version ist aus hauchdünnen Spinnfäden gewebt, mein Lieber«,
sagte Jost skeptisch. »Aber grundsätzlich kann es sein, dass Puri über seine
Mittelsmänner in Moskau und Polen auch Kontakte in den Balkan hat. Würde mich
nicht wundern. So vernetzt, wie die sind. Das heißt aber nicht, dass er bei eurer
Geschichte die Finger im Spiel hat.«
Christian nickte: »Du hast recht. Wir suchen nur schon so lange nach
dem Bindeglied für all diese Ereignisse. Aber vielleicht hat das eine mit dem
anderen ja wirklich nichts zu tun.«
Jost erhob sich. »Ich hoffe, ihr kriegt es raus. Haltet mich auf dem
Laufenden.«
»Nur privat«, meinte Pete. »Offiziell ist unser Fall nämlich abgeschlossen.«
Jost grinste: »Ach, deswegen ist unser Gespräch heute ganz intim bei
Kaffee und Kuchen. Verstehe.« Er bedankte sich bei Anna und verabschiedete
sich. Sein Abendessen wartete.
Kaum hatte Christian die Tür hinter Jost geschlossen, rief Daniel
an. Er überprüfte immer noch gelegentlich, ob Danylo Savchenko sein Handy in
Betrieb nahm und er ihn orten konnte. Heute hatte er Glück gehabt. »Savchenko
ist wieder in Deutschland. Und zwar in Bremen, um genau zu sein«, verkündete
er.
»Dann sucht er Sofia«, vermutete Christian. »Wenn er sie nicht
findet, wird er sich vielleicht bei seinem Vater melden. Ich rufe ihn gleich
an. Danke, Daniel, gute Arbeit.«
Daniel legte auf.
Christian versuchte in der nächsten Stunde mehrfach, Maxym
an die Strippe zu bekommen, doch sein Handy war mal wieder abgeschaltet. Genau
wie Danylos. »Ich verstehe das nicht«, schimpfte Christian. »Jeder Idiot
meckert über den Stress der permanenten Erreichbarkeit, und trotzdem hängen
alle an ihren Handys wie an einer Nabelschnur zur Welt! Nur diese bescheuerten
Künstler machen einen auf hard to get! Wenn mein Sohn
verschwunden ist, schalte ich doch nicht das Handy ab, verdammt noch mal!«
»Mach’s doch wie bei diesem Ösi, der auf der Alm ist«, riet Anna.
»Na toll.« Christian rollte zwar genervt mit den Augen, folgte aber
Annas Vorschlag und rief einen Berliner Kollegen an, mit dem er vor nicht allzu
langer Zeit wegen einer Mordserie zusammengearbeitet hatte. Er gab ihm Maxyms
Adresse und bat ihn, bei Gelegenheit dort vorbeizufahren, um Maxym zu einem
dringenden Rückruf bei Christian aufzufordern.
Der Berliner Kollege hatte zwar frei, versprach aber, Christians
Bitte gleich nachzukommen, da Maxyms Wohnung auf dem Weg zu seiner
Schwiegermutter lag, die er besuchen wollte. Knapp eine Stunde später rief der
Berliner zurück: »Der Kerl, den du sprechen willst, liegt mit einem
Schlaganfall in der Charité. Für genauere Infos frag dort nach, ich muss jetzt
zu meiner Schwiegermutter und mir anhören, wie verzogen unser Sohn ist. Mach’s
gut, Chris, bis dann mal.«
Christian rief sofort in der Charité an, bekam aber trotz oder wegen
seiner wüsten Beschimpfungen keinerlei telefonische Auskünfte über den
Patienten Savchenko.
»Ich fahre hin«, sagte er zu Anna. »Keine Ahnung, wieso. Sympathisch
ist er mir bestimmt nicht, aber … Das ist doch
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