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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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nicht auf mich hört! Weil er eifersüchtig ist auf seinen Bruder Nemours und glaubt, daß ich ihn vorziehe. Was falsch ist, grundfalsch«, sagte sie mit einem Nachdruck, daß ich, hätte ich es gewagt, laut gelacht hätte. »Der König«, fuhr sie fort, »ich meine Navarra, bietet Mayenne für seine Unterwerfung das Herzogtum Burgund an. Und das Herzogtum Burgund ist doch keine Kleinigkeit! Aber wißt Ihr, was Mayenne will und verlangt? Er will die Generalleutnantschaft des Reiches! Da kann er auch gleich sagen, er will der Zweite sein nach dem König, und zwar zum ›Lohn für seine Dienste‹. Ihr habt recht verstanden! Zum Lohn für seine Dienste, die, o Gipfel der Torheit, darin bestanden, Navarra zu bekriegen, seit Heinrich III. tot ist.«
    |408| »Dennoch, Madame, wird es zum Frieden kommen: Das Volk will ihn.«
    »Ja, ich doch auch! Und ich habe dem König klipp und klar gesagt, zu welchen Bedingungen: Burgund für Mayenne, und für Nemours die Hand von Madame 1 .«
    »Was?« sagte ich und tat verblüfft, »habe ich recht gehört, Madame? Ihr wart beim König in Saint-Denis? Ihr in Person?«
    »Hehe! falscher Herr Tuchhändler Ihr!« sagte sie mit entrüsteter Miene, »spielt mir nicht den Einfaltspinsel! Ihr wißt sehr gut, daß seit der Königsmesse die Partie für uns so gut wie verloren ist und wir uns arrangieren müssen. Und den Gang zum König, den treten wir nun wohl alle an, einer nach dem anderen. Meine Schwiegertochter Guise ging sogar bis Dreux, das er belagerte, um ihm schön zu tun. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Er belagert die Liga, und Madame de Guise geht hin und schmeichelt ihm! Und dabei«, setzte sie gehässig hinzu, »schiebt sie ihren Rotzbengel ohne Nase klammheimlich ins Bett seiner Schwester.«
    »Und die spanische Hochzeit?«
    »Ach, daran glaubt sie nicht mehr, soviel Mühe sie auch darauf verwandt hat. Wer wäre auch dumm genug, noch daran zu glauben? Bestimmt nicht Monsieur d’Elbœuf, der sich nach Saint-Denis begab und dem König beim Schlagball zuschaute, und das inmitten von Pariser Waschweibern, die juchzend riefen: ›Was für ein schöner König, schöner als der Kleine in Paris! Und seine Nase ist viel länger!‹ Worauf der König d’Elbœuf bemerkt, das Spiel abbricht, sich mit ihm zwei Stunden bei einer Flasche Wein einschließt, und schon hatte unser Elbœuf die Seite gewechselt.«
    Hiermit fiel Madame de Nemours in ihren Lehnsessel und weinte.
    »Madame«, sagte ich, indem ich mich auf einen Schemel setzte, »der König ist großmütig, und niemand aus Eurer illustren Familie hat von ihm irgend etwas zu fürchten. Er wird allen vergeben, sogar Eurer Tochter Montpensier, die ihn doch von ihren besoldeten Pfaffen reichlich hat verteufeln lassen.«
    »Ha, meine Tochter Montpensier!« sagte Madame de Nemours, indem sie die schönen Hände zum Himmel hob. »Was |409| für eine Unruhestifterin! Aber mittlerweile zittert sie doch sehr in ihrem Reifrock und wagt es schon nicht mehr, ihre Soutanen mit giftigen Billetts zu beliefern. Aber, wißt Ihr, wer sie abgelöst hat? Der päpstliche Legat! Und wißt Ihr, wer den Text diktiert? Der Herzog von Feria! Soweit ist es mit uns gekommen: Ein Italiener und ein Spanier haben die Macht in Paris übernommen! Was für eine Erniedrigung! Allerdings«, fuhr sie fort, sich wohl besinnend, daß sie eine Enkelin Lukrezia Borgias war und ihrer italienischen Abkunft etwas schuldete, »ist der Herzog von Feria ziemlich dumm, während der Legat ein echter Italiener ist, äußerst gewieft und durchtrieben. Aber was kann er machen? Nichts, solange Philipp II. Mayenne nicht die vierzigtausend Mann und die Million Ecus schickt, die er versprochen hatte, die er aber nie schicken wird, weil er Mayenne nicht traut. Der wiederum ihm nicht traut und übrigens nicht daran denkt, für den kleinen Guise die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Nun ja, Monsieur, man muß den Dingen ins Auge sehen: Die einen sagen Hü, die anderen Hott! jeder denkt an sein eigenes Interesse, und so haben wir durch unsere Zersplitterung und unser gegenseitiges Mißtrauen alles verloren!«
    »Mich dünkt aber doch, Madame«, sagte ich, um sie weiter auszuloten, »daß einige Ligisten wieder Mut schöpfen, weil der Papst die Bekehrung des Königs nicht anerkennen will.«
    »Ach der Papst! Der Papst!« meinte die Herzogin verächtlich. »Glaubt mir, Monsieur, ein Papst kann mir nicht im geringsten imponieren. Wir hatten einen in der Familie, und es war nicht der beste.«

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