PARKER demontiert den Wasserman
und schreiend dem langsam fahrenden Bus nach.
Jerry, der hinter einem Wagen Deckung genommen hatte, grinste zufrieden. Das hatte ja prächtig geklappt. Jetzt war er die Verfolger los und konnte sich in aller Ruhe ein parkendes Fahrzeug unter den Nagel reißen. Er kam allerdings überhaupt nicht auf den Gedanken, nach dem Motiv der blonden Frau zu fragen. Warum hatte sie die Verfolger in die falsche Richtung geschickt? Hatte sie sich wirklich nur getäuscht, oder war es Absicht gewesen?
Jerry klemmte sich das bewußte Paket unter den Arm und wollte sich gerade an einen MG heranpirschen, als er hinter sich ein schlurfendes Geräusch hörte.
Wie eine Katze wirbelte er herum und sah sich zu seiner Erleichterung einer alten Blumenfrau gegenüber, die ihn verschmitzt angrinste.
»Schwirr ab, Oma«, sagte Jerry gutgelaunt.
»Frische Nelken«, bot die Frau an und griff nach den Blumen in ihrem Korb.
»Kein Bedarf, Mädchen«, erwiderte Jerry und bot ihr ahnungslos den Rücken.
Genau das hätte er besser nicht getan.
Die alte Blumenfrau hielt plötzlich einen mit Strass und Perlen bestickten Pompadour in der Hand, den sie auf den Hinterkopf von Jerry drückte.
Worauf der junge Gangster mit den Leberflecken sofort unter Konditionsschwierigkeiten litt. Er verdrehte die Augen, wurde sehr weich in den Knien und hatte das Gefühl, von einem Dampfhammer getroffen zu sein. Er war bereits ohnmächtig, als er auf dem Boden landete.
Er wußte nicht, daß er von Myladys »Glücksbringer« voll erwischt worden war. Die Blumenfrau, alias Agatha Simpson, sah erfreut hinunter auf den Gangster und war mit sich zufrieden. Mehr hatte man wirklich nicht erwarten können.
Die Engländerin sah sich dann nach Parkers hochbeinigem Wagen um, der bereits in langsamer, fast vorsichtiger Fahrt näher kam. Am Steuer saß die blonde junge Dame mit den langen Beinen.
Sie hielt ganz in der Nähe ihrer Brötchengeberin und stieg aus.
»Hatten Sie Schwierigkeiten, Mylady?« erkundigte sie sich besorgt.
»Ich ganz sicher nicht«, gab Agatha Simpson zurück, »aber er! Kommen Sie, Kindchen, schaffen wir diesen
Strolch weg! Ich möchte mich in aller Ruhe mit ihm unterhalten.«
***
Caron, der Mann mit der dreifach gebrochenen Nase, war etwas nervös geworden.
Zusammen mit Paul stand er am geöffneten Fenster der oberen Etage des Chalets und beobachtete die Auffahrtsstraße. Zwischendurch befragte er immer wieder seine Armbanduhr.
»Jetzt müßten sie aber langsam anrauschen«, sagte er schließlich ungeduldig.
»Finde ich auch, Caron«, gab Paul, der junge Mann mit der Spitznase zurück, »die paar Kilometer nach Monaco sind doch nur ein Klacks.«
»Ob was dazwischengekommen ist?« fragte sich Caron halblaut. Er dachte an seinen Chef, den Wassermann. Er hatte sich dafür verbürgt, daß die Pannen der vergangenen Tage jetzt ausgebügelt würden. Und nun schien sich bereits die nächste anzukündigen.
»Was soll schon groß passiert sein?« beruhigte Paul den Sekretär des Wassermanns. »Jerry ist doch ein Routinier. Und Oscar und Henri sind auch nicht ohne.«
»Zwei Millionen Dollar sind verdammt viel Geld«, stellte Caron überflüssigerweise fest, »und die Millionen sind ein noch größerer Anreiz.«
»Anreiz wofür, Caron?«
»Überleg' doch mal!«
»Du glaubst doch nicht etwa, Jerry könnte sich mit der Ware abgesetzt haben? Ausgeschlossen! Für Jerry leg ich meine Hand ins Feuer. Jerry ist doch viel zu klug. Er weiß, daß er dann durch die ganze Welt gehetzt würde.«
»Hoffentlich weiß er es.« Caron sah wieder auf seine Armbanduhr. »Er ist lange überfällig, Paul. Ich glaube, ich muß den Chef anrufen.«
»Warte noch ein paar Minuten«, schlug Paul vor, um dann zur Ablenkung zu fragen, »warum nennt der Chef sich eigentlich Wassermann? Ziemlich ungewöhnlicher Name, wie?«
»Weil er's mit der Astrologie hat«, antwortete Caron, der auf die Frage tatsächlich einging. »Der Chef stellt sich vor jedem großen Ding sein Horoskop.«
»Und danach führt er die Coups durch?« wunderte sich Paul.
»Bisher scheint er immer die richtigen Sterne erwischt zu haben. Das mit dem Horoskop hat sich eben rumgesprochen. Und seitdem wird er Wassermann genannt.«
»Die nächste Frage stell ich lieber erst gar nicht.«
»Tu's besser nicht! Ich würde doch nicht darauf antworten.«
»Du weißt aber, wie der Chef aussieht, Caron?«
»Natürlich.«
»Lag der Butler mit seinen Vermutungen eigentlich einigermaßen richtig?«
»Du
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