Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
Vom Netzwerk:
sie zustimmend.
    Vayu wandte sich wieder an mich. »Parrish Plessis. Wir sind uns einig. Wir möchten eine weitere Reise zu deinem Geist versuchen, wenn dir das recht ist? Vielleicht sind wir in der Gruppe stärker und können mehr herausfinden. Dennoch wird es gefährlich sein.«
    Ich verzog das Gesicht. »Warum sollte ich nicht ein kleines Risiko mit einer Gruppe von völlig Fremden eingehen?«
    Niemand schien meinen Sinn für Humor zu teilen.
    Die Schamanen reichten sich die Hände und stimmten ein tiefes, melodisches Summen an, begleitet von rhythmischen, fließenden Bewegungen.
    Dieses Mal wusste ich, was mich erwartete, als ich das Halluzinogen herunterschluckte, das mir Vayu gab.
    Ich driftete sanft in meine Vision hinüber, glitt langsam in einen weißen Dunstschleier hinein…
     
    Ich schwebte über einem Fluss Unförmiger Bilder, getragen von den Schwingen eines großen braunen Adlers. Ich schmiegte mich in seine Federn, losgelöst und nur einer rhythmischen Bewegung bewusst, einer grenzenlosen Freiheit.
    Wir legten eine scheinbar endlose, öde Strecke zurück, bis sich der Adler schließlich langsam dem Boden näherte. Der Fluss, dem wir gefolgt warm, veränderte sich stetig von einer dünnen schwarzen Linie zu einem trüben braunen Bach und, als wir näher kamen, schließlich zu einem roten Strom. Es war Blut. Mein Blut.
    Ohne Vorwarnung wurde der Himmel von einem dunklen Schatten verdunkelt. Etwas attackierte den Adler von hinten, riss ihm die Schwanzfedern aus. Der Adler wirbelte herum, um sich mit seinen Klauen zu verteidigen, doch er schlingerte nur in der Luft herum wie ein Schiff, das sein Ruderblatt verloren hatte.
    Wieder und wieder griff der immaterielle Feind an, riss Fleisch und Federn.
    Unter meinen Füßen löste sich der Rücken des Adlers auf. Er zerbrach in einzelne, kleine Flammen – Seelen, die zuvor ein Ganzes geformt hatten, nun aber aussichtslos auf sich allein gestellt waren und in der Dunkelheit verschwanden. Nur eine Flamme schien heller als die anderen und behauptete sich länger: Vayu. Ich fühlte, wie sie mit einem kurzen, leidenschaftlichen Gedanken nach mir griff.
    »Halte den Wandel auf. Halte den Mann auf, der den Wandel sucht.«
    Dann wuchs der Schatten um das Licht herum, bis ich nichts mehr sehen konnte und nichts mehr fühlte…
     
    Als ich wieder zu mir kam, hockte ich mit ausgestreckten Händen auf meinen Knien. Um mich herum lagen die Körper der Schamanen – vollkommen leblos. Verzweifelt suchte ich bei jedem von ihnen nach einem Lebenszeichen, hoffte zumindest bei einem von ihnen einen Herzschlag zu hören; doch das Einzige, was ich hörte, war mein eigenes Herz. Es schlug schnell, ängstlich und verwirrt.
    Ich versuchte vergeblich, Vayu wiederzubeleben, als plötzlich die Tür aufsprang und eine wilde Horde hereinpreschte.
    Gestalten mit Dreadlocks und geifernden Fangzähnen drängten sich um mich. Ihnen folgte eine deutlich schmalere Gestalt. Sie trug ein verschlagenes Lächeln zur Schau, sichtlich erfreut, mich zu sehen.
    Jamon.
    »Gut gemacht.« Er streichelte dem Anführer der Dingomutanten über den breiten Schädel. Dann wandte er sich an mich und deutete mit einer ausladenden Geste auf die leblosen Körper der Schamanen. »Parrish, was hast du hier bloß angestellt?«
    Ich starrte ihn an, unfähig, etwas zu sagen.
    »Meine Dingos haben dich schon eine ganze Weile verfolgt«, sagte er und hielt beiläufig die Überreste des Beach Boys T-Shirts in die Höhe. »Ich hoffe, dein Freund braucht dieses Shirt nicht mehr?«
    Das T-Shirt von Teece! Was war mit dem Slumbewohner geschehen, mit dem ich die Kleider getauscht hatte?
    »Bringt sie nach Hause!«, wies Jamon die Dingos mit einem Zucken seiner tätowierten Wange an.
    Ich richtete mich schwankend auf und feuerte meine Remington ab. Der erste Schuss schaltete den Dingomutanten aus, der mir am nächsten war, doch damit endete mein Glück auch schon – das Magazin war leer.
    Ich benutzte die Pistole als Knüppel.
    Doch Jamon wusste, dass er seine Männer nicht im Nahkampf gegen mich riskieren durfte. Sie schossen aus sicherer Entfernung mit einem Betäubungspfeil auf mich.
    Ich duckte mich zur Seite, um ihm auszuweichen, aber zwei weitere Pfeile waren bereits unterwegs. Einer erwischte mich an der Hüfte, und binnen weniger Sekunden brach ich zusammen, unfähig, meine Beine zu bewegen.
    »Sehr gut«, sagte Jamon. »Die Betäubung ist auf deine Beine beschränkt, Parrish. Sie wird wieder völlig abklingen. In

Weitere Kostenlose Bücher