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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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zwingt, sie zu brechen? Soll die Welt wirklich das trostlose |78| Schauspiel sehen, daß zwei Rosnys, Söhne derselben Eltern, einander auf Rosny erschlagen?«
    »Soll die Welt«, entgegnete der Hugenotte, »das trostlose Schauspiel mit ansehen, daß der ältere Rosny seinem jüngeren Bruder den Zutritt zu dem Hause verwehrt, wo seine Frau im Sterben liegt?«
    Worauf wir, Rosnys Gefolge, zur Unterstützung seiner Worte ein Knurren wie angekettete Doggen ausstießen, die Fäuste ballten, wütend unsere Hüte zu Boden warfen und andere grimmige Gebärden vollführten, die an unserem Entschluß keinen Zweifel ließen, mit diesem Barbaren fertigzuwerden.
    »Monsieur«, sagte schließlich der ältere Rosny, »wenn ich Euch einlasse, wie mein Herz es mir rät, seit ich Euch hier erblickte, versprecht Ihr mir dann, meine Leute nicht zu molestieren, mir den Respekt zu erweisen, den Ihr dem Älteren schuldet, und die Burg unserer Väter in meiner Hand zu belassen, anstatt sie für Navarra zu besetzen?«
    »Das ist nicht meine Absicht, Monsieur«, sagte Rosny. »So bald ich meine Pflichten bei meiner Gemahlin erfüllt habe, kehre ich zurück in den siegreichen Kampf des Königs von Frankreich und des Königs von Navarra gegen die Rebellen.«
    Der Ältere, der just einer dieser Rebellen war, schluckte das Versprechen wie den Biß, als wären beides Brötlein vom selben Mehl.
    »Mein Herr Bruder«, sagte er, »Ihr stellt mich zufrieden: Mir genügt Euer Wort, das mich von dem meinen entbindet. Pförtner, laß die Zugbrücke hinab, zieh das Fallgatter auf und öffne das Tor. Mein Herr Bruder, willkommen zu Hause!«
    Daß es erst einer Kanone, etlicher Leitern und gezündeten Arkebusen bedurfte, bis es soweit kam, ist nur ein Beispiel für die grausame Spaltung, die der gräßliche Eifer der Ligisten in jeder Stadt, jedem Viertel, jeder Straße und sogar jeder Familie angerichtet hatte, so daß Vater und Sohn, Bruder und Bruder, Onkel und Neffe, oftmals im selben Haus einander unbarmherzig bekämpften, ein jeglicher im Namen des Evangeliums und des Gottes der Liebe und Vergebung.
    Der arme Rosny fand seine Frau Gemahlin so darnieder, daß sie wenige Tage darauf verblich, und dieser traurige Tod stürzte ihn in eine Betrübnis, daß er einen Monat ohne ein Lächeln, ohne ein Wort mit gramvoll erloschenem Gesicht und gesenkten |79| Lidern einherging. Die Nachricht jedoch, daß Navarra den König überzeugt hatte, nach Paris zu marschieren, und die bald überall umlaufenden Meldungen, daß ihre vereinten Kräfte in diesem Juli Pithiviers und Etampes eingenommen hatten, womit sie sozusagen die Straßen zur Hauptstadt beherrschten, rüttelten Rosny aus seinem Leiden auf und gaben ihm die Kraft, zum Aufbruch zu blasen und zu den beiden Königen zu stoßen, die Ende Juli, wie zu hören war, der eine in Saint-Cloud, der andere in Meudon, ihre Lager aufzuschlagen gedachten.
    Dort fanden wir sie tatsächlich, und ihre Armeen im weiten Umkreis. Navarra hatte die Dörfer Vanves, Issy und Vaugirard besetzt, während der König in Saint-Cloud, im Haus des Jérôme de Gondi, logierte und seine Truppen von Argenteuil bis Villepreux und von Villepreux bis Vaugirard einquartiert hatte.
    Sowie wir in dem hübschen Marktflecken Villepreux eintrafen und für Einzelreisen keine Gefahr mehr bestand, weil unsere Partei das ganze umgebende Land beherrschte, erbat ich mir von Monsieur de Rosny Urlaub, um meinen geliebten Herrn und Gebieter in Saint-Cloud aufzusuchen und einige Tage bei ihm zu verweilen. Rosny gewährte es mir, wenn auch widerwillig, denn ungern sah er sein Gefolge verringert, und sei es nur um sechs Köpfe, auch bemäkelte er im stillen, daß einer, der wie ich im Herzen Hugenotte war, es eiliger hatte, Heinrich III. zu sehen als den König von Navarra.
    Der Leser aber weiß, wie tief ergeben ich meinem Fürsten war, mit welcher uneingeschränkten Hingabe ich ihm in Boulogne und Paris unter der Maske eines Putzmachermeisters oder Tuchhändlers gedient hatte und mit welch großen Wohltaten er meinen Eifer belohnt hatte.
     
    Wie herzlich umarmte mich der gestrenge Du Halde, der mich nicht sehen konnte, ohne jener Nacht zu gedenken, die wir zu Blois in der königlichen Garderobe durchwacht hatten, bis es endlich vier Uhr war. Und obwohl die Tür des Hauses Gondi von einer Menge Herren umlagert war, wurde ich sogleich in das kleine Vorzimmer geführt, aber allein, zum Kummer Mirouls, der mit meiner Suite draußen warten mußte. Und kaum ging

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