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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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kein Wort glaube ich! Gewitzelt hat er.«
    |364| »Das kommt, weil das Okzitanische sich komisch anhört. Sogar ein Gutenachtwunsch klingt wie ein Scherz.«
    »Was Ihr nicht redet!«
    »Wie ich handle.«
    »Oh, bitte, Monsieur, nehmt Eure Hand da weg. Bin ich eine Badehure oder eine Lady?«
    Doch obwohl sie mich abkanzelte, setzte ihr der Kerzenschein in die Augenwinkel und auf die weißen Raubtierzähne kleine Lichterchen, die ihren Worten widersprachen.
    »Mylady«, sagte ich, »ich weiß keine gröbere Unziemlichkeit, als gegen soviel Schönheit taub zu bleiben.«
    »Still, Monsieur!« sagte sie, »mir ist nicht nach Tändeln zumute.«
    »Ach!«
    »Sondern nach ernstlichen Fragen.«
    »Nanu! Ernstliche Fragen – in meinem Bett! Und in Eurer Blöße!«
    »Achtet nicht drauf«, sagte sie. »Vergeßt Ihr, Pierre, daß Ihr ›die ganz spezielle kleine französische Lerche der Elisabetha Regina‹ seid? Und daß die größte Königin der Christenheit Euch ihre Hand reichte zum Kuß?«
    »Wie könnte ich ihre unendliche Huld vergessen«, sagte ich, plötzlich aufhorchend.
    »Und die vielen Hilfeleistungen, die sie Eurem Herrn an Männern und Geldern zukommen läßt?«
    »Gewiß!« sagte ich, »kämpfen sie denn nicht gemeinsam gegen Philipp II.? Sagtet Ihr nicht selbst, Mylady, Englands Schicksal entscheide sich in Paris?«
    »Also, und wo ist der Dank?«
    »Aber, im Gegenteil, Mylady! Elisabeth handelt für meinen König wie eine Schwester!«
    »Wenn Henri Quatre den Vater wechselt, macht er Elisabeth zur Stiefschwester, und darüber wird sie sich bitterlich grämen.«
    »Henri und den Vater wechseln? Mylady, was meint Ihr damit?«
    »Einige wollen wissen, daß er seinen Vater in Genf verlassen und sich einen Vater in Rom zulegen wird.«
    »Mylady, sind dies Stunde, Ort und Gelegenheit, die Bekehrung des Königs zu debattieren?«
    »Wieso nicht? Wir reden unter vier Augen.«
    |365| »Mit acht Gliedmaßen.«
    »Schmeichelt Euch nur nicht, uns so nahe zu sein! Wird meine Königin Eures Königs Stiefschwester, ist es damit aus.«
    »Ich weiß nicht, ob mein König sich einen Vater in Rom suchen wird. Aber, wenn er es tut, dann sicherlich wider Willen und einzig, um seinem Volk Frieden zu bringen, denn, wie Ihr wißt, gehört diesem seine innigste Liebe.«
    »Es ist gefährlich, Böses zu tun, um Gutes zu tun.«
    »Ist das von Euch?«
    »Von meiner Königin. Und sie sagt weiter, man ist besser Jakob als Esau.«
    »Was heißt das?«
    »Pierre! Hast du abtrünniger Hugenott die Bibel vergessen? Esau verkaufte Jakob seine Erstgeburt für ein Linsengericht, und obwohl Jakob der jüngere war, gewann er den Segen seines sterbenden Vaters.«
    »Aber den Segen, Mylady, erschlich er sich durch Schwindelei. Und mein König, dessen dürft Ihr gewiß sein, wird seine vielgeliebte Schwester nicht übers Ohr hauen. Auch wenn er den Vater wechselt und sein Linsengericht zu teuer erkauft, werden zwei Dinge in seiner Seele unveränderlich bleiben: das Bündnis mit Elisabeth und der Kampf gegen Philipp II.«
    Ich sprach diese Worte mit soviel Wärme und Nachdruck, daß Mylady Markby, so schien mir, getröstet war.
    »Trotzdem«, sagte sie nach einer Weile, »Elisabeth braucht ein Pfand, um Henris guter Gesinnung sicher zu sein, wenn er will, daß sie ihm weiterhin Hilfe leistet.«
    »Ah, ein Geschäft! Wer Engländer sagt, sagt Geschäft.«
    »Wer Franzose sagt, sagt Schlange.«
    »Wie das?«
    »Ihr wechselt die Religion, wie die Schlange sich häutet.«
    »Angenommen!« sagte ich lachend. »Also, das Pfand?«
    »Calais!«
    »Was, Calais? Calais wieder in englischer Hand! Ha, Mylady,
never, never, never !«
    »Zum Glück entscheidet darüber nicht Ihr, Monsieur!«
    »Doch wollt Ihr mich, wenn ich recht verstehe, in dieser Affäre zum Dolmetsch nehmen. Wieso mich? Ich fand Euch selbst sehr viel wortgewandter, als Ihr zu meinem König spracht, und sehr viel dreister.«
    |366| »Wie soll ich über ein Pfand mit ihm sprechen, solange sein Entschluß noch nicht feststeht?«
    »Angenommen. Und ich überlege mir, ob ich ihn davon informiere oder nicht.«
    »Nein, Monsieur, ich erwarte und verlange, daß Ihr es ihm unverzüglich mitteilt, wie das übrigens auch Eure Pflicht ist.«
    »Also, dann morgen!«
    »Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Versprochen ist versprochen. Morgen hört es der König wortwörtlich aus meinem Mund. Aber was macht Ihr, Mylady? Ihr umschlingt mich? Sollte ich mir schmeicheln dürfen, Euch nahe zu sein? Ein abtrünniger

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