Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paris, Ein Fest Fürs Leben

Paris, Ein Fest Fürs Leben

Titel: Paris, Ein Fest Fürs Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
gewußt hätte, in welches Hotel du gehen würdest, wäre alles einfach gewesen.»

    «Schon gut», sagte ich. Wir hatten eine lange Fahrt vor uns, und ich war sehr für Frieden. «Mit welchem Zug bist du denn herunter gekommen?»

    «Mit einem, nicht lange nach dem, den du genommen hast. Es war ein sehr bequemer Zug, und wir hätten genauso gut zusammen herunterfahren können.»

    «Hast du schon gefrühstückt?»

    «Noch nicht. Ich habe die ganze Stadt nach dir abgegrast.»

    «Das ist schandbar», sagte ich. «Hat man dir nicht zu Haus gesagt, daß ich hier bin?»

    «Nein. Zelda fühlte sich nicht wohl, und ich hätte wahrscheinlich gar nicht kommen sollen. Bisher war die ganze Reise verheerend.»

    «Wir wollen frühstücken, das Auto abholen und losfahren», sagte ich.

    «Wunderbar. Wollen wir hier frühstücken?»

          «Es geht schneller im Cafe.»

    «Aber hier bekommen wir bestimmt ein gutes Frühstück.»

    «Schön.»

    Es war ein großes amerikanisches Frühstück mit Schinken und Eiern, und es war sehr gut. Aber bis wir es bestellt, darauf gewartet, es gegessen und auf die Rechnung gewartet hatten, hatten wir fast eine Stunde verloren. Erst als der Kellner mit der Rechnung kam, beschloß Scott, daß das Hotel uns ein Picknicklunch zurechtmachen sollte. Ich versuchte ihm das auszureden, da ich sicher war, daß wir in Macon eine Flasche Mâcon kaufen konnten und daß wir in einer charcuterie etwas kaufen konnten, um uns belegte Brote zu machen. Oder falls alles geschlossen sein sollte, wenn wir durchkamen, würde es eine Unzahl von Restaurants geben, an denen wir unterwegs anhalten konnten. Aber er sagte, ich hätte ihm erzählt, daß Hühner in Lyon wunderbar seien und daß wir ganz bestimmt eines mitnehmen sollten. Also machte uns das Hotel ein Lunch, das uns wohl nicht sehr viel mehr kostete, als vier- oder fünfmal so viel von dem, was es uns gekostet hätte, wenn wir es uns selbst gekauft hätten.

    Es war offensichtlich, daß Scott getrunken hatte, ehe ich ihn traf, und da er aussah, als brauche er noch einen Drink, fragte ich ihn, ob er nicht einen in der Bar nehmen wolle, bevor wir uns auf den Weg machten. Er erklärte, daß er kein Vormittagstrinker sei, und fragte, ob ich einer wäre. Ich erklärte, daß es völlig davon abhinge, wie ich mich fühlte und was ich zu tun hätte, und er sagte, wenn ich meinte, daß ich einen Drink brauchte, würde er mir Gesellschaft leisten, damit ich nicht allein trinken müsse. Also tranken wir einen Whisky mit Perrier in der Bar, während wir auf unser Lunch warteten, und fühlten uns beide viel wohler.

          Ich bezahlte für das Hotelzimmer und die Bar, obwohl Scott

für alles bezahlen wollte. Seit Beginn der Reise hatte ich ein etwas unbehagliches Gefühl gehabt, und ich merkte, daß ich mich um so besser fühlte, je mehr Sachen ich bezahlen konnte. Ich brauchte das Geld auf, das wir für Spanien gespart hatten, aber ich wußte, ich hatte Kredit bei Sylvia Beach und konnte alles, was ich jetzt verschwendete, borgen und zurückzahlen.

    In der Garage, wo Scott sein Auto gelassen hatte, war ich erstaunt, als ich sah, daß der kleine Renault kein Verdeck hatte. Das Verdeck war beim Ausladen des Autos in Marseille beschädigt worden, oder es war in Marseille auf irgendeine Weise beschädigt worden, und Zelda hatte bestimmt, es wegzuschneiden, und sich geweigert, es ersetzen zu lassen. Seine Frau hasse Autoverdecks, erzählte mir Scott, und sie waren ohne Verdeck bis Lyon gefahren, wo der Regen sie zwang, haltzumachen. Sonst war der Wagen in ganz gutem Zustand, und Scott bezahlte die Rechnung, nachdem er einige Posten für Waschen, Abschmieren und das Nachfüllen von zwei Litern Öl beanstandet hatte. Der Mann in der Garage erklärte mir, daß das Auto neue Kolbenringe brauche und offensichtlich mit zuwenig öl und Wasser gefahren worden sei. Er zeigte mir, wie der Motor sich heißgelaufen hatte und der Lack auf der Haube abgesprungen war. Er sagte, falls ich Monsieur überreden könne, die Kolbenringe in Paris machen zu lassen, könne das Auto, das ein gutes kleines Auto sei, noch alle Dienste leisten, für die es gebaut sei.

    «Monsieur hat mir nicht gestattet, das Verdeck zu ersetzen.»

          «Nein?»
    «Man hat einem Fahrzeug gegenüber Verpflichtungen.»

    «Das hat man.»

    «Haben die Herren denn keine Regenmäntel?»

    «Nein», sagte ich. «Ich habe nichts von dem Verdeck gewußt.»

    «Versuchen Sie doch, Monsieur zur

Weitere Kostenlose Bücher