Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
und mich Seite an Seite neben ihn.
Die Reise dauerte länger als jeder ’Kopterflug, den ich je mitgemacht hatte. Der Pilot landete uns rasch und in steilem Fall auf einem Privatgrundstück.
Mal neben mir war noch immer durch das Paralysenetz gelähmt. Der Pilot weigerte sich, es vor der Ankunft abzuschalten.
»W-wenn Sie s-sie zu Hange so lassen, wird s-sie zum B-berserker«, erklärte ich, nachdem ich wenigstens ein bisschen Gewalt über meine Zunge wiedergewonnen hatte.
Was ihm egal war.
Ihn scherte auch nicht das Blut, das mir noch immer aus der gebrochenen Nase rann und im Plüschteppich am Boden der Kabine versickerte.
So viel zur kosmetischen Chirurgie. Ein Schlag aufs Jochbein, ein paar neue Narben und eine Änderung der Garderobe, und ich war wieder ganz ich selbst.
Irgendwann während des Fluges hatten meine Zuckungen aufgehört, aber ich fühlte mich an verschiedenen Stellen noch immer taub und schwer. Ich hatte so viel Blut geschluckt, dass meine Zunge und meine Kehle sich anfühlten, als wären sie mit warmem Metall beschichtet.
Die Landung erfolgte so plötzlich, dass ich mich übergab.
Mir gelang es, mich aufzusetzen und aus dem Fenster zu blicken. Mein Elend verschwand ein paar Sekunden lang, während ich den Ausblick in mich aufnahm.
Was hatte ich erwartet, wo James Monk lebte? Im Luxus eines Hi-Tels?
Ich starrte in naiver Verwunderung auf das, was ich sah. Luxus war es, wenn auch nicht die in die Höhe strebende Art. Oder die antiquitätenbesessene Art eines Gerwent Ban.
Hier sah ich etwas ganz anderes.
Einen Berghang voller ausgedehnter Rasenflächen und weißer Bungalows zwischen Wasserfällen und Teichen. Eine üppige Tropenlandschaft aus Jasminbäumen und Passionsblumen, gegen die sich Viva kahl und hässlich ausnahm.
Niemand konnte sich so viel Platz an der Küste leisten. So viel Platz gab es gar nicht.
Und doch existierte er, Monk gehörte ein Berg mit flacher Kuppe und ein ganzer Küstenstreifen in Nordviva komplett mit Luftreinigern, die wie Drachen am Himmel hingen, und riesigen Wasserfiltern, schaukelnd auf den Wellen, die auf den Strand krachten.
Ich dachte an das glänzende, ölige Grau des Wassers vor Fishertown. Unmöglich, dass es der gleiche Ozean sein sollte.
Tränen brannten mir in den Augen angesichts der schieren Schönheit – und der schieren selbstsüchtigen Gier. Niemand sollte so viel besitzen.
Ich verabscheute Monk schon jetzt.
Im Norden und Süden wiederholten andere Berge das Muster.
Nicht nur Monk, sondern auch andere.
Ich hatte von einer Stelle gehört, an der die Berge wie Zähne aus dem Boden ragten. Während ich zusah, wie sich der Seilbahnwagen uns näherte, versuchte ich mich an den Namen zu erinnern.
Chalice?
Ich hatte in der Netschool davon gehört; früher, als es so etwas noch gab, war es ein Nationalpark gewesen. Folglich befand ich mich an der Nordspitze von Viva, mehr als fünfhundert Kilometer vom Tert entfernt.
Der Gedanke allein verursachte mir Schwindel.
Als wir aufsetzten, erschien ein Intimat auf dem Landeplatz und öffnete die Tür. Der Pilot schaltete das Netz ab, das über Mal gebreitet war, und der Intimat begann, die Tentakel abzulösen.
»Vorsicht…«, warnte ich noch.
Mit unkontrollierbarer Geschwindigkeit erhielt die große Frau das Gefühl in ihren Muskeln und die Herrschaft darüber zurück.
Ich eilte zur Tür, aber sie erwischte mich mit einer Hand und stieß mich so fest, dass ich einen Purzelbaum über den Asphalt schlug. Damit nicht zufrieden, wandte sie sich dem Intimat zu und trat ihm so hart in den Unterleib, dass die Haut aus Bio-Plas aufriss.
Der Pilot geriet in Panik, ließ den ’Kopter ein paar Meter aufsteigen und kippte ihn, damit Mal hinausfiel. Mit einem Übelkeit erregenden Laut prallte sie auf das Landefeld.
Zu schaden schien es ihr nicht. Sie erhob sich wie ein Ungeheuer, das lästige Fliegen abschüttelt.
»Mal! Erkennst du mich?«
Sie dachte darüber nach. Nach einem Augenblick nickte sie.
»Deine Sinne sind durcheinander. So fühlt sich jeder, der zu lange unter einem Netz war. Es geht vorbei.«
Sie grunzte und wirbelte die riesigen Arme umher, als versuche sie, den Kreislauf wieder in Gang zu bringen.
Ich sprang misstrauisch zurück.
Der Intimat richtete sich auf und bat uns höflich, indem er seinen Bauch mit beiden Händen zusammenhielt, in die wartende Seilbahnkabine zu steigen.
Ich gehorchte taumelnd. Mal war vielleicht die beste Rückendeckung, die ich je gehabt hatte,
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