Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
Vom Netzwerk:
dass ich auf weitere Söldner traf, ließen ein kühles Prickeln meinen Nacken hinunterlaufen.
    Als ich den glitzernden See erreichte, wehte Modergeruch zu mir herüber. Ich steuerte das Quad am Ufer entlang und betrachtete die Oberfläche des mutmaßlichen Sees: Sie war mit einer gefleckten, schwach leuchtenden, aber trockenen Schlammschicht überzogen. Die Spuren von Quads und Peds verliefen im wilden Zickzack über den gesamten See; anscheinend hatte es hier vor nicht allzu langer Zeit noch regen Verkehr gegeben. Das stimmte mich zuversichtlich, und ich ließ die Vorderräder des Quads langsam auf den trockenen Modder rollen. Der Untergrund knarrte wie eine dünne Eisschicht, doch darunter schien der Boden fest zu sein. Ich beschleunigte wieder und schoss bald in wilder Fahrt über den See. Als ich mich durch das Labyrinth mit den schaurigen Statuen schlängelte, erkannte ich an ihren Vorderseiten zerstörte Plasmaschnittstellen und zerbrochene Displays. An einigen von ihnen waren sogar lange Schläuche befestigt, die wie lange, elastische Arme an der Seite herunterhingen.
    Allmächtiger Wombat, was sollten diese Dinger darstellen?
    Ich fuhr so dicht an das erleuchtete Gebäude heran, wie ich konnte, und versteckte dann das Quad hinter einer der Statuen. Der Schlamm klebte unter meinen Stiefeln, und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich mit schweren Schritten den restlichen Weg zu dem Gebäude zurückgelegt hatte.
    Die Eingangstür stand offen. Scheinbar erwartete Ike keine ungebetenen Gäste.
    Ich trat ein und sah mich neugierig um: In langen Reihen von alten Supermarktregalen standen Hunderte, nein, Tausende von kleinen Petrischalen. Ich wanderte durch die Gänge und studierte die Etiketten auf den Schalen.
    ›Zygomycota‹, ›Basidiomycota‹, ›Ascomycota‹. Ich brauchte keine weitere Erklärung, um zu verstehen, dass es sich um Pilze handelte.
    Ein plötzliches Geräusch lockte mich in den hinteren Teil des Raumes, wo ich ein paar große Kühltruhen fand, welche alle mit kleineren Bottichen gefüllt waren, die eine klebrige Flüssigkeit enthielten; jeder von ihnen war mit einer dünnen Schicht überzogen wie abgestandene Milch.
    ›Physarum polycephalum‹ stand auf den Kühltruhen.
    Die Stille wurde plötzlich von lauten Stimmen zerschnitten. Zwei Personen betraten den Raum und blieben an der ersten Regalreihe stehen. Einer von ihnen machte sich daran, die Petrischalen zu untersuchen.
    Ich versteckte mich hinter den Kühltruhen und spähte vorsichtig den Gang hinunter.
    »…ein Feuer in der Bar gelegt«, sagte eine männliche Stimme. »Ich kann keine weiteren Leute für deine Suche abstellen; wir erwarten eine Lieferung.«
    Das musste Ike sein.
    »Ich sage dir, Plessis steckt dahinter!«
    Tulu! Ich erkannte ihre Stimme.
    Die Person, die ich für Ike hielt, drehte sich um und sah Tulu mit strengem Blick an. Er trug echte Vergrößerungsgläser! Und damit meine ich keine Sonnenblenden, sondern eine altertümliche Brille. Niemand verwendete heutzutage noch Glas zur Korrektur von Sehfehlern – Korrekturen an den Augen waren inzwischen so simpel wie der Einsatz eines Kompassimplantats oder die Benutzung einer Sensil-Kabine. Und Sonnenblenden galten allenthalben als Modeaccessoires.
    Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Ike mit irren Fischaugen hinter der Brille hervorglotzte. Sein gesamter Körper steckte in einem schwarzen Exoskelett. Ich hatte schon einmal von diesen Dingern gehört, sie aber noch nie mit eigenen Augen gesehen. Exoskelette verliehen einem Menschen verbesserte Kräfte: erhöhte Ausdauer, schnellere Reaktionen und eine bessere Genesung von Wunden und Krankheiten.
    Ein feines, schwarzes Gewebe wuchs aus der metallenen Wirbelsäule des Skeletts direkt in Ikes Hinterkopf hinein, der einem Totenschädel glich. Er erinnerte mich an jemanden; ich wusste nur nicht an wen.
    »Ja, ja, immer wieder Plessis«, brummte er. »Diese Kleine wird langsam zur Plage.«
    »Du solltest ein wenig mehr Respekt vor ihr zeigen«, erwiderte Tulu. »Wenn man der Chino-Frau Glauben schenken darf, dann ist Plessis die einzige, die bisher der Verwandlung erfolgreich widerstanden hat.«
    Mei! Na warte, wenn ich diese kleine, schmierige…
    Tulu fuhr fort: »Es gibt allerdings noch einen anderen Grund für mein Interesse an ihr. Plessis könnte uns auch anderweitig von Nutzen sein. Ich habe schon einmal versucht, sie in die Finger zu bekommen, aber sie ist völlig unberechenbar. Sie hat mächtige Freunde. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher