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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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unbeschadet tun zu können. Ich war angespannt, und nach den Strapazen der vergangenen Nacht stank ich nach Schweiß und Moder.
    Ein leichter Stoß hätte genügt, um Daac… Nein, das war ein dummer Gedanke. Die Scharfschützen, die ihn aus allen Richtungen beobachteten, hätten mich in Sekundenbruchteilen in ein Sieb verwandelt. Abgesehen davon hatte ich nicht die Absicht, Daac zu töten, zumindest im Moment noch nicht.
    »Parrish?«
    »Loyl?«
    Er drehte sich um, um mich anzusehen, und in meinem Magen verspürte ich augenblicklich ein vertrautes Kribbeln. Warum brachte er mich nur immer so aus der Fassung? War es dieses Gesicht, mit dem er es ohne weiteres auf die Titelseiten der Hochglanzmagazine hätte schaffen können? Oder war es der dunkle Teint seiner glatten Haut? Oder diese rastlose Energie, die ihn ständig wie eine Aura umgab?
    Vielleicht war es aber auch die Erinnerung an diesen Abend in Vivacity, als er sich an mich herangemacht hatte: Mit ein paar simplen Liebkosungen hatte er mich wie eine Teenagerin zu einem vorzeitigen Orgasmus gebracht, und sich dann mit strahlendem Lächeln auf dem Gesicht einfach wieder zurückgezogen. Er wusste genau, dass mein Körper nach ihm verlangte. Manchmal verfluchte ich innerlich die fleischliche Lust – sie verwirrte den Geist, und ihretwegen traf man nicht selten völlig irrationale Entscheidungen. Der Gedanke an diesen Abend ließ mich erröten.
    »Du hast etwas, das mir gehört. Ich hoffe, du trägst es bei dir«, sagte Daac mit eisiger Miene.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es befindet sich an einem sicheren Ort.«
    Ein dunkler Schatten legte sich auf Daacs Gesicht, und ich redete rasch weiter, um seine Wut nicht unnötig anzufachen.
    »Ehrlich gesagt bin ich hier, um mich mit dir zu unterhalten«, sagte ich. »Es gibt da ein Problem, das uns beide betrifft.«
    »Uns? Ein ›uns‹ kann es nicht geben, solange du besitzt, was mir gehört.«
    Ich konterte mit einem verführerischen, leichten Lächeln. »Und ich werde dein Register zerstören, wenn du mir nicht zuhörst.«
    Für einen Moment entstand eine bedrohliche Stille zwischen uns. »Komm zu mir herüber, Parrish«, forte mich Daac schließlich auf.
    Die Holzdielen des Daches waren an der Stelle, wo er stand, verrottet und aufgesplittert; ich bezweifelte, dass sie unser beider Gewicht aushalten würden.
    »Warum in alles in der Welt sollte ich das tun?«
    »Du vertraust mir wohl nicht mehr.«
    Das hast du richtig erkannt, dachte ich, sagte jedoch etwas anderes: »Nun, das kommt darauf an.«
    Er hob eine Augenbraue. »Worauf denn?«
    »Was du von mir willst.«
    Wir sahen einander in die Augen.
    »Nun, wie mir scheint, möchtest du nicht erfahren, was ich herausgefunden habe. Es war schön, dich wiederzusehen«, sagte ich schließlich und wandte mich von ihm ab.
    Ich wartete seine Antwort nicht ab, sondern ging geradewegs auf die Treppe zu, die in das Gebäude hinab führte. Wenn ich ihn auf diese Weise nicht dazu brachte, mit mir zu reden, dann konnte nichts auf der Welt uns wieder zusammenbringen. Doch vielleicht musste ich Daac auch nur ein wenig Zeit geben, meine Provokation zu verdauen.
    In der Zwischenzeit wollte ich Stolowski einen Besuch abstatten.
    Daacs Leibwächter begleiteten mich. Dem besorgten und leicht ehrfürchtigen Blick in ihren Gesichtern nach zu urteilen, hatten sie unser kurzes Gespräch verfolgt. Wahrscheinlich traute sich hier niemand, dem Boss einmal die Meinung zu sagen.
    Ich sah mich in aller Ruhe in dem Gebäude um, öffnete ungefragt Türen, als gehöre das Anwesen mir, und lief zwischen den Stockwerken auf und ab, bis ich vor einer Apartmenttüre stand, die mir bekannt vorkam.
    Das Labor!
    Das letzte Mal, als ich durch diese Tür getreten war, hatte sich Stolowski in einem Krankenbett gerade von unserer gemeinsamen Flucht erholt – ich hatte ihn ohne Schuhe quer durch den Tert geschleift, was seinen Füßen nicht gut bekommen war.
    »Ich bin Makler und suche ein Apartment«, schwindelte ich die Wachen vor dem Labor an; meine Hände ruhten bedeutungsvoll auf den beiden Luger.
    Einer der Männer zielte mit einer Halbautomatik auf meine Brust. »Wie reizend«, sagte er grimmig.
    »Dein Boss wird sauer auf dich sein, wenn du mich einfach umpustest. Ich habe etwas, das für ihn sehr wertvoll ist. Ihr dürft ihn ruhig fragen.«
    Die Wachen tauschten einen unsicheren Blick mit meiner Eskorte und kamen zu der stillen Übereinkunft, mich noch nicht zu töten.
    Ich ging ohne ein weiteres Wort

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