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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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transportieren.«
    »Ja, Sire.«
    »Unterm Kutschenboden laßt Ihr ein Versteck einbauen für Lebensmittel. Dann geht Ihr direkt nach Paris. Und in Paris direkt zur Montpensier!«
    »Zur Montpensier, Sire!« sagte ich verdattert. »Aber das heißt den Wolf bei den Ohren packen, denn es war ihre Kusine, die mich am Tag der Barrikaden erkannte!«
    »Trotzdem«, sagte der König. »Ihr überbringt ihr ein paar Worte von mir, die Euch meinen werten Kusinen empfehlen, |183| damit sie Euch einen Paß beschaffen, mit dem Ihr während der Belagerungszeit in Paris ein und aus gehen könnt. Und mittels dessen Ihr sie auch mit Proviant versorgt.«
    Sie müssen wissen, schöne Leserin, daß der König mit seinen »werten Kusinen« nicht nur die Herzogin von Montpensier, die Schwester des seligen Herzogs von Guise, meinte, sondern auch eine Witwe, die Herzogin von Guise, und deren Mutter, die Herzogin von Nemours, die von den dreien sicherlich die sanftmütigste und friedlichste war.
    »Wie denn, Sire!« sagte Duplessis-Mornay, indem er mit entrüsteter Gebärde die gesalbten Hände hob, »Ihr wollt die lothringischen Fürstinnen versorgen lassen, während ihre Söhne und Brüder Euch diesen erbitterten Krieg liefern?«
    »Das ist ihre Sache«, sagte der Béarnaiser. »Ich führe jedenfalls keinen Krieg gegen Frauen, ich will ja nicht schuld sein, daß sie ihre hübschen Rundungen verlieren. Siorac«, setzte der König hinzu, »seid Ihr mit meinem Plan einverstanden?«
    »Vollkommen, Sire. Nur würde ich zu den Fürstinnen lieber erst gehen, wenn ich weiß, daß sie hungern.«
    »Gut!« meinte der König. »Leerer Bauch hat bessere Ohren. Duplessis-Mornay«, fuhr er fort, »Ihr laßt Euch von Monsieur von O die notwendigen Gelder für diese Mission geben, aber ohne den Grund zu nennen und«, setzte er mit erhobenem Finger hinzu, »ohne zu knappsen.«
    »Gleich morgen früh, Sire«, sagte Duplessis-Mornay.
    »Siorac, mein Freund«, sagte der König, »ich denke, Ihr werdet Euer Möglichstes tun aus Liebe zu mir und zum Wohl des Staates, und ich hoffe, es bietet sich bald die Gelegenheit, dir auch meine Liebe zu beweisen.«
    Diese so freundlich gesprochenen Worte, dieser Wechsel vom Ihr zum Du verwirrten mich derart, daß ich, der ich doch sonst nicht auf den Mund gefallen bin, nichts zu erwidern wußte und Seiner Majestät nur kniefällig die Hand küßte. Als ich aufstand, war der König schon hinaus, und Duplessis-Mornay folgte ihm, so schnell sein majestätischer Gang es erlaubte.
    »Moussu«, sagte Miroul, kaum daß die Tür hinter den Besuchern geschlossen war, »wer von Eurer Suite soll bei diesem Abenteuer dabei sein, außer Euch und mir?«
    »Wie kommst du darauf«, sagte ich lachend, »daß du dabei bist, Miroul?«
    |184| »Ein Tuchhändler braucht einen Commis.«
    »Stimmt, Miroul. Und einen Kutscher, der die Kutsche fährt, und einen Pferdeknecht, der die Pferde versorgt. Also, Pissebœuf und Poussevent.«
    »Aber, Moussu, die beiden sprechen nur waschechtes Okzitanisch! Außerdem redet Pissebœuf für sein Leben gern!«
    »Er muß einen Ochsen auf seine Zunge legen, Miroul. Und was Poussevent angeht, der ist stumm wie ein Grab, nur sein Arsch ist beredt, aber, Gott sei Dank, haben Fürze keinen Akzent.«
    »Moussu, was bin ich froh, daß Ihr wieder bei Humor seid! Die Melancholie, in der ich Euch auf Chêne Rogneux sah, paßte so gar nicht zu Euch. Moussu«, fragte er, fiebrig vor Ungeduld, so freute er sich darauf, wieder durch Paris zu streunen, »wann brechen wir auf?«
    »Morgen, nach Châteaudun.«
    »Nach Châteaudun, Moussu?«
    »Du hast es gehört.«
     
    Am nächsten Morgen brachte mir Duplessis-Mornay mein Reisegeld, nicht so üppig wie zu Zeiten meines seligen Königs, aber auch nicht so karg wie befürchtet: zweitausend Ecus immerhin. Ich schickte Miroul aus, eine Kutsche zu kaufen und im selben Zug die schöne Stute zu verkaufen, die ich auf dem Schlachtfeld von Ivry aus einem Haufen von Toten hervorgezogen hatte. Eigentlich sollte Miroul auch das Sattelzeug verkaufen, das aus schönem Leder und prachtvoll verziert war, doch er war so vernarrt darin, daß er meine Weisung überhörte, und er tat gut daran, denn als er es am selben Tag wienerte, fand er in der einen Satteltasche, unter einem alten Lumpen versteckt, einen Lederbeutel mit tausend Ecus.
    Keine Frage, daß dieser Fund mich freute, der mir meine Ausgaben für den Feldzug voll ersetzte. Ich wollte Miroul einen Teil davon geben, aber er lehnte

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