Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
sich in der Tasche befand, ließ meine Augen feucht werden, und mein Herzschlag beschleunigte sich: Es war eine echte Glock-Pistole, nicht so eine Replik, wie Minoj sie mir verkauft hatte. Dazu ein tarnbares Gewehr, Granaten und eine Messersammlung, die jeden Mueno hätte schwach werden lassen.
Und die Klamotten, die Daac ausgesucht hatte, waren fast genauso gut: ein kompletter Kampfanzug, ein schwarzer Zweiteiler aus Velours und ein Körperpanzer. Der Panzer war leicht und flexibel, aber widerstandsfähiger als alles, was ich bisher getragen hatte. Ich zog mein sauberes Leder-Tank-Top an, versorgte mein Knie mit einem frischem Verband und streifte die Maschen-Panzerung über. Dann zögerte ich. So gerne ich die Rüstung auch tragen wollte, sie war nicht typisch für einen Viva-Bürger. Wenn ich mich wieder draußen auf den Straßen bewegen wollte, sollte ich besser keine zusätzliche Aufmerksamkeit erregen. So entschied ich mich für den Zweiteiler und ließ den Panzer wieder in der Tasche verschwinden.
Dann schaute ich in den Spiegel und sagte ernst und streng zu mir selbst: Er ist hinreißend… aber verrückt. Vergiss das nicht!
Der Geruch von Essen lockte mich in den Wohnbereich zurück.
Daac musterte mich kurz; dann konzentrierte er sich wieder darauf, Eier, Brot und eine heiße Flüssigkeit aufzutischen, die zwar wie schmutziges Wasser aussah, aber fantastisch schmeckte.
Ich setzte mich an den Frühstückstisch und nippte an der heißen Tasse, »Tee?«, fragte ich respektvoll.
Daac nickte zustimmend.
»Ich habe schon gehört, dass man ihn in Viva wieder bekommen kann. Sie haben eine neue Anbaumethode entdeckt.«
Daac schob eine Platte zu mir rüber.
Er hatte das Essen perfekt angerichtet, bis hin zu den kleinen Brot-Dreiecken und einem grünen Irgendwas, das er zur Dekoration verwendet hatte. Ich betete, dass mein Magen die Menge an Essen aushalten würde.
Als ich mir gerade den ersten Bissen in den Mund schieben wollte, erinnerte ich mich plötzlich wieder an den vergifteten Fisch, den mir Jamon vorgesetzt hatte. Ich hielt mitten in der Bewegung inne. »Sind die Eier aus einer Legebatterie?«
Daac setzte sich mir gegenüber und aß demonstrativ ein Ei. »Natürlich. Ich werde doch nicht versuchen, dich mit Freilandzeug zu vergiften, Parrish«, entgegnete er trocken. »Nicht, nachdem ich für dich durch unzählige Wasserrohre gekrochen bin, expressis verbis, um dich zu retten.«
Da hatte er Recht. Ich nahm meine Gabel wieder auf und begann, mir das Essen in den Mund reinzuschaufeln.
Daac aß langsamer. Seine Augen glitzerten amüsiert.
»Was ist so lustig?«, fragte ich argwöhnisch.
»Wann hast du zum letzten Mal etwas zu essen bekommen?«
»Beim Frühstück… im Emporium«, antwortete ich zwischen zwei Bissen heißen Brots.
»Und davor?«
»Ist eine Weile her…« Seine gesteigerte Aufmerksamkeit vermittelte mir ein unangenehmes Gefühl, oder besser gesagt: Die gesamte Situation gefiel mir nicht. Hier sitzen, frühstücken, sich miteinander unterhalten – das war nicht normal!
Ich versuchte, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. »Was genau beinhalteten die Dateien von Razz-Lione?«
Daac seufzte. »Anna war es gelungen, die Gene zu isolieren, die für die Immunität gegen Schwermetalle verantwortlich sind. Wir waren gerade im Begriff, die Massenteilung individueller DNA einzuleiten. Tatsächlich hatten wir bereits eine Versuchsreihe laufen. In ein oder zwei Generationen werden sich die Mutationen selbständig viel schneller reproduzieren als bei der natürlichen Evolution. Die Geburtenrate im Tert ist überraschend hoch – aber mit dieser Methode könnten die Kinder länger leben. Wir hatten alles auf Razz’ Computer gesichert. Das war Teil unserer Abmachung. Ihr Sicherheitsnetz war so dicht, dass wir es für eine gute Idee gehalten haben.«
Dicht? Ja, das konnte ich bezeugen. »Du scheinst eine Menge über dieses Wissenschaftszeugs zu wissen.«
Daac zuckte mit den Schultern. »ALC.«
Accelerated Learning Chip. Irgendwie kaufte ich ihm das nicht wirklich ab. Da war etwas an seiner gesamten Art – zeitweise erschien er mir fast… betucht…, als hätte er eine Ausbildung genossen, die deutlich über dem Standard eines gewöhnlichen Netschülers aus Viva lag. Er gehörte definitiv nicht zum Abschaum des Tert.
»Also, wie willst du die Forschungen nun finanzieren?«
»Wenn Gras über die Sache mit Razz gewachsen ist, können wir vielleicht jemand anderen dazu bringen,
Weitere Kostenlose Bücher