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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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halten.
    »Das kostenlose Abrufen von Nachrichten ist auf fünfzehn Minuten begrenzt. Ihr Zeitkonto beläuft sich aktuell auf dreizehn Minuten und neununddreißig Sekunden. Bitte führen Sie ihren Kredit-Stick ein oder verlassen Sie den Nachrichtenstand. Vielen Dank für Ihre Großzügigkeit.«
    Vielen Dank für Ihre Großzügigkeit!
    Wenn mein Gesicht nicht in der gesamten Stadt auf den Bildschirmen prangen würde, hätte ich die Plastik- und Titaneingeweide dieses dämlichen Dings in die Luft gejagt.
    Ich kopierte eines der Bilder von Bras und verließ den Nachrichtenstand, bevor mir das Bedienelement weiter auf die Nerven ging.
    Draußen auf den Straßen fuhren private Peds auf und ab. Einige rollten gemächlich dahin, schienen kein festes Ziel zu haben. Was für ein Unterschied zum hektischen Treiben im Tert.
    Ich verlangsamte meinen Schritt und folgte unauffällig einer Gruppe von Passanten zu einer weiten Parklandschaft am Ufer des M’Grey Sees. Sie lachten über Witze, während sie den Vögeln kleine Leckereien zuwarfen. Zwei von ihnen waren Männer, die Safari-Anzüge trugen, der eine schwarzfarben, der andere in navyblau; die Frauen trugen weiße Kleider wie ich. Ihre Bräune war so gleichmäßig und ihre Haut so glatt, dass man ihr genaues Alter nicht schätzen konnte: irgendwas zwischen zwanzig und sechzig.
    Das Leben in Viva, mit nährstoffreichem Essen und sauberer Luft hatte sicherlich seine Vorteile, aber es war nicht perfekt. Den Allgemeinen Netzmeldungen zufolge war die Zahl der natürlichen Geburten in der Stadt auf ein neues Rekordtief gesunken. König Ban engagierte sich für die Förderung von Fruchtbarkeits-Mitteln und PURBs – Portable-Uterus-Replik-Brutkästen –, die Grundlage für die schönen und gesunden Einwohner der Zukunft. Ein PURB für jeden Haushalt!
    Interessanterweise gab es im Tert eine Bevölkerungsexplosion; nur schafften es die meisten Kinder nicht, längere Zeit zu überleben. Eine kleine Ironie der Natur. Scheinbar waren nur die Armen und Bedürftigen dazu bereit, ihre Kinder selbst zu gebären und großzuziehen.
    Ich setzte mich auf eine Parkbank und tippte auf die Nase eines Porzellangnoms, der mir daraufhin einige Touristeninformationen gab.
    »M’Grey Island ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie es den Bewohnern von Viva möglich war, ihre Umgebung zu verändern. Die künstliche Insel ist ein Rückzugsort für einige der reichsten Familien Australiens, die hier eine kleine, abgeschlossene Gemeinde bilden. Die gesamte Insel ist daher ein abgegrenztes Hochsicherheitsgebiet. Einmal im Monat können Besucher an einer Tour über die Insel teilnehmen. Tickets erhalten Sie in den Informationsstellen der Verkehrsbetriebe.«
    Die Flüsse und Kanäle von M’Grey werden durch ein unterirdisches Leitungssystem mit recyceltem Salzwasser versorgt. Die Gewässer sind von Fischen bevölkert, die speziell dieser Umgebung angepasst wurden. Für Angler ist das Revier ganzjährig geöffnet. Es wird allerdings davon abgeraten, den Fisch zu essen.
    Eine besondere Attraktion von M’Grey ist die malerische Segelbrücke, die sich jeden Abend von ihrer Mooring löst und bis zum nächsten Morgen über dem See schwebt. Auf diese Weise genießen die Bewohner von M’Grey ein ungestörtes Privatleben.
    »Zwischen März und Juni residiert die königliche Familie auf der Insel und erfreut sich an der ungezwungenen Atmosphäre und treibt Wassersport.« Der Gnom betonte den letzten Satz ausgesprochen verschnörkelt.
     
    Ich nahm das Bild von Bras aus der Tasche mit meiner Ausrüstung und betrachtete es eine Weile, ein Auge halb auf das Wasser gerichtet, das vor mir ans Ufer schwappte. Obwohl Bras’ Gesicht dünn und knochig war, sah sie sauber aus. Und sie hatte neue Arme. Waren das echte Transplantate oder nur Retuschen auf dem Bild? Ich war mir nicht sicher.
    Ihr offenes Wesen und ihre Bereitschaft, mit jemand anderem zu teilen, waren mir noch gut im Gedächtnis. Wie würde sie auf die Mentalität dieser Riesenstadt reagieren?
    In dem See vor mir tauchte ein Polizeiboot wie ein übergroßer Fisch aus dem Wasser auf und tauchte kurz darauf wieder ab. Kurze Zeit später passierte das Gleiche erneut. Ich beobachtete den See noch eine weitere Stunde; danach war ich sicher, dass ich M’Grey niemals auf diesem Weg erreichen würde.
    Daacs Worte gingen mir durch den Kopf:
    »… Pat und Ibis können dich überall hinbringen…«
    War es ein wenig zu voreilig gewesen, ihn und seine Freunde zum

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