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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Geschwindigkeit und Höhe bei weitem übertraf, denn, 1593 in den Orden eingetreten, wurde er nach ein paar Monden, da er höchst angelegentlich des seligen Königs Partei ergriff, auch schon zum Bischof von Evreux ernannt.«
    »Himmel! Binnen Monaten vom Abbé zum Bischof!«
    »Mein Gott, ist das ein Sprung!« sagte Miroul.
    »Aber, irre ich nicht«, sagte ich, »daß Du Perron früher Hugenotte war?«
    »Exakt,
mi fili
! Doch strich er wie du die Segel. Und kaum war er Katholik, machte ihn Heinrich III. zu seinem Vorleser, weil er seinen Geist, sein Wissen und sein seltenes Talent als Schriftsteller schätzte.«
    »Ha!« sagte ich, »was kann ein kleiner Nachen Besseres tun, als sich dem Admiralsschiff anzuschließen und in seiner Furche zu segeln! Man kann nur wachsen!«
    »Und so dachte auch ich mir«, sagte Fogacer, die satanischen Brauen wölbend, »wenn der mächtige Arm der Kirche aus einem Hugenotten einen Bischof machen kann, wird der Bischof aus einem atheistischen Sodomiten oder sodomitischen Atheisten wohl einen passablen Christen machen können. Ich schrieb an Du Perron, den ich vom Hof Heinrichs III. kannte, erbot mich ihm als Arzt, und da er leidend war, schickte er mir einen Paß von Navarra. Ich kam, sah und heilte. Und er heilte mich, denn sowie ich ihn in seiner süperben violetten Soutane erblickte, begriff ich die Macht der Robe: Sie macht nicht nur den Mönch, sie macht auch die Frau.«
    »Was meinst du damit, mein Freund?« fragte ich stutzig.
    »Nur, was ich gesagt habe!« versetzte auflachend Fogacer, dann lächelte er wieder so gewunden, daß es seine Einschränkung in Frage stellte.
    Endlich meldete Jeannette – die ich jedesmal, wenn sie kam und ging, verwundert ins Auge faßte – ihrem Herrn und Meister mit einem etwas linkischem Knicks, der Tisch sei gedeckt, das Mahl bereit, die Omelettes gelungen. Fröhlich ließen wir uns nicht nur besagte Omelettes, sondern auch den zartesten Schinken schmecken, wie ich keinen mehr seit jenem aß, der |384| bei uns auf Mespech an der Balkendecke des großen Saals dörrte, und das Ganze wurde reichlich mit dem Meßwein begossen, der nicht der schlechteste war.
    »Gott segne Monseigneur Du Perron«, sagte Fogacer, »daß er einen so mundigen Wein ausgewählt hat, hilft dessen Bouquet doch sehr, besagten Wein in das Blut Unseres Herrn Jesus Christus zu verwandeln, wenn in der Messe das Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.«
    »Ah, Fogacer!« sagte ich, »der Atheist als Theologe!«
    »Das kommt,
mi fili
, weil Monseigneur Du Perron mir jüngst den Schwur diktiert hat, den die royalistischen Bischöfe vom König zu fordern gedenken, um ihn in den Schoß der katholischen Kirche aufzunehmen. Und Monseigneurs Verlangen gemäß habe ich mehrere Abschriften dieses Dokuments für die Prälaten hergestellt, die Seine Majestät morgen hinter verschlossenen Türen damit bekanntmachen werden.«
    »Was?« rief ich, »morgen? Hast du ›morgen‹ gesagt?«
    »Morgen, am 23. Juli, von früh bis in den Abend.«
    »Und niemand am Hof weiß es?«
    »Der Hof erfährt es eben jetzt. Deshalb kann ich euch die Neuigkeit mitteilen«, setzte er mit seinem gewundenen Lächeln hinzu, »ohne die Geheimhaltung zu verletzen. Wenn Ihr dies Haus verlaßt,
mi fili
, gibt es keiner guten Mutter Sohn in Saint-Denis, der es nicht weiß.«
    »Hast du nicht«, fragte ich, »eine Vorschrift dieses Schwurs, den man dem König abverlangen will?«
    »Du hast es erraten,
mi fili

    »Kann ich ein Auge drauf werfen?«
    »Nicht einmal ein Viertel von einem halben,
mi fili.
Obwohl nichts Geheimes drinsteht, es ist eine Zusammenfassung des katholischen Glaubensbekenntnisses auf vier Seiten. Aber, wenn ihr wollt, kann ich euch die saftigsten Passagen daraus vorlesen, natürlich samt anschließendem Kommentar meinerseits.«
    »Kommentar eines Atheisten? Hilfe! Gibt es keinen Dispens?«
    »Text und Kommentar, oder gar nichts,
mi fili.
«
    »Tyrann! Bin ich eine Gans, daß du mich stopfen willst mit deinen Blasphemien?«
    »Bin ich eine Gans«, sagte Fogacer, die schwarzen Brauen |385| spitzend, »daß ich mich mit Mirakeln, Mysterien und Ungereimtheiten stopfen lasse?«
    »Mit Verlaub«, sagte Miroul, »Gans oder nicht Gans, ehrwürdiger Doktor, ich bin ganz Ohr.«
    »Schön«, sagte Fogacer, indem er zwei gefaltete Blätter aus seinem Wams zog, auf denen ich die Säbel und die Schleifen seiner großen Schrift erkannte. »Zunächst wird der König ersucht, an Gott den allmächtigen Vater,

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