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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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eine Antwort gab.
    »Nein, sie ist nicht meine Frau. Das hier ist rein geschäftlich, Kiora Barsch.«
    Kiora Barsch. Ich erinnerte mich daran, dass sich die Slumbewohner nach der Fischart benannten, die in ihrer Gegend am häufigsten vorkam. Ein Stück weiter die Küste hinunter nannten sich die Leute Scholle und Brasse. Die Namen hörten sich völlig idiotisch an, aber das sollte man jemandem aus Fishertown nicht ins Gesicht sagen. Sie waren mit Messern genauso geschickt wie die Muenos – mit dem kleinen Unterschied, dass sie Filetiermesser benutzten.
    Ein leichter Anflug von Zorn schwang in der Stimme der Frau mit. »Ich glaube dir nicht. Du lügst. Sie ist deine Frau, Loyl-Daac. Du willst mich nicht!« Als Nächstes warf sie ihm einige Obszönitäten an den Kopf, bei denen sich mir die Fußnägel aufrollten. Andererseits hatte sich soeben mein Vokabular an Kraftausdrücken beträchtlich erweitert.
    »Halt’s Maul, Kiora!« Daac beugte sich über mich hinweg und versetzte ihr einen Kinnhaken. Ihr fiel das Betttuch, auf dem ich lag, aus der Hand, und ein heißer Schmerz fuhr durch meine Schulter.
    »Hey, hört mit eurem Ehestreit auf!«, schrie ich die beiden an. »Setzt mich ab, oder haltet mich still.« Ich sah die Frau mit feurigem Blick an. »Und du kannst dir deine Beleidigungen ruhig verkneifen. Er ist eh nicht mein Typ.«
    Parrish Plessis, diese Lüge stinkt verdammt noch mal zum Himmel! Ja klar, aber ich will die Frau doch nur glücklich machen.
    Und das war mir auch gelungen. Sie senkte den Kopf, und ein kleines, zufriedenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    Ich schaute Daac nicht an.
    Er hatte sie geschlagen. So etwas konnte ich einem Mann nie vergeben.
    So viel zum Traum vom edlen Ritter des Tert!
    Schweigend schleppten sie mich an kleinen Hütten und rauchenden Feuern vorbei zu einem langen offenen Strand. Ich hörte das ölige Geräusch der Brandung; dann verschwand das Rauschen unter dem hohen Kreischen eines Motors.
    War das eine Kreissäge?
    Als ich erkannte, was das Geräusch verursachte, stellte ich fest, dass ich mit meiner Vermutung gar nicht so falsch gelegen hatte: eine Kreissäge, die mit einem Metallgestänge verbunden war, das Flügel und ein Paar Sitze besaß. Ein vorsintflutliches Ultraleichtflugzeug.
    Dann und wann hatte ich diese Dinger am Himmel über dem Tert gesehen. Sie sahen immer so fragil und langsam aus, als könnten die Maschinen jeden Moment ermüden und vom Himmel fallen.
    Kiora Barsch und Daac wuchteten mich auf das Gestänge und zurrten mich fest. Meine Füße hingen an einem Ende lose in der Luft.
    Panik ergriff mich. Mit einem Motorrad über Gräben zu springen war eine Sache, aber mit einer mutierten Kreissäge zu fliegen war etwas völlig anderes.
    »Okay Leute, mit dem Ding bekommt ihr mich nirgendwohin. Keine Chance. Daac! Hör zu! Hol mich hier runter!« Ich versuchte zu schreien, doch meine Lungen schmerzten dafür zu sehr. »Im Namen des großen Wombat, holt mich hier runter! «
    Die Berber waren uns gefolgt und drängten sich jetzt dicht um das Fluggerät. Sie zeigten mit ihren Fingern auf mich. Im hinteren Teil der Menge sah ich Mama; sein fetter Körper bebte vor Lachen.
    Das war ohne Frage der absolute Höhepunkt der Woche für ihn!
    Kiora Barsch grinste mich blöde an.
    Fisch-Schlampe!
    Daac schien das alles völlig kalt zu lassen.
    Ich drehte den Kopf und sah, wie er sich mit ruhiger Miene neben den Piloten setzte.
    Das Ultraleichtflugzeug machte einen kleinen Satz, und wir beschleunigten den Strand hinunter. Dann sprang die Maschine wie ein verrückter Frosch einige Male in die Luft. Mein Stöhnen ging im Motorenlärm unter. Mit zwei, drei hektischen Manövern wichen wir einigen Strommasten aus und waren in der Luft.
    Ich hielt den Atem an, so lange ich konnte und noch ein wenig länger. Mein Magen drehte sich zwei Mal um die eigene Achse; dann versuchte er, an meinen Ohren und meiner Nase rauszukommen.
    Der Wind blies mir mit voller Kraft ins Gesicht und zerrte an meinen Kleidern. Falls ich das hier lebend überstehen sollte, würde ich mich nie wieder über mein Leben beklagen, schwor ich mir in diesem Augenblick.
    Ich nahm mir noch einige andere alberne Dinge vor, die man sich immer versprach, wenn man glaubte, sterben zu müssen. Sobald man bemerkte, dass man überlebt hatte, vergaß man sie jedoch rasch wieder.
    Wenige Minuten später wurde mein gesamter Körper von starken, unkontrollierbaren Zuckungen geschüttelt. Wenn ich nicht festgeschnallt

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