Parrish Plessis 02 - Code Noir
Söldner war hier vor einigen Stunden nach draußen gestürmt.
Nur eine von ihnen hatte ich nicht an der Nase herumführen können.
Ich rannte der bewaffneten Frau direkt in die Arme. Aus nächster Nähe blickte ich in ihre weiten Pupillen und ihr pubertäres Gesicht, das von Pickeln übersäht war; an ihrem Hals war ein hässlicher Chip befestigt. Ike unterhielt eine wahrlich interessante Armee: ausgestattet mit jugendlicher Wut, unreiner Haut und Programmierchip. Aber irgendetwas stimmte nicht mit dieser Frau.
Ich wich einen Schritt von ihr zurück und musterte flüchtig ihren übrigen Körper. Ihre Brüste waren überdimensional groß, und ihre Muskelmasse übertraf selbst die eines ProAthleten.
Sie erwischte mich mit einem Schockstab am Oberschenkel.
Mein Bein wollte reflexartig nachgeben, doch ich behielt das Gleichgewicht. Als sie ausholte, um mir den Schockstab in die Magengegend zu rammen, reagierte ich blitzschnell.
Ich traf sie mit dem Griff des Gurkha-Messers am Kopf – ein Schlag, bei dem jeder normale Mensch das Bewusstsein verloren hätte -; doch der Treffer zeigte keine Wirkung. Das Messer flog aus meiner Hand und landete mit einem Klirren irgendwo in der Nähe.
Ich sah mich nach einer anderen Waffe um und erhaschte einen Blick auf ein Quad mit mächtigen Kotflügeln und glänzenden Metallrädern, das an der Rückwand der Bar geparkt stand. Es glich jenem, das Loyl und ich vor dem Hotel gesehen hatten.
Die Söldnerin betrachtete mich mit einem überlegenen Grinsen. Ich verdankte meine Muskeln harter Arbeit, guten Genen und der gelegentlichen Einnahme von Stim; aber die Kraft dieser Frau war nicht natürlich.
Gegen sie hatte ich keine Chance.
Ich versuchte, dem ersten Schlag auszuweichen, doch er traf meinen Kiefer, und ich landete hart neben der offenen Kellerluke.
Rasch kam ich wieder auf die Füße und kletterte die Leiter in den Keller hinunter; dort hörte ich die Schritte einer Gruppe von Soldaten, die im Grog umherwateten.
Ich zog ein Sturmfeuerzeug aus der Tasche. Splittys Bar würde sich noch lange an meinen Besuch erinnern: Ich hatte nicht nur einen der Gäste an den Türrahmen genagelt, sondern auch den kostbaren Grog großzügig auf dem Kellerboden verteilt. Es gab in diesem Land nichts Schlimmeres, als eine Kneipe ohne Alkohol. Und ich hatte mein Werk noch nicht beendet.
Die Söldnerin war mir gefolgt und stand nun direkt über mir vor der Luke. Ich zündete das Sturmfeuerzeug und warf es in den Keller hinab. Mit einem langen Satz sprang ich durch die Luke hinaus und tauchte unter der Frau hindurch. Dann presste ich mich gegen eine Wand und sah mit an, wie eine Stichflamme fauchend aus dem Keller schoss und die Söldnerin in eine lebende Fackel verwandelte. Der Geruch ihres verbrannten Fleischs stieg mir in die Nase, als ich auf das Quad sprang und Vollgas gab.
Die hellen Flammen leuchteten mir den Weg zu den Gebäuden in der Mitte des Platzes.
Der Fahrtwind kühlte mich ein wenig ab, und ich erwachte langsam wieder aus meinem Wutrausch. Die Nachwirkungen des Adrenalins ließen das Verlangen nach Sex in mir aufsteigen. Mit Entsetzen wurde ich mir langsam der Kaltblütigkeit bewusst, mit der ich soeben vorgegangen war.
Aber das alles war besser als die Taubheit und Leere, unter der ich am vergangenen Tag gelitten hatte.
Was auch immer in den nächsten Stunden geschehen mochte: Ich betete inständig, dass sie mich nicht an einem einsamen Ort mit Daac zusammenbrachten. Ich bezweifelte ernsthaft, dass ich mein Verlangen dann noch würde zügeln können.
Loyl lebte noch, da war ich mir sicher.
Ikes kleine Privatarmee gab mir noch immer zu denken: Waren das Alter und die übersprudelnden Hormone die einzige Stärke der Söldner? Und was zum Teufel hatte er diesen Menschen angetan?
Ich wollte mir nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen und richtete meinen Blick auf das, was vor mir lag. Die Gebäude, denen ich mich nun schnell näherte, waren von einer runden, glänzenden Fläche umgeben, die aussah wie ein See.
Die Gebäude machten einen vernachlässigten Eindruck – zerfallene Dächer, schiefe Fensterrahmen, verrostete Türme, und über all dem thronte ein dunkles Dach. Unter einem Ende der Überdachung stand die verstreute Ansammlung von rechteckigen Objekten, die allesamt Statuen glichen.
Ich wurde wie eine Motte von dem hellen Lichtschein angezogen, der seitlich aus einem der Häuser fiel. Der Wind, der den Schweiß auf meiner Haut trocknete, und die Möglichkeit,
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