Paris, Ein Fest Fürs Leben
früher gewesen war, und er fing an, zu versuchen, es auch gern zu mögen, und wir saßen da, ich, der es gern mochte, und er, der versuchte, es gern zu mögen, und er stellte Fragen und erzählte mir von Schriftstellern und Verlegern und Agenten und Kritikern und George Horace Lorimer und dem Klatsch und den wirtschaftlichen Problemen, wenn man ein erfolgreicher Schriftsteller war, und er war zynisch und komisch und sehr vergnügt und charmant und gewinnend, selbst wenn man sich bei jemandem, der einen zu gewinnen suchte, vorsah. Er sprach wegwerfend, aber ohne Bitterkeit über alles, was er geschrieben hatte, und ich wußte, daß sein neues Buch sehr gut sein mußte, da er ohne Bitterkeit von den Fehlern früherer Bücher sprach. Er wollte, daß ich das neue Buch Der große Gatsby las, sobald er sein letztes und einziges Exemplar von jemandem, dem er es geliehen hatte, zurückbekam. Wenn man ihn so darüber sprechen hörte, wußte man noch lange nicht, wie ausgezeichnet es war; man spürte nur die Schüchternheit, die alle nicht eingebildeten Schriftsteller haben, wenn sie etwas sehr Gutes geschrieben haben, und ich hoffte, er würde das Buch bald zurückbekommen, damit ich es lesen konnte.
Scott erzählte mir, daß er von Maxwell Perkins gehört habe, daß sich das Buch nicht gut verkaufte, aber daß es ausgezeichnete Kritiken gehabt hätte. Ich erinnere mich nicht, ob es jener Tag war
oder viel später, als er mir eine Kritik von Gilbert Seldes zeigte, die gar nicht besser hätte sein können. Sie hätte nur besser sein können, wenn Gilbert Seldes besser gewesen wäre. Scott war ratlos und gekränkt, weil das Buch sich nicht besser verkaufte, aber wie gesagt, er war damals überhaupt nicht verbittert, und er war beides, schüchtern urd glücklich, was die Qualität seines Buches betraf.
An diesem Tag, als wir draußen auf der Terrasse der Closerie saßen und beobachteten, wie es dämmerig wurde und die Leute auf dem Bürgersteig vorübergingen, und das graue Licht des Abends sich veränderte, bewirkten die zwei Whisky Soda, die er getrunken hatte, keine chemische Veränderung in ihm. Ich hielt sorgsam danach Ausschau, aber es kam nicht, und er fragte keine schamlosen Fragen, setzte mich nicht in Verlegenheit, hielt keine Reden und benahm sich wie ein normaler, reizender und intelligenter Mensch.
Er erzählte mir, das schlechte Wetter habe ihn und Zelda, seine Frau, gezwungen, ihren kleinen Renault in Lyon stehen zu lassen, und er fragte, ob ich mit ihm im Zug nach Lyon hinunterfahren würde, um den Wagen abzuholen und dann mit ihm zusammen nach Paris zurückzufahren.
Die Fitzgeralds hatten in der Rue de Tilsitt 14, nicht weit von der Étoile, eine möblierte Wohnung gemietet. Jetzt war Frühling, und ich dachte, daß das Land sich wohl von seiner besten Seite zeigen würde und wir eine fabelhafte Reise vor uns hätten. Scott schien so nett und so vernünftig zu sein, und ich hatte beobachtet, wie er zwei gute große Whiskies trank und nichts passierte, und sein Charme und seine scheinbare Vernunft ließen den anderen Abend im Dinge wie einen bösen Traum erscheinen. Also sagte ich, ich würde gerr mit ihm nach Lyon fahren und wann er fahren wollte?
Wir kamen überein, uns am nächsten Tag zu treffen, und verabre deten dann, mit dem Express-Zug, der morgens fuhr, nach Lyon zu fahren. Dieser Zug fuhr zu einer annehmbaren Zeit ab und fuhr sehr schnell. Er hielt, soweit ich mich erinnern kann, nur einmal, in Dijon. Geplant war, nach Lyon zu fahren, das Auto nachsehen und überholen zu lassen, ausgezeichnet zu Abend zu essen und frühmorgens nach Paris aufzubrechen.
Ich war begeistert von der Ausflugsidee. Ich würde die Gesellschaft eines älteren und erfolgreichen Schriftstellers haben, und in der Zeit, die wir uns im Auto unterhalten würden, konnte ich bestimmt vieles lernen, was mir von Nutzen sein würde. Wenn ich
jetzt zurückdenke, kommt es mir seltsam vor, daß ich in Scott einen älteren Schriftsteller sah, aber damals hatte ich eben noch nicht Der große Gatsby gelesen. Ich dachte, er schrieb Saturday Evening PostGeschichten, die vor drei Jahren gut lesbar gewesen waren, aber ich dachte niemals an ihn als einen ernsthaften Schriftsteller. Er hatte mir in der Closerie erzählt, wie er Geschichten schrieb, die er für gut hielt und die tatsächlich gute Geschichten für die Post waren, und dann änderte er sie ab, um sie anzubieten, und wußte genau, wie und wo er die Effekte setzen mußte,
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