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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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hineindrehte. Ich versuchte, einen Blick von Ibis zu erhaschen, doch ich wurde wie ein Ball hin und her geschleudert.
    Plötzlich setzte das Maschinengeräusch aus. Das Feuer der Helikopter verebbte ebenso.
    Einen Augenblick lang glitten wir in völliger Ruhe dahin.
    Daac flüsterte, »Jetzt«, und kroch zu mir herüber. Ich wand mich wie verrückt, um meine Arme in den Anzug zu bekommen; dann presste ich die Nähte zusammen.
    Ibis kletterte aus dem Steuerstand; er trug einen identischen Anzug. Die beiden ergriffen je einen meiner Arme und hoben mich aufs Außenbord. Der Schutzschild blitzte nur wenige Millimeter von meinem Kopf entfernt auf. Daac bückte sich, um ihn nicht zu berühren.
    Ibis deutete mit dem Daumen über die Reling und bedeutete uns mit seinen Fingern, dass er von drei herunterzählen würde. Dann zog er ein kleines Objekt aus der Anzugtasche. Er ließ mich los. In einer Hand hielt er eine Fernsteuerung; mit der anderen begann er den Countdown.
    Wir tauchten auf sein Kommando.
    Falsch. Die beiden tauchten. Ich legte einen Bauchklatscher hin und trieb wie eine Leiche auf der Wasseroberfläche.
    Übrigens: Nein, ich kann nicht schwimmen!
    Das kam mir wieder zu Bewusstsein, als sich das Wasser um meinen Köper schloss und Panik mir wohl schon zum hundertsten Mal in diesen Tagen den Atem raubte. Für einen Bodyguard war ich nicht wirklich ein Draufgänger. Vielleicht sollte ich Doll um eine kleine Umprogrammierung meines neuronalen Netzes bitten.
    Oder zumindest um ein Schwimm-Implantat.
    Daac zog mich mit sich in die blaue Tiefe hinab. Als ich schon dachte, wegen Sauerstoffmangel das Bewusstsein zu verlieren, wagte ich endlich, Luft zu holen. Es war genau, wie Daac gesagt hatte: Der Anzug produzierte frische Luft und summte leise in meinen Ohren.
    Mein Blick klarte sich auf. Ich versuchte, mit einem Arm zu kraulen, und trat mit meinen Beinen, um Daac zu helfen.
    In dieser Tiefe schien das Wasser mit verzerrten Umrissen geradezu überfüllt zu sein, dazu der dumpfe Druck.
    Als wir auf dem Grund ankamen, zerrte Ibis ein mit Rost verkrustetes Gitter von einer Pipeline-Öffnung. Mit einem Wink trieb er uns zu Eile an und drehte unruhig den Kopf nach allen Seiten.
    Sah er sich nach Wasserpeds um?
    In der Supercity war es nicht ungewöhnlich, dass sich das Leben der Reichen auch unter der Wasseroberfläche abspielte. Mit Wasserpeds versuchte die Polizei solche Eskapaden wie unsere zu verhindern.
    Plötzlich wollte ich schnellstmöglich in der Sicherheit der Rohrleitung verschwinden. Daac schwamm zuerst hinein, danach ich und dann Ibis. Daac wartete nicht darauf, dass Ibis den Eingang wieder mit dem Gitter verschloss. Er wand sich, ohne zu zögern, wie ein großer Wurm durch die Röhre.
    Wenn Daacs breite Schultern hier durchpassten, dann würde es auch für mich kein Problem darstellen. Aber ich befand mich jetzt eingezwängt in einer Rohrleitung…
    Füg Klaustrophobie zu deiner Desensibilisierungsliste hinzu!
    Die Pipeline wand sich scheinbar ewig dahin. Daacs Füße paddelten vor meinem Gesicht. Ich vermutete, dass Ibis mir in einem ähnlich dichten Abstand folgte, aber es war zu eng, um sich umzusehen.
    Einige Male bogen wir an Kreuzungen im Leitungssystem scharf ab; ständig änderten wir unsere Richtung. Ich versuchte zu bestimmen, wie viel Zeit verging und ob meine Luftversorgung vielleicht begrenzt war.
    Die Ergebnisse meiner Berechnungen beruhigten mich nicht gerade. Ich musste darauf vertrauen, dass Daac und Ibis wussten, was sie taten.
    Vertrauen! Was für ein beschissenes Wort!
    Ich war so sehr damit beschäftigt, vor mich hin zu jammern, dass ich mit dem Kopf auf Daac auflief.
    Er hielt an. Irgendetwas stimmte nicht.
    Einen Moment später krachte Ibis in mich hinein.
    Ich wartete eingeklemmt zwischen den beiden Männern und ohne zu wissen, was vor sich ging.
    Das Wasser wurde merklich kühler. Die Kälte kroch durch die Außenhaut meines Anzugs. Das einzige Geräusch, das ich hörte, war das Klappern meiner eigenen Zähne. Auf der durchsichtigen Maske des Anzugs bildeten sich kleine Eiskristalle. Ein eisiger Schatten erschien am Rande meiner Gedanken und breitete sich aus. Ich hatte eine Vision meines Engels, der Eis mit einer Fackel zum Schmelzen brachte.
    Er wärmte meinen Körper, besonders meine Füße. Er berührte sie mit seiner warmen Fackel… berührte meine Fußsohlen…
    Meine Füße? Das war Ibis!
    Ich wischte mir das Gesichtsfeld frei und hielt nach Daacs Füßen Ausschau, doch das

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