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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Recht der Erstgeburt im selben Augenblick, in dem sein Vorgänger stirbt.«
    »Schön und gut«, sagte Rosny, »wenn aber die Generalstände uns einen König fabrizieren, und sei es entgegen den |356| Gesetzen des Königtums, wird dieser König die Macht und das Gold Philipps II. hinter sich haben.«
    »Und alle Franzosen gegen sich, die Spanien gefressen haben, und das sind nicht wenige.«
    »Möge Gott Euch erhören, mein lieber Siorac!« sagte Rosny gequält.
    Es war später Abend, ich könnte sagen, fast Mitternacht, als der König uns, Rosny und mich, durch den Sekretär Feret rufen ließ, der uns direkt ins Schlafgemach führte. Seine Majestät hatte schon alle verabschiedet und war zu Bett, eine einzige brennende Kerze zu Häupten, und las in dem schwachen Licht Papiere.
    »Willkommen, meine Freunde«, sagte er mit seiner warmen, runden Stimme, »und wundert Euch nicht, daß ich mich schon niedergelegt habe. Aber ich muß vor Tag aufstehen, und mir tun Beine und Hintern weh, weil ich den ganzen Tag im Sattel war. Holla, Diener! Zwei Polster für die Edelmänner hier.«
    Unter Polstern verstand der König eckige Kissen, auf die wir uns nahe seinem Kopfkissen knien sollten, denn außer der Bettstelle – die kein Glanzstück war – standen in dem Raum nur zwei schäbige Truhen, kein Lehnstuhl, nicht einmal ein Schemel, dafür lehnten an der Wand eine Unmenge Waffen, Feuerwaffen wie auch Stoßdegen, Piken und Kürasse.
    »Meine Freunde«, sagte der König, indem er sich auf einen Ellbogen stützte und uns schmunzelnd betrachtete, »Ihr hockt da wie zwei bei der Beichte! Aber, gebeichtet wird hier von beiden Seiten! Wie Ihr mir Euren Sack ausleeren sollt, werde ich Euch mit meinen Sorgen nicht verschonen. Rosny«, fuhr er fort, »laßt es Euch nicht verdrießen, wenn ich zuerst den Graubart frage, der eben aus Paris kommt, was er als Lohn seiner Mühen von mir will.«
    »Nichts, Sire«, versetzte ich, »nichts wie das Privileg, Euch dienen zu dürfen! Weiß Gott, ich komme nicht als Bittsteller! Und«, fuhr ich mit einem Lächeln fort, »ich verzichte sogar auf das Anrecht, das ich nach allem, was ich heute morgen aus Eurem Mund hörte, auf die Abtei von Bec anmelden könnte.«
    »Die Abtei von Bec?« Der König stutzte, und auch Rosny sah mich verwundert von der Seite an. »Wie das, Graubart?«
    »Sire, den Chevalier d’Aumale haben ich und mein Sekretär Miroul erschossen, nicht Monsieur de Vic.«
    |357| »Wie kann das sein? Du warst doch in Paris!« sagte der König.
    »Nein, Sire. In jener Nacht war ich in Saint-Denis.«
    Worauf ich meinen Vers erzählte, kurz, schnell und klar, wie er Berichte liebte, was ich hier aber nicht wiederholen muß, der Leser kennt es.
    »Graubart«, sagte er, sich am Kopf kratzend, als ich endigte, »weiß Monsieur de Vic, daß du d’Aumale erschossen hast?«
    »Nein, Sire.«
    »Wer weiß es sonst?«
    »Niemand, Sire, außer jetzt Euch und Monsieur de Rosny.«
    »Gut!« sagte der König, »behalten wir es für uns. Graubart, Monsieur de Vic ist wie der Marschall von Biron und viele andere: Er tut viel, aber was er sagt, ist noch weit mehr. Trotzdem ist er ein guter Diener. Und ich will nicht, daß meine guten Diener sich in die Wolle kriegen. Ich habe mit den schlechten schon Ärger genug. Also, Graubart, Mund halten! Ich werde dich für dein Anrecht auf die Abtei von Bec entschädigen.«
    »Das könnt Ihr, Sire«, entgegnete ich prompt, »ohne daß es Euch etwas kostet.«
    »Ha!« sagte der König lachend, »ohne daß es mich was kostet! Laß hören, wie!«
    »Indem Ihr meinen Sekretär Miroul zum Junker macht.«
    »So. Ist er dessen würdig?«
    »Ja, Sire! Wie kein zweiter. Er ist gelehrt. Er pflegt eine schöne Sprache. Er ficht vortrefflich. Er hat sich für Euch bei Ivry geschlagen. Und er hat so tapfer wie klug alle Gefahren meiner Missionen geteilt.«
    »Hat er genug, sich ein Stück Land zu kaufen?«
    »Ja, Sire.«
    »Gut, soll er’s kaufen, und wenn Frieden ist, ernenne ich ihn zum Junker. Es wird uns dann sehr an Männern solchen Schlages mangeln im Land. Und es wird leider eine Weile dauern, bis uns die guten Bäuche Frankreichs neue machen. Graubart, wie geht es unseren Kusinen, den Lothringer Prinzessinnen?«
    Rosny runzelte die Stirn.
    »Bestens, Sire, Madame de Montpensier ißt Euer Brot und läßt ihre Vipern in Soutane nach wie vor gegen Euch geifern.«
    »Sire, hatte ich Euch nicht gewarnt?« sagte Rosny verdrießlich.
    |358| »Dafür«, fuhr ich fort, »sagt

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