Paris ist eine Messe wert
Ihr ihn kaum gegen seine Feinde verteidigen können.«
»Monsieur de Châtaigneraie ist mein Gefangener und hat sich mir ergeben«, beschied ihn Rosny, der schließlich nicht auf das Lösegeld verzichten wollte.
»Ha, Monsieur!« sagte Thorigny, »niemand will Euch Euren Gefangenen rauben! Ich verpflichte mich vor diesen Edelleuten hier, daß Ihr ihn zurückerhaltet, sobald Ihr selbst in Sicherheit seid.«
»In dem Fall, Monsieur, habe ich nichts dagegen«, sagte Rosny.
Und der arme Châtaigneraie wechselte in Thorignys Gefolge über, das den uns entgegengesetzten Weg einschlug, und fand den Tod, als drei Gardisten des seligen Königs ihn erkannten und auf ihn anlegten.
»Ha, verdammt!« schrie der eine. »Verräter an deinem König! Du hast seinen Tod mit der grünen Schärpe gefeiert!«
Diese grüne Schärpe – grün war die Farbe der Narren – hatte Madame de Montpensier erfunden und an die Ligisten verteilt, um sie all jenen zum Spott zu tragen, die den ermordeten König betrauerten. Der Sinn dabei war, daß verrückt sein müsse, wer den Tod des Tyrannen beweine.
Wie ich hörte, hatte Graf Thorigny nicht einmal Zeit gehabt, auch nur den kleinen Finger zu heben, um seinen Vetter zu beschützen. Drei gleichzeitig abgegebene Schüsse fegten Châtaigneraie vom Pferd, und er starb, noch ehe er Boden berührte.
»Das Schlimme daran ist«, sagte Monsieur de Thorigny, als er mir später die Episode erzählte, »daß der arme Châtaigneraie |165| gar kein erbitterter Ligist war. Er hatte die grüne Schärpe nur einen einzigen Tag getragen, um der Kusine der Montpensier zu gefallen, in die er verliebt war.«
»Etwa Jeanne de La Vasselière?« fragte ich.
»Wie? Die kennt Ihr, Siorac?«
»Die kenne ich.«
»Und schätzt sie?«
»Wie den Teufel.«
Doch lassen wir die schöne Teufelin, die es nur ihrem weiten Reifrock verdankte, daß man ihren gespaltenen Fuß nicht sah, lassen wir sie um so leichter, denke ich, als sie uns im Lauf dieser Memoiren wiederbegegnen wird, so als hätte Fortuna entschieden, daß unsere Wege sich von Zeit zu Zeit kreuzen sollten.
Weiß der Himmel, wie Monsieur de Rosny es mit all seinen Wunden im Sattel durchhielt bis zur Burg Anet! Aber dieser Mensch hatte sieben Leben wie die Katzen, und mir ist nicht bekannt, wer oder was seine unerschöpfliche Energie jemals erschöpfen konnte. Der Burgwart richtete ihm ein großes Zimmer her, und Rosny, der sich auf eines der beiden vorhandenen Betten tragen ließ, bat mich als erstes, ihm einen tüchtigen Feldscher aufzutreiben, der seine Wunden behandeln und verbinden konnte. Zweitens verlangte er, daß ich ihm durch einen Pagen einen Krug guten Weins bringen ließe, um sich neues Blut zu schaffen und das verlorene zu ersetzen. Auch wenn ich sehr bezweifelte, daß der Rebensaft dies je vermochte, war der Glaube an seine wohltuende Wirkung doch so verbreitet unter den Hauptleuten – wahrscheinlich weil Blut und Wein rot sind –, daß ich nichts dagegen einwandte, wenigstens, dachte ich, wird das Getränk verhindern, daß er die Besinnung verliert. Und als ich, immer noch Nebel und Schmerzen im Kopf, mit dem Pagen durch die Burg auf die Suche ging – wen traf ich da an der Kehre einer Galerie, wenn nicht meinen Miroul? Er wurde ganz blaß, als er mich erblickte, denn er hatte mich tot geglaubt, mich auf dem Schlachtfeld unter den Toten gesucht und gerade erst von Larchant gehört, daß ich lebte. Er erdrückte mich fast mit seinen Umarmungen und Küssen, wobei er sowohl vor Freuden weinte, mich lebend wiederzusehen, als auch vor Traurigkeit, mir melden zu müssen, daß fünfzehn |166| von den fünfundzwanzig Männern meiner Eskorte im Kampf ihr Leben gelassen hatten, so auch der Page Guilleris, was meinen anderen Pagen Nicolas grausam schmerzte, und wäre ihm nicht einer in den Arm gefallen – er hätte sich mit seinem Degen entleibt.
»Bring ihn mir, Miroul«, sagte ich, »daß ich ihn tröste, er ist noch so jung und sein Herz so empfindsam.«
Ein Feldscher, den ich bei einem unserer Hauptleute am Werk sah, dünkte mich geschickt genug, und für ein paar Ecus folgte er mir in Rosnys Zimmer. Ich hatte acht, daß er sich erst die Hände wusch, bevor er die Bauchwunde meines Freundes berührte, denn Sauberkeit ist bekanntlich nicht die Stärke dieser Zunft. Und als er Rosnys Wunden endlich alle versorgt hatte, verlangte ich, daß er sich wiederum die Hände wusch, ehe er meinen Kopf untersuchte. Er befand, daß meine Schädelknochen
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