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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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wieder rauskomme.«
    Ihre Mundwinkel zuckten. Man hätte das für ein Lächeln halten können, aber das glaubte ich weniger. Sie erwiderte den Handschlag nicht. Stattdessen wandte sie sich an Daac. »Wo hast du sie her, Loyl? Sie ist ein viel gesünderes Exemplar als Barsch, aber ihre Manieren…«
    Meine Manieren?
    Der Hauch von Sympathie, den ich zuvor für sie empfunden hatte, schrumpfte zusammen und verschwand schließlich völlig. Diese Frau sprach über mich.
    Daac legte warnend die Hand auf meine Schulter. Er wollte mich zurückhalten. Anscheinend gefiel ihm die Vorstellung nicht, seine kostbare, kleine Medizinerin mit ausgeschlagenen Zähnen und gebrochener Nase in einer Ecke liegen zu sehen.
    »Danke für deine Hilfe, Anna. Beschränke deine Bemerkungen aber bitte auf das Medizinische.«
    »Ich dachte, sie wären medizinisch.« Sie lächelte ihn unschuldig an.
    Daac streichelte sie sanft. »Parrish und ich werden hier übernachten. Geht das in Ordnung?«
    Die Ärztin zuckte gleichgültig mit den Schultern, ging zurück zu ihren Monitoren und setzte ihre Arbeit fort.
    Vielleicht war ich ja paranoid, aber ich wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Anna Schaums offensichtliche Abneigung mir gegenüber rein persönliche Gründe hatte. Zuerst diese Fishertown-Schlampe und nun Dr. Eiskalt. Wen hatte Daac denn noch auf der Liste seiner Lustobjekte?
    »Kannst du laufen?«, fragte er mich.
    »Ja«. Ich nickte. »Können wir jetzt raus hier? Es stinkt wie in einem Krankenhaus.«
    Daac schenkte mir ein seltsames Lachen und wies mir den Weg.
     
    Die Sonne ging langsam unter. Als wir ins Freie traten, musste ich dem Impuls widerstehen, mir die Hände vor die Augen zu halten. Ich hatte lange Zeit keinen richtigen Baum oder echtes Gras mehr gesehen. Alles kam mir wie in einem Film vor. Die Hitze hatte die gesamte Landschaft in ein trübes Gelb getaucht.
    Daac legte seine fleischige Hand leicht auf meine Schulter und lenkte mich in Richtung eines Hauses, das teilweise von weißem Kautschuk verdeckt wurde. Ich wollte ihn zurückstoßen, aber das Gefühl seiner Hand war zu angenehm. In der Ferne konnte man das monotone Dröhnen von Vivacity hören – ein beruhigendes Geräusch für meine Ohren.
    »Es braucht eine Weile, bis man sich an das offene Land gewöhnt hat«, erklärte Daac.
    Wir gingen langsam weiter. Ich war sicherlich auf dem Weg der Besserung, aber noch immer tat mir jeder Knochen einzeln weh.
    »Es ist fast wie mein erster Tag in der Dead-Heart-Mine«, fuhr Daac fort.
    »Wie war es dort?« Ich konnte nicht widerstehen zu fragen. Niemand verließ heute noch die Küstenregion, um ins Landesinnere zu ziehen. Das Leben mitten auf dem australischen Kontinent war zu hart dafür geworden.
    »Wie es dort war? Sehr unwirtlich. So heiß, dass du es dir gar nicht vorstellen kannst. Furcht einflößend. Sogar unter der Erde kann man es dort nicht aushalten. Es ist selbst zum Atmen zu heiß. Sie geben den Leuten Kühlanzüge, aber das hilft nicht viel. Man bleibt darin lediglich lange genug am Leben, um in der Mine arbeiten zu können. Wenn man in den Abendstunden aus dem Schacht an die Oberfläche kommt, ist der Himmel mit Sternen übersät. Ich habe mich schnell an die Nächte dort draußen gewöhnt. Als ich zurück in den Tert gekommen bin… Nun ja, mir fehlte plötzlich einfach der Raum.«
    Ich sah mich um. »Anna kann nicht arm sein. Ein Ort wie dieser hat seinen Preis.«
    Schweigen.
    Ich hatte einen Nerv getroffen.
    »Merkwürdig, dass du so einfach in Fishertown auftauchst. Du hast nie erwähnt, dass du Geschäfte in Viva zu erledigen hast.«
    »Das hast du auch nicht getan«, entgegnete er.
    »Es hat sich so ergeben. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass du mich verfolgst.«
    »Vielleicht tue ich das ja. Vielleicht kann ich einfach nicht mehr ohne dich leben.«
    Mein Herzschlag setzte einen Moment lang aus.
    »Oder vielleicht… jagen wir beide das gleiche Ziel«, schloss er.
    Mein Puls beschleunigte sich. Misstrauen. Es unterdrückte meine Platzangst. Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass Daac ein mieser Kerl war, der Frauen schlug.
    Daac blieb unvermittelt stehen, als könne er meine Gedanken hören. Ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht. Von seinem Körper ging noch immer ein leichter Moschusgeruch aus.
    »Was treibt dich nach Viva, Parrish? Welchen Auftrag hat dir Lang gegeben?«
    Ich trat einen Schritt von ihm zurück. Ich spürte noch immer einen stechenden Schmerz, wenn ich

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