Paris, Ein Fest Fürs Leben
um sie zu verkäuflichen Zeitschriftengeschichten zu machen. Ich war empört darüber, und ich sagte ihm, ich hielte das für Hurerei. Er sagte, es sei Hurerei, aber er müsse es tun, weil er das Geld von den Zeitschriften brauche, um dann Geld zu haben, anständige Bücher zu schreiben. Ich sagte, ich glaubte nicht, daß irgendwer auf eine andere Art, als auf die allerbeste, deren er fähig sei, schreiben könne, ohne seine Begabung zu zerstören. Da er die eigentliche Geschichte zuerst schrieb, sagte er, würde das Zerstören und Umwandeln, das er ja zum Schluß vornahm, ihm keinen Schaden zufügen. Das konnte ich nicht glauben, und ich hätte ihm das gerne ausgeredet, aber ich brauchte einen Roman zur Unterstützung meiner Theorie und um es ihm zu zeigen und ihn zu überzeugen, und bis jetzt hatte ich noch keinen solchen Roman geschrieben. Da ich begonnen hatte, alles, was ich schrieb, zu vereinfachen und mich von aller geläufigen Routine zu befreien, und da ich mich bemühte, etwas zu schaffen und nicht zu beschreiben, war Schreiben eine wunderbare Tätigkeit. Aber es war sehr schwierig, und ich wußte nicht, wie ich je etwas so Langes wie einen Roman schreiben sollte. Ich brauchte einen vollen Arbeitsmorgen, um einen Absatz zu schreiben.
Hadley, meine Frau, freute sich für mich über die Reise, obgleich sie das, was sie von Scott gelesen hatte, nicht ernst nahm. Für sie war Henry James der Inbegriff eines guten Schriftstellers. Aber sie fand, es sei eine gute Idee von mir, eine Arbeitspause einzuschieben und die Reise zu machen, obschon wir beide wünschten, wir hätten genug Geld, um ein Auto zu haben und die Reise zusammen zu machen. Aber das war etwas, von dem ich nicht annahm, daß es jemals passieren könnte. Ich hatte von Boni & Liveright für einen ersten Band Kurzgeschichten, der in jenem Herbst in Amerika erscheinen sollte, einen Vorschuß von 200 Dollar bekommen, und ich verkaufte Geschichten an die Frankfurter Zeitung u nd an den
Querschnitt in Berlin und an This Quarter und die Transatlantic Revue in Paris, und wir lebten sehr sparsam und gaben kein Geld aus bis auf das Notwendigste, um das Geld aufzusparen und im Juli zur feria nach Pamplona und nach Madrid und zur feria von Valencia hinunterfahren zu können.
An dem Morgen, an dem wir von der Gare de Lyon abfahren sollten, war ich reichlich früh da und wartete vor der Sperre auf Scott. Er hatte die Fahrkarten. Kurz vor der Abfahrt des Zuges, als Scott noch immer nicht da war, kaufte ich mir eine Bahnsteigkarte und ging am Zug entlang und suchte nach ihm. Ich sah ihn nicht, und da der lange Zug im Begriff war, auszufahren, stieg ich ein und ging durch den Zug in der Hoffnung, daß er darin sei. Es war ein langer Zug, und er war nicht darin. Ich erklärte dem Schaffner die Lage, bezahlte für ein Billett zweiter Klasse - es gab keine dritte - und fragte den Schaffner nach dem Namen des besten Hotels in Lyon. Ich konnte nichts anderes tun, als Scott aus Dijon zu telegrafieren und ihm die Adresse des Hotels anzugeben, wo ich ihn in Lyon erwarten würde. Er bekam es wohl nicht, ehe er aufbrach, aber seine Frau würde es ihm voraussichtlich nachtelegrafieren. Ich hatte bis dahin noch nie gehört, daß ein erwachsener Mensch einen Zug verpaßt, aber auf dieser Reise sollte ich noch vieles lernen.
In jenen Tagen regte ich mich sehr leicht entsetzlich auf, aber als wir Montereau hinter uns hatten, hatte ich mich so weit beruhigt, daß ich nicht mehr zu wütend war, um die Landschaft zu betrachten und mich daran zu freuen, und mittags aß ich ein gutes Lunch im Speisewagen und trank eine Flasche Saint-Emilion und dachte, daß selbst wenn ich ein Idiot gewesen war, eine Einladung zu einer Reise anzunehmen, die jemand anderes bezahlen sollte und für die ich Geld ausgab, das wir brauchten, um nach Spanien zu fahren, es eine gute Lehre für mich war. Ich hatte niemals zuvor eine Einladung zu einer Reise angenommen, die ein anderer bezahlte, statt daß man die Kosten teilte, und bei dieser hatte ich darauf bestanden, daß wir die Kosten für Hotel und Mahlzeiten teilten. Aber jetzt wußte ich nicht einmal, ob Fitzgerald überhaupt auftauchen würde. Während ich wütend war, hatte ich ihn von Scott zu Fitzgerald degradiert. Später freute ich mich, daß ich meinen Ärger im Anfang aufgebraucht hatte und ich darüber hinweg war. Das war keine Reise, die für jemand geeignet war, der sich leicht ärgerte.
In Lyon erfuhr ich, daß Scott
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