Paris ist eine Messe wert
Beinen bin.«
»Wie Ihr wollt«, sagte Andelot über die Schulter, und zu Sigogne gewandt: »Monsieur, beliebt mir zu folgen. Ihr seid mein Gefangener.«
Worauf Sigogne, der sich wieder auf den Teppich gesetzt hatte, sich nicht rührte, nicht ruckte und einmal kein Wort sagte. Womit er einige Tapferkeit bewies, denn Andelot war mittlerweile so außer sich, daß er ihn glatt hätte niederhauen oder einen seiner Männer dazu auffordern können.
»Monseigneur«, sagte einer von diesen, »hier sind drei unbewaffnete Ligisten und zwei Bettlägerige. Schluß mit dem Palaver! Nehmen wir den Ligisten und das Banner. Wer soll uns hindern?«
Ein unwürdiges Wort, dem Andelot trotzdem beinahe gefolgt wäre, fürchte ich, so entrüstet war er, daß ihm Ehre und Profit durch die Lappen gehen sollten. Doch wurde Andelot, was immer sich in seinen Gehirnwindungen auch abspielen mochte, daran gehindert, gegen einen verwundeten Waffengefährten Gewalt zu gebrauchen, denn hereinmarschiert kamen, geharnischt und gewaffnet, an fünfzehn Arkebusiere von Monsieur de Rosny und umstellten das Lager ihres Chefs, wortlos, aber mit drohenden Blicken auf Andelots Männer.
»Also gut, Monsieur de Rosny«, sagte Andelot angesichts dieses Aufgebots, »Ihr seid verwundet und könnt mir für Euren Anspruch jetzt nicht einstehen. Aber, wir sprechen uns wieder.«
|171| Wozu es nicht kam, denn die Herren Thorigny und Larchant zeugten für Rosny, und der König begütigte die Zerstrittenen mit ein paar Worten, wie er es so gut konnte, kraulte den einen und kraulte den anderen wie zwei Hunde, die sich um einen Knochen zanken.
Ich weiß nicht mehr, war es am nächsten, war es am übernächsten Tag, als Monsieur de Maignan in unserem Zimmer erschien, der Junker von Rosny. Er trug einen Kopfverband, einen Arm in einer Binde und dazu eine Miene, die seinem schmalen und trotz seiner Jugend strengen Gesicht gut stand, denn er war eifriger Hugenotte und nahm sich die Interessen seines Herrn sehr zu Herzen. Mit betrübter Miene also berichtete er Rosny den Tod seines Gefangenen, Monsieur de Châtaigneraie, den, wie man sich erinnern wird, Rosny dem Grafen von Thorigny anvertraut hatte und der von drei Gardisten des seligen Königs erschossen worden war zur Vergeltung dafür, daß er die grüne Schärpe getragen hatte. Der Bequemlichkeit meiner Erzählung wegen habe ich diesen Mord schon in die Zeit eingefügt, als er geschah, obwohl ich ihn erst an diesem Tag, gleichzeitig mit Monsieur de Rosny, aus dem Munde besagten Maignans erfuhr.
»Oh, das grämt mich!« sagte Rosny mit tatsächlich sehr verdrossener Miene. »Hätte ich der Bitte von Graf Thorigny nicht nachgegeben, wäre der arme Châtaigneraie jetzt noch am Leben.«
»Und wir bekämen das Lösegeld«, sagte Maignan, der seinen Herrn zu gut kannte, um seinen Gedanken nicht ergänzen zu können. »Monsieur de Thorigny war schlecht beraten, als er glaubte, er könnte sein Leben besser schützen als wir.«
»Gewiß, gewiß!« sagte Rosny mit langem Gesicht. »Tho rigny trägt in der Sache eine schwere Verantwortung, denn er hat sich auf seine Ehre verpflichtet, mir meinen Gefangenen wohlbehalten zurückzugeben.«
»Meines Erachtens«, sagte Maignan, mehr Rosny als Rosny selbst, »müßte Thorigny, da er Euch Euren Gefangenen nicht wiedergeben kann, Euch das Lösegeld zahlen, das Ihr von Châtaigneraie erhalten hättet.«
»Gut gedacht, Maignan«, sagte Rosny, »aber ich bezweifle, daß Thorigny es mir anbieten wird.«
|172| »Aber«, sagte Maignan unnachgiebig, »könnten wir es nicht von ihm fordern?«
»Die Sache ist heikel«, sagte Rosny nach kurzem Schweigen. »Natürlich wäre es unser Recht.«
»Warum tun wir es dann nicht? Herr Baron, soll ich Monsieur de Thorigny in dem Sinne ansprechen?«
»Nein, nein«, sagte Rosny und stieß einen Seufzer aus wie einer, der soeben widerwillig einen schweren Entschluß gefaßt hat. »Nein, Maignan. Vergessen wir das. Ich kann Thorigny nichts abverlangen, erstens ist er mein Freund, und zweitens wird ihn der Tod seines Vetters genug bekümmern, ohne daß ich ihn noch um Geld dafür angehe.«
Ein Opfer, das angesichts der Gewinngier Rosnys nicht unerheblich war, für das er sich jedoch schadlos hielt, indem er sich seines Edelmuts öffentlich rühmte. Das sage ich ohne jede Bosheit, weil ich diesen Mann liebe und überaus bewundere, dem der König und Frankreich soviel verdanken.
Kaum hatte Maignan das Zimmer verlassen, mit langem Gesicht wegen
Weitere Kostenlose Bücher