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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Wasser über mir war vollkommen leer. Wie lange war ich hier bewegungslos getrieben?
    In dem Gedanken, dass wir Daac verloren hatten, schwamm ich verzweifelt weiter. Ibis musste das Gleiche denken, denn jedes Mal, wenn ich langsamer wurde, gab er mir einen heftigen Stoß.
    Nach einigen Minuten gelangten wir an eine T-Kreuzung. Keine Spur von Daac. Ich verfluchte ihn, dass er nicht bemerkt hatte, dass wir zurückgeblieben waren, und mich selbst, weil ich nicht bemerkt hatte, dass er weiter geschwommen war.
    Ich wünschte, ich hätte Ibis nach dem Weg fragen können, doch die engen Rohre erlaubten uns keinen gemütlichen Plausch. Aus Verzweiflung zog ich die Knie an meine Brust und gab Ibis mit den Händen Zeichen. Er reagierte darauf, indem er an meiner linken Hand zog. Ich hatte keine Ahnung, ob er überhaupt verstand, was ich ihm zu sagen versuchte. Nach meinem Empfinden hatten wir uns konstant in westliche Richtung bewegt; die Abzweigung ging aber nach Norden und Süden. Ich konnte nur hoffen, dass Ibis einen besseren Orientierungssinn hatte als ich.
    Die linke Röhre führte nach Süden. Ich zwängte mich hinein und versuchte, mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass zumindest der Tert in diese Richtung lag. Der Gedanke, zurück nach Torley und zu meinem kleinen Apartment zu kommen, schien mir der beste zu sein, den ich je gehabt hatte.
    Ich arbeitete mich derart kopf- und rastlos voran, dass ich beinahe den Ausgang verpasste. Der Lichtschein, der von oben ins Wasser drang, war gerade hell genug, um mich innehalten zu lassen.
    Statt der stählernen Oberseite der Rohrleitung sah ich im Wasser über mir eine weitere Leitung, die vertikal nach oben ging. Ich streckte die Hände aus, um die erste Sprosse der Leiter zu greifen, die aus der Öffnung nach unten ragte.
    Ein inneres Gefühl sagte mir: Hier hinein.
    Kurz dachte ich daran, meine Yoga-Übung von vorhin zu wiederholen und Ibis zu erklären, was ich vorhatte, doch instinktiv wusste ich, dass ich das Richtige tat.
    Ich kletterte die Leiter ungefähr zwanzig Meter hinauf in der Hoffnung, dass Ibis mir entweder folgen oder zumindest in der anderen Röhre auf mich warten würde.
    Meine Beine zitterten vor Anstrengung. Ich hörte, wie meine Atmung immer unregelmäßiger wurde. Langsam musste ich den Geschehnissen der letzten Woche Tribut zollen – aus acht Metern Höhe mit einem Helikopter abzustürzen und wie ein Popcorn in einem Polizeiped herumgeschleudert zu werden hatte auch nicht gerade zur Verbesserung meiner Form beigetragen.
    Plötzlich schoss ich mit dem Kopf aus dem Wasser heraus ins Freie. Ich blinzelte, während sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnten. Daac stand über der Öffnung der Pipeline und schaute zu mir hinab.
    Er grinste übers ganze Gesicht. Dann packte er mich, zog mich aus dem Wasser und ließ mich auf dem Boden eines gut beleuchteten Kellers nieder. Ich drehte mich besorgt nach Ibis um, doch sein fülliger Körper pellte sich schon aus der Rohrleitung.
    Ich versuchte erst gar nicht, das Zittern meiner Hände zu verbergen, und riss hastig den Anzug auf, um nach Luft zu schnappen. Für einen Moment glaubte ich, dass mich Daac wieder küssen wollte, doch er hockte sich nur neben mich, und ich ließ mich erschöpft gegen ihn sacken.
    »Was ist mit dir da unten passiert?«, verlangte er zu wissen.
    »Die… Die K… Kälte. Dann habe ich d… dich ver… verloren.«
    Daac nickte. »Das war das Gefriersystem. Es wurde dazu gebaut, alles Leben in den Leitungen abzutöten. Der Anzug schützt einen dagegen, wenn man weiß, was man zu erwarten hat. Ich dachte, wenn du zwischen uns schwimmst, würde es schon gehen.«
    Ibis stand lächelnd neben uns. Auf seinem runden Gesicht war keine Spur der Anstrengungen der vergangenen Stunden zu erkennen.
    »Du hast mich da unten ganz schön ins Schwitzen gebracht, Schätzchen. Meinen Traum, mit dir allein zu sein, wollte ich nicht unbedingt in einer Rohrleitung erleben.«
    Ich konnte mir nicht helfen, aber Ibis wurde mir immer sympathischer. Der Mann hatte mir das Leben gerettet. Ich umarmte ihn.
    »Ich weiß nicht, warum du mir geholfen hast, Ibis. Vielen Dank.«
    »Nanana, lass dich nicht von Pat dabei erwischen, wie du eine Frau umarmst.« Daac schob mir ein Röhrchen mit einer klebrigen Flüssigkeit in die Hand. »Hier. Wir müssen weiter. Das wird dir wieder auf die Beine helfen. Hast du sie bekommen?«
    »Was?«
    »Ihre Daten?«
    »Du wusstest davon?«
    »Nicht wirklich… War nur so eine

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