Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
zurück.
Wie ein gehorsamer Roboter an der Fertigungsstraße wiederholte ich, was ich getan hatte, und hockte mich erneut nieder.
Der Scan lief und nahm mir die Information wieder ab.
Wir wiederholten den langsamen Tanz unendlich oft. Ich konnte mich nicht lösen, saß durch meinen Mangel an Antrieb und die vergessene Identität in der Falle.
Raus mit dir. Jetzt.
Was?
Finde deinen Freund über den Geruch.
Welchen Freund?
Ich prägte mir die Information erneut auf und begann, statt mich in den Brunnen zu hocken, mit dem Schnüffeln.
Ich folgte kastanienbraunen Datenströmen und suchte nach einem vertrauten Geruch. Dort war er, hinter den salzigen Aromen der Datenströme und der Muffigkeit der Zwischenspeicher – ein überaus schwacher Geruch nach Leben.
Wie ein Hund setzte ich mich auf die Fährte.
14
Mit einem Adrenalinpflaster riss mich Merv in die Echtzeit zurück.
Ich schoss hoch und kämpfte um Halt. Selbst im Vergleich mit dem entarteten Vreal des Impartials erschien mir alles nur noch öde und leer.
Die Wandbildschirme erinnerten an Glotzaugen.
Ich erlangte zuerst Geruchs- und Tastsinn zurück, weil Erbrochenes sich in den Falten meiner Kleidung gesammelt hatte und ich noch immer sabberte.
Als Nächstes kam der Kopfschmerz, und es schien mir nicht, als könnte ich ihn überleben.
Schließlich erkannte ich Merv neben mir. Er wirkte müde und verstört. Mehr noch als sonst.
Ich erhob mich schwankend und groggy von dem Notsitz und rieb mir die Beine, damit der Blutkreislauf wieder in Gang kam. »Hast du es?«
Er nickte mit offenem Mund. »S-sag m-mal, wie bist du da rausgekommen?«
»Sagen wir einfach, ich hab mich von deinem süßen Duft locken lassen.«
Merv grinste.
Für alles gibt es ein erstes Mal.
»Gib mir die Daten, die ich gesammelt habe, und lösch sie dann spurlos aus deinem System«, sagte ich. Für Nettigkeiten war ich zu müde.
»Wohin willst du sie?«
»Spiel sie in meine P-Assistentin. Dann hat sie mal was, worüber sie nachdenken kann.«
Nachdem ich geduscht und etwas gegessen hatte, fühlte ich mich wieder ein wenig wie ein Mensch.
Oder?
Mein Bezugsrahmen für dieses Wort hatte sich verschoben. Wenn ich meinen Vreal-Halluzinationen glauben durfte, hatte ich soeben erfahren, dass ich das Produkt einer Symbiose mit einem außerirdischen Parasiten war, ohne den ich keinen Tag weiterleben konnte. Und das betraf nicht nur mich, sondern alle Menschen.
Die gesamte menschliche Rasse.
Mir war, als zittere der Boden unter meinen Füßen, und so setzte ich mich auf die Bettkante und befahl Merry 3#, die Dateien darzustellen.
»Keinen Ton«, wies ich sie an.
Sie zickte. »Äärgh. Was ist denn das für ein Zeug?«, beschwerte sie sich. »Das ist, als würden mir die Schuhe drücken.«
»Das nennt sich Arbeit, Merry«, schoss ich zurück. »Dafür bist du offenbar nicht gebaut. Das Leben besteht nicht nur aus Modebytes und nachgemachtem Sturmgewehrfeuer.«
Sie zeigte mir den Finger und zog sich eine Brille und ein Cape über, durch das die Brustwarzen schimmerten.
Wie lustig.
Ich las die erste Datei. Als ich fertig war, fing ich von vorne an und schlug die Bedeutung einiger Wörter in Merrys Lexikon nach.
Es handelte sich um einen Vertrag zwischen der Gefängnisfirma und einem Konsortium namens Stern. Die Gefängnisse hatten danach geeignete Häftlinge für das Projekt Code Noir zur Verfügung zu stellen, gegen eine genau bemessene Vergütung. »Damit meinen sie Geld, Parrish«, erklärte Merry.
»Das weiß ich.«
Ich sah sie nicht einmal finster an.
Die Wut lenkte mich ab, und es gab zu viel davon, als dass ich mich von etwas so Banalem wie Merrys Frotzeleien hätte provozieren lassen.
Mit bebender Stimme befahl ich ihr, mir die andere Datei zu zeigen.
… alias Ike del Motte. Inhaftiert für mehrfachen Mord an Medienstudenten. Ich las ungeduldig weiter. Freilassung zur Leitung des Projekts Code Noir durch den Direktor von Stem…
Ich befahl Merry, die Dateien zu schließen und zu löschen.
Dann: »Abbruch«, sagte ich rasch. »Verschlüsseln.«
»Ich sollte dich warnen«, sagte sie gereizt. »Meine Verschlüsselung entspricht nur dem Fabrikstandard. Jeder Halbgescheite könnte sie knacken.«
Ich überlegte kurz. Eine P-Assistentin ihrer Generation war in der Lage, ihre Konfiguration und Programmierung selbsttätig zu ändern, solange sie damit nicht gegen einen direkten Befehl ihres Eigentümers verstieß.
Ich versuchte mir vorzustellen, was sie
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