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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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künstlerische Leiter der ›Norddeutschen Musikabende‹? Was hat
der denn damit zu tun?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er nervös wurde, als ich ihn nach
Sofia und Danylo gefragt habe.«
    »Das war für ihn ein hochnotpeinliches Konzert im April! Daran wird
er sicher nicht gerne erinnert.«
    »Mag sein.« Christian legte den letzten Stein wieder in die
Schachtel zurück. Dann tippte er mit dem Finger auf den Stein ganz rechts, auf
den Puri-Stein. Der tickte den Stein links von ihm an. Einer nach dem anderen
fiel um, bis alle lagen.
    »Vielleicht hat aber auch jemand Puri angeschubst und damit diese
Kette der Ereignisse in Gang gesetzt«, sagte Christian nachdenklich. »Wenn ja,
wüsste ich zu gerne, wer. Und warum.«

 
    29. Juli 2010
Rendsburg.
    Am nächsten Morgen, während Anna und Christian
frühstückten, rief der Arzt aus dem Krankenhaus an. Alina war aufgewacht. Ihr
Fieber war gesunken, das Schlimmste schien überstanden. Allerdings hatte sie
mit erheblichen Entzugserscheinungen zu kämpfen, die der Arzt durch Methadon linderte.
    Christian und Anna ließen ihr Frühstück stehen, zahlten das Zimmer
und machten sich auf den Weg. Sie kamen gleichzeitig mit Thamm auf der
Intensivstation an. Anna schlug vor, auf dem Flur zu warten, damit Alina nicht
durch zu viele fremde Menschen verunsichert wurde.
    Christian und Thamm betraten das Zimmer. Christian war überrascht,
wie sehr Alina ihrer großen Schwester ähnelte. Das gleiche ebenmäßige Gesicht,
feine Züge, nur wirkte sie noch zierlicher, ihre Augen noch trauriger, größer
und glänzender, aber Letzteres konnte auch am Fieber liegen. Christian war
sicher, dass er Alina Suworow vor sich hatte.
    Thamm stellte sich und Christian mit ruhiger, sanfter Stimme vor.
Alina gab ihnen schwach die Hand und sagte mit einem starken Akzent etwas
roboterhaft oder wie auswendig gelernt: »Mein Name ist Alina Suworow. Ich bin
von Moldau. Ich will telefonieren. Mit meine Schwester in Bremen und meine
Eltern zu Hause.«
    »Wir wollen Ihnen nur noch ein paar Fragen stellen«, erwiderte
Thamm. »Sagen Sie uns bitte, was passiert ist.«
    Alina drehte den Kopf weg und starrte die Wand an. »Ich will nicht
reden.«
    »Aber es ist wichtig. Hier, mein Kollege aus Hamburg …«
    Christian unterbrach Thamm. Er wollte nicht, dass Alina zu früh
erfuhr, dass auch ihre Schwester verschwunden war. »Sie können Radu und Ileana
gleich anrufen«, sagte er.
    Alina wandte den Kopf wieder zu ihnen und sah Christian verwundert
an. Ihre Augen waren wirklich erstaunlich schön. »Sie wissen Name von Papa und
Mama?«
    »Ich war bei ihnen. Ich kenne auch Sofia. Und Vadim. Alle suchen
Sie. Deswegen muss ich wissen, was passiert ist.«
    Alinas Blick verdunkelte sich. »Schlimm passiert. Sehr schlimm. Mein
Deutsch nicht gut.«
    »Wir können einen Dolmetscher auftreiben.«
    »Mein Englisch sehr gut. Aber ich will nicht reden.« Tränen füllten
ihre Augen.
    Christian ahnte, warum Alina nicht reden wollte. »Hören Sie, meine
Freundin ist draußen. Sie ist Psychologin und sehr nett. Würden Sie mit ihr
reden?«
    Alina überlegte. »Weiß nicht.«
    Christian bat Thamm mit hinaus und sprach mit Anna: »Sie ist
bestimmt traumatisiert, wer weiß, was sie alles erlebt hat. Vermutlich eine
Menge, über das sie mit Männern nicht sprechen wird. Noch was: Erzähl ihr bitte
nur von Sofias Verschwinden, wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
    »Wie, bitteschön, soll ich das denn machen?«
    Anna ging hinein. Der Anblick des zerbrechlich wirkenden Mädchens
rührte sie sofort.
    Anna setzte sich ans Bett und lächelte Alina an. »Hallo, Alina. Ich
bin Anna. Wenn Sie wollen, können wir englisch reden.«
    »Kennen Sie auch meine Eltern und meine Schwester?«, fragte Alina in
makellosem Englisch.
    »Ihre Eltern leider nicht. Aber Christian hat mir viel von ihnen
erzählt. Sie machen sich große Sorgen um Sie. Ihre Schwester Sofia habe ich
schon zwei Mal auf der Bühne gesehen. Sie ist eine wundervolle Künstlerin.«
    Alina nickte stolz: »Bitte, lassen Sie mich bei ihr anrufen. Sie
soll kommen und mich abholen. Der Arzt hat gesagt, dass ich in Norddeutschland
bin. Irgendwo zwischen Hamburg und Kiel. Da ist Bremen doch nicht weit weg, und
Sofia kann ganz schnell hier sein.«
    Anna war klar, dass Alina nicht locker lassen würde. Also erzählte
sie ihr, dass Sofia nach Moldawien geflogen war, um sie zu suchen. Dass ihr
Cousin Vadim Sofia dabei helfen wollte. Dass es schiefgegangen und Sofia nun
auch

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