Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
Vom Netzwerk:
schmerzverzerrtem Gesicht rollte ich über den Boden. Wenn ich statt dem Kleid meinen Overall getragen hätte, wäre die Kugel abgeprallt. Verdammt!
    Ich erwiderte das Feuer mit meinem Scharfschützengewehr und hievte mich ins Cockpit des Helikopters. Der Pilot hing bewusstlos zur Türe heraus; ein Bein hatte sich im Sicherheitsgurt verfangen.
    Aus dem Funkgerät knacksten unverständliche Befehle. Zwischen meiner Angst und meinen Schmerzen empfand ich ein kurzes Gefühl der Befriedigung. Ich gab diesen Mistkerlen ganz schön Saures.
    Ich starrte auf die LED-Anzeige und den Touch-Screen. Panik ergriff mich. Ich konnte dieses Ding nicht fliegen. Zum Teufel, ich konnte überhaupt nicht fliegen!
    Der Schmerz in meinem Knie schnürte mir den Hals zu. Es war fast unmöglich, mich zu konzentrieren. Bei dem Gedanken an eine lebenslange Haft in einem Gefängnis von Viva begannen meine Finger jedoch scheinbar aus eigenem Willen über die Bedienelemente zu huschen.
    Die Maschine fliegt automatisch. Du musst nur die Kommandos aussprechen.
    Der Gedanke hallte klar und deutlich wie eine Stimme in meinem Kopf wider. Unter normalen Umständen wäre ich auch nur bei dem Gedanken daran, Stimmen zu hören, zusammengeschreckt; doch in dieser speziellen Situation war ich für jegliche Hilfe dankbar, ob sie nun Einbildung war oder nicht.
    »Helikopter, heb ab!« Die Maschine erbebte. Sie hob keine zwei Meter vom Boden ab, bevor sie wieder landete. Schüsse prallten gegen das Glas der Cockpitscheibe.
    Du hast die Maschine verwirrt. Sie kann nur eine fest definierte Anzahl von Kommandos befolgen, und wahrscheinlich erkennt sie deine Stimme nicht. Sie ist verunsichert.
    Hat dieses Ding Gefühle?, fragte ich meine innere Stimme.
    Natürlich nicht, fuhr mich die Stimme an. Das ist doch nur eine Maschine, noch dazu eine nicht besonders kluge.
    Engel?, wagte ich mich vor.
    Die Stimme machte sich nicht die Mühe, mir darauf zu antworten.
    Der Pilot regte sich, und ich schöpfte wieder Hoffnung. Vielleicht konnte ich ihn dazu zwingen, mich hier rauszufliegen. Ich zog ihn zu mir hoch und schrie ihm einige Drohungen ins Ohr – ohne Erfolg. Erneut verlor er das Bewusstsein.
    Wirf den Piloten raus.
    Was?
    Schaff ihn dir vom Hals. Du kannst nicht losfliegen, solange er aus der Türe hängt. Schmeiß diese Kreatur raus!
    Blinder Gehorsam war nicht gerade eine meiner Stärken – vor allem nicht gegenüber fremden Stimmen in meinem Kopf -; trotzdem verstand ich den Sinn dieses Befehls. Ich öffnete den Sicherheitsgurt des Piloten, und er fiel kopfüber aus dem Cockpit.
    Jetzt musst du das Startprotokoll finden.
    Fieberhaft scrollte ich durch die verschiedenen Hilfsmenüs, Wartungslisten, Einstellungsparameter…
    »Ich hab’s!«, schrie ich und setzte die Sequenz in Gang.
    Ich atmete tief ein. »Helikopter, flieg!«
    Nichts.
    Sprich die Maschine mit ihrem Namen an!
    Was meinst du damit, ›mit ihrem Namen‹? Ich blickte wieder auf das Startmenü und suchte. »Model Wespe, Keenu Klasse 73 A… flieg!«
    Widerwillig hob der Helikopter ab. Die Nase schräg auf den Boden gerichtet, flogen wir in niedriger Höhe über die aufgeregten Polizisten hinweg.
    Du musst an Höhe gewinnen, oder eine von diesen zweibeinigen Kreaturen macht dich fertig. Zieh die Kiste hoch!
    Zieh sie dock selber hoch, zischte ich meinen unsichtbaren Copiloten an. Das Letzte, was ich wollte, war, mich noch weiter vom Boden zu entfernen.
    Zwei weitere Helikopter sind im Anflug. Man hat Großalarm gegeben. Mach die Waffen scharf.
    Waffen scharf machen? Wie?
    Mit einiger Mühe gelang es mir, den Blick von dem Schreckensszenario auf dem Boden zu lösen und auf die Bedienungsanleitung zu lenken.
    Ich glaube…
    Du glaubst…?
    Je mehr ich versuchte, mich auf die Worte zu konzentrieren, desto unverständlicher wurden sie. Panik ergriff mich. Wo war die kühle, ruhige Wut geblieben, die mich angetrieben hatte?
    Zitternd holte ich noch einmal tief Luft und versuchte es ein weiteres Mal. »Das muss es einfach sein.«
    Furcht und Entsetzen lähmten mich. Meine Hände bewegten sich wie ferngesteuert über den Touch-Screen und gaben einen Code ein.
    Vier Raketen donnerten aus den hinteren Waffenschächten. Sie gingen zwar weit an ihrem Ziel vorbei, dennoch schien es die Piloten der Helikopter hinter mir zu beeindrucken. Sie brachen die Verfolgung ab – oder zumindest glaubte ich das eine Sekunde lang.
    Verschwinde! Jetzt!
    Eine ohrenbetäubende Explosion.
    Die Blätter des Hauptrotors flogen

Weitere Kostenlose Bücher