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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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das Projekt zu unterstützen. Im Moment ist es zu riskant, uns nach so jemandem umzusehen. Wir wissen ja noch nicht einmal, gegen wen wir eigentlich kämpfen.«
    »Wo kommen die hier her?« Ich zupfte an meinem Anzug und deutete auf die Tasche. »Und dieses Apartment? Wer bezahlt dafür?«
    Daac wandte sich verlegen von mir ab. »Es gibt Leute, die mir etwas schulden… oder sie stehen zumindest in der Schuld von Razz. Ich habe ein paar alte Gefallen eingefordert. Sie hatte großen Einfluss.«
    Dieser Satz traf mich wie ein Peitschenschlag. »Du hast sie gebumst, richtig? Sie hatte dich in der Hand!«
    Daac antwortete nicht darauf.
    Übermäßiger Ärger flammte in mir auf – wie bei einem kleinen Mädchen, das gerade herausgefunden hatte, dass der Kerl, mit dem sie es trieb, ein Pornostar war.
    »Wer noch? Ich nehme mal an, dass du es auch Schaum besorgst.«
    Daac beugte sich über den Frühstückstisch. Er zeigte keine Spur von Scham. Eher glich er einer Gewitterwolke, aus der in jedem Moment die Blitze zucken würden.
    »Und für wen zum Teufel hältst du dich? Die Jungfrau Maria?«
    Mit einem Ruck richtete ich mich auf und ballte die Fäuste. »Ich spiele fair. So bin ich nun einmal. Ich versuche nur, einen Ort zu finden, den mir kein anderer versauen kann.«
    »Kann man da mitmachen, oder ist das eine private Party?«
    Ibis’ sanfte Stimme ließ uns erstarren. Der dicke Mann stolzierte in den Raum und sammelte die schmutzigen Teller ein. Er schenkte mir ein aufreizend kokettes Lächeln. »Worüber beschwerst du dich eigentlich? Er hat dir doch Frühstück gemacht.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ließ ich die beiden stehen und stapfte ins Schlafzimmer.
     
    Später, als Ibis mich wieder aus meinem Versteck lockte, hatte Daac die Wohnung verlassen.
    Ich begann damit, den Stadtplan zu studieren und eine Route für den Heimweg zu planen. Die Tasche mit meiner neuen Ausrüstung stand bereits gepackt zu meinen Füßen. Ich hatte zunächst noch in Erwägung gezogen, sie hier zu lassen, mich dann aber eines Besseren besonnen. Daac schuldete mir die Ausrüstung. Das war das Mindeste.
    Ibis hatte meine Absicht zu verschwinden schnell erkannt und schlich um mich herum. »Du musst blieben. Da draußen gibt es zu viele Leute, die nach uns suchen – die nach dir suchen. Wir werden dich hier rausbringen, aber du musst dich gedulden. Loyl hat sich aufgemacht, um einige Gefallen einzufordern.«
    Geduld? Da hatte er auf das falsche Pferd gesetzt.
    »Was für eine Art Gefallen?« Zynisch hob ich eine Augenbraue. »Bei einem Mädchen?«
    »Tolly ist kein Mädchen«, wehrte Ibis ab. »Sie ist ein Systemstratege. Es gibt eine stadtweite Suche nach dir. Daac will einen Handel mit ihr abschließen: eine Kopie des Suchmusters, das die Polizei benutzt, im Tausch gegen…«
    »Ich will es nicht wissen!« Ich hob die Hand.
    Ibis lächelte entschuldigend.
    Ich wandte mich von der Karte ab und ging ins Schlafzimmer, um durch die verschiedenen Netnachrichten zu zappen. Ibis hatte Recht. Parrish in Technicolor. Wenn ich auch nur meine Nase zur Türe hinausstreckte, würden sie mich zu Hackfleisch verarbeiten.
    Diese Einsicht war ebenso deprimierend wie die Erkenntnis, dass ich nun völlig abhängig war von Mr. Daac, Groß und Geisteskrank.
    Ibis räumte das Apartment auf und machte sauber, während ich mürrisch auf der Couch saß und ihm zuschaute. Mit einem Mal überfiel mich die Neugier. »Woher kennst du ihn?«
    Ibis hatte Tee eingegossen und brachte mir eine Tasse. Er setzte sich zu mir. »Nun, um es kurz zu sagen, wir sind miteinander verwandt.«
    Meine Augen weiteten sich. »Ihr?« Das musste ein Scherz sein. Ibis war von mittlerer Größe, hatte einen runden Bauch, helle Haut und war eher schelmisch veranlagt, während Daac ein seltsamer, dunkelhäutiger Gigant war, der zwar anziehend wirkte, aber doch ziemlich humorlos war.
    »Entfernt verwandt«, räumte Ibis ein. »Loyl macht gerne einen auf Familie. Wenn das gleiche Blut in dir fließt, bist du ein Bruder. Er hat schon etwas sehr Prophetisches an sich, findest du nicht auch?« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Aber dafür ist er absolut ehrlich.«
    »Wie ist er mit Razz Retribution in Kontakt gekommen? Und erzähl mir nicht, dass die beiden auch verwandt waren.«
    Ibis zog eine Augenbraue hoch. »Er hat dir von ihr erzählt?«
    Ich nickte. »Natürlich.«
    Ein Schleier legte sich über Ibis’ Augen. Ich konnte jedoch nicht mit Sicherheit sagen, ob seine Gefühle

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