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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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mich um und erblickte die Vasselière, die aus einem Raum trat, den ich soeben, auf dem Weg zur Galerie, durchschritten hatte und der doch, ich hätte es schwören können, leer gewesen war. Sie hatte eine Pistole in jeder Hand und hinter sich zwei Lakaien mit blankgezogenen Degen.
    »Keine Bewegung, Baron«, sagte sie, »der Abzug dieser Pistolen ist sehr empfindlich. Wie freut es mich, daß Ihr auf Euren Namen hörtet. Aber ich hatte wahrhaftig keine Zweifel, wer Ihr seid, trotz der perfekten Verkleidung. Eure Augen haben Euch verraten und die Art, wie Ihr Madame de Nemours ansaht. Eure Liebe zu Frauen, jung oder alt, hat Euch hineingerissen, Baron! Und jetzt werdet Ihr in den großen Schlaf eingehen durch die Hände einer Frau. Ist Euch das nicht ein Trost?«
    Als ich sah, daß die Furie höhnte, spottete, schwatzte und sich keineswegs eilte, mir das Lebenslicht auszublasen, sondern die Wollust des Moments auskostete, beschloß ich, sie in Wortwechsel zu verwickeln, damit Miroul, von dem keine Spur zu sehen war, Zeit hätte, mir zu Hilfe zu kommen.
    »Madame«, sagte ich, »warum brennt Ihr so auf meinen Tod, das verstehe ich nicht. Ich bin kein Feind der Guises: ich helfe ihnen zu überleben.«
    »Ha, Baron!« sagte sie auflachend, »haltet Ihr mich für dumm? Der schlaue Fuchs Navarra, dessen Werkzeug Ihr seid, verfügt über eine furchtbare Waffe: seine Großmut. Sei es Berechnung, sei es Gutmütigkeit – er versteht die Herzen zu erobern. Den Einwohnern von Saint-Denis hat er für die Kapitulation so milde Bedingungen gestellt, daß die Toren ihm jetzt aus der Hand fressen! Glaubt Ihr, meine Kusine kann ihn noch hassen, wie sie es muß, wenn er sie ernährt? Ganz zu schweigen von ihrer Mutter, die ihren Nemours, wenn er schon nicht auf den Thron kommt, wenigstens mit der Schwester dieses Bocks verkuppeln will.«
    »Madame«, sagte ich, »habt Ihr nicht bedacht, daß sie sterben werden, wenn ich sie nicht ernähre?«
    |251| »Ach, welch ein Verlust für die Liga!« rief die Vasselière mit unendlichem Hohn. »Meine Tante ist eine überreife Birne, so weich, daß der Finger drin einsackt. Und an meiner Kusine ist nur die Schale hart. Kratzt, und Ihr findet das Weibchen. Vor dem Tag der Barrikaden mußte ich eine halbe Stunde mit ihr feilschen, bis sie dem Anschlag auf Euch zustimmte, so dankbar war sie Euch für Eure Vögelei.«
    »Habt Ihr, Madame, in jener Herberge mit Mister Mundane nicht selber das Weibchen gespielt?« fragte ich.
    Ach, ich glaubte, jetzt würde sie mich abschießen wie einen Hasen, so erbebte sie vor Wut.
    »Ha!« schrie sie, »wie ekelhaft! Und wie abscheulich, daß Ihr mich daran erinnert! Wißt, Monsieur, ehe Ihr sterbt, ich diente damit einem Geheimorden, dem ich angehöre, und es war dies das furchtbarste Opfer, das je für eine heilige Sache gebracht wurde!«
    »Ha! Madame«, sagte ich, um sie weiter zu reizen, während ich zu Gott flehte, Miroul möge rechtzeitig kommen, »wenn Ihr einem Orden angehört, muß man sich nicht wundern, daß es Euch an Brot nicht mangelt. Doch klärt mich über einen Zweifel auf. Ihr wollt mich erschießen, sagt Ihr. Und sicherlich hat diese Galerie, so verlassen, so bequem über der Seine, schon andere Tode gesehen. Aber ein Schuß macht Lärm. Fürchtet Ihr nicht, Eure Kusine herbeizulocken, die sich sehr wundern könnte, daß Ihr, die Ihr schon nicht mit ihr teilt, auch noch ihren Ernährer umbringt?«
    »Darum kämpfen wir jetzt auch mit Degen!« rief sie. »Die Pistolen halten Euch nur in Schach, bis Ihr Euer Kettenhemd abgelegt habt, das Euch so hübsch bei jedem Bückling kniff.«
    »Ein Duell!« rief ich. »Ha! Das gefällt mir schon besser.«
    »Wartet’s ab!« sagte sie.
    »Wenn hier ein Duell stattfinden soll«, sagte plötzlich Pissebœuf mit seinem schrecklichen Gascogner Akzent, »dann werde ich erstmal meine Kiepe absetzen.«
    Was er tat, und die Vasselière sah stirnrunzelnd, daß er beide Hände freibekam, aber die Lakaien schritten nicht gegen ihn ein.
    »Madame«, sagte ich, um ihre Aufmerksamkeit abzulenken, »wer hindert Eure Lakaien, mich hinterrücks zu durchbohren, wenn ich mein Kettenhemd ablege?«
    |252| »Sie würden es nicht wagen. Das Vergnügen ist mein, Euch von eigener Hand zu töten«, sagte blitzenden Auges die Vasselière.
    »Alsdann, Gott befohlen, Madame, wenn dies ein loyales Duell sein soll.«
    »Sollte es das nicht sein«, sagte die La Vasselière, »überlebt hier keiner, es auszuplaudern.«
    »Habt Ihr das

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