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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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stattliches Haus mit einem schönen, buntfarbigen Fenster betrat, hinter welchem ein ganzes Dutzend Kerzen brannten.
    »Halt an, Miroul«, sagte ich, als wir um eine Ecke bogen.
    »Sankt Antons Bauch, Moussu!« sagte Miroul, indem er vom Kutschbock stieg und sich an den Schlag lehnte, »in dem Haus da scheut man Vergeudung nicht! Wißt Ihr noch, wie Euer Onkel Sauveterre Eurem Herrn Vater die Hölle heiß machte, weil Dame Getrude auf Mespech ein paar Kerzen zuviel für ihre Schminkerei verbrauchte? Dort brennt man ein ganzes Bündel ab und wirft das Geld zum Fenster hinaus. Moussu, wohin jetzt?«
    »Zu Monsieur de Vic.«
    |323| »Kennt er Euren richtigen Namen?«
    »Nein. Er weiß nur, daß ich dem König diene. Was er als Gouverneur von Saint-Denis wissen muß.«
    »Moussu, sagt Ihr Monsieur de Vic, auf wessen Fährte wir sind?«
    »Nein.«
    »Moussu, Ihr seid klug.«
    »Und mit dir mehr als geduldig.«
    »Ihr müßt zugeben, Moussu, daß ich Euch immer gut rate.«
    »Weshalb ich dich anhöre. Doch nun weiter!«
    »Moussu«, sagte er mit einem kleinen Lachen, »nachdem der Chevalier das Haus mit den Kerzen betreten hat, um die seine zu benutzen, bleibt uns die ganze Nacht.«
    »Und wenn wir länger trödeln, finden wir Monsieur de Vic im Bett.«
    Dort war er noch nicht, aber auf dem Weg dahin, schon im Nachthemd, trotzdem empfing er uns, als sein Diener ihm den Tuchhändler Coulondre meldete.
    »Meister, was führt Euch zu mir?« sagte er, indem er mir mit offener und erfreuter Miene entgegentrat. »Laßt nur, keine Zeremonie!« fuhr er fort, während ich mich tief verneigte. »Hand aufs Herz und frei heraus, um was geht es? Ich weiß, daß Ihr dem König dient, und trefflich dient …«
    Und in der Art ging es gute zwei Minuten weiter, gehörte er doch zu den großen Schwätzern, die ihre Zunge nicht im Zaum halten können. Im übrigen ein schöner Mann, sechs Fuß groß, mit gewölbter Brust wie ein Truhendeckel und blanken schwarzen Augen und Haaren. Er war Herr von Ermenonville, ließ sich aber, was kurios war, in der Armee Hauptmann Sarret nennen, nach dem Namen seiner Mutter. Und nachdem er Heinrich IV. ein Leben lang gedient hatte, wurde er zum Vizeadmiral ernannt, ein schöner Titel für einen Edelmann, der nie den Fuß auf ein Schiff gesetzt hatte. So wenig, übrigens, wie einst der Admiral Coligny. Ein Grund, Leser, weshalb Elisabeths Marine, auch wenn sie klein war, doppelt soviel taugte wie unsere: Sie wurde von Seeleuten befehligt.
    »Herr Gouverneur«, sagte ich, sobald seine Redeflut ein wenig verebbte, »ich wüßte gern, wer hier das schöne Haus mit dem hellerleuchteten, bunten Glasfenster bewohnt.«
    »In welcher Straße?« fragte Monsieur de Vic amüsiert.
    |324| »In der, die just parallel zu dieser verläuft.«
    »Das ist die Rue Tire-Boudin«, sagte Monsieur de Vic, »und das Haus mit den vielen Kerzen gehört der Raverie.«
    »Ist es ein Bordell?«
    »Das wäre zuviel gesagt. Die Raverie bietet Speise, Spiel und Bett, aber nur für sehr Hochgestellte und sehr Betuchte. Sie ist sehr schön und hat sehr schmucke Kammerjungfern.«
    »Fände ich dort Zutritt?«
    »Sicherlich! Mit einem Wort von mir und hundert Ecus in Eurem Beutel.«
    »Sankt Antons Bauch! Hundert Ecus!«
    »Tja«, sagte Monsieur de Vic lachend, »man muß zuerst am Spieltisch verlieren, um ein Lager zu gewinnen.«
    »Herr Gouverneur, komplottiert man in diesem so wohlgeregelten Haus gegen den König?«
    »Ich denke, nicht«, sagte ernst Monsieur de Vic, »und ich bezweifle, daß Ihr mich eines anderen belehren könntet.«
    »Also habt Ihr dort ein ergebenes Ohr.«
    »Richtig«, sagte Monsieur de Vic, verschlossen wie eine Auster.
    Worauf wir beide schwiegen und er mich nicht allzu freundlich ansah. Offenbar fürchtete er, ich wollte ihm ins Handwerk pfuschen.
    »Herr Gouverneur«, sagte ich, mich verneigend, »Gott behüte, daß ich Euch belehren will! Vielmehr wünsche ich, daß Ihr mir aus einer Verlegenheit helft mit Eurem Rat –, wenn Ihr geruhen wolltet, mir zu raten, da Ihr wie ich Seiner Majestät so ergeben seid.«
    »Monsieur«, sagte er besänftigt, »sprecht nur, mein ratsamster Rat steht Euch zur Verfügung.«
    »Verbindlichsten Dank, Monsieur. Also hört, wo mich der Schuh drückt: Ich sah jemanden bei der Raverie eintreten, dessen Namen ich nicht weiß, den ich jedoch als einen Erzligisten kenne, und ich weiß nicht, komplottiert er dort, oder vögelt er. Was ratet Ihr mir?«
    »Meine Lauscherin bei der Raverie

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