Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Mondes.
›San‹ war kaum das richtige Wort, um den – wie hatte der Intimat es genannt – den Badepavillon zu umschreiben. Ich stand wie festgenagelt da, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, mich zu waschen und das Blut aus dem Gesicht zu bekommen, und dem Bedürfnis, mir das Ganze näher anzusehen.
Die Option Erkundung gewann.
Ich konnte nicht nackt in der Wanne liegen, ehe ich herausgefunden hatte, wer mich durch die ungetönten Fensterscheiben vielleicht beobachtete.
Vom Balkon fielen die Gärten bis zur nächsten Dschungelterrasse steil ab, und auf jeder Terrasse standen eigene Bungalows mit weißen Dächern. Keinerlei offensichtliche Ziegenpfade für Kletterer. James Monk ermutigte seine Gäste nicht zum Wandern.
Noch nicht davon überzeugt, dass niemand auf dem Berg mich sehen konnte, stieg ich in die Aussichtslounge und spähte durch das Fernrohr.
Vielleicht konnte ich sie ebenfalls sehen.
Ich schwenkte das Fernrohr mehrmals in weitem Bogen herum, bis ich mir sicher war, dass mich im Augenblick niemand beobachtete.
Die Erschöpfung überfiel mich. Ich zwang mich, ins Bad zu gehen (Teeces Wanne würde nie wieder das Gleiche für mich sein), und sagte mir, dass mich wenigstens das Wasser ein bisschen vor Blicken abschirme. Ich war fast eingeschlafen, als Monks Assistent mich über den Wandbildschirm anrief.
Er sagte mir, Monk werde in Kürze zu mir kommen und dass ich in Anbetracht meines übereilten Abschieds von den Märkten bei der für Gäste bestimmten Garderobe zugreifen solle, und ebenso bei den angebotenen leichten Erfrischungen.
Im Schlafzimmer erwartete mich ein Tablett mit nicht identifizierbarem Essen. Ich machte mich darüber her, stopfte mir die fremdartig schmeckenden Speisen in den Mund und dachte über eine ganze Menge nach.
Zwischen den Bissen probierte ich Kleidung an und zog sie wieder aus. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um mich im Reflekt anzuschauen. Zwar blutete meine Nase nicht mehr, aber sie war mehr als nur ein Katastrophengebiet. Die Haut klaffte auf; der Knorpel war gebrochen.
Für eine Amorato nicht gerade eine Empfehlung.
Die Frage, weshalb Monk mich engagiert hatte, trat wieder an die Oberfläche und tanzte auf den Wellen.
Ich stieg in eine enge Hose und zog trotz der Wärme einen Seidenmantel mit hohem Kragen an. Meine Auftritte als Nackedei genügten mir für den Rest meines Lebens. Monk hatte Pech.
Wie versprochen traf ein anderer Intimat ein und führte mich zur Bude seines Bosses irgendwo im Mittelgradienten von Chalice-2. Auf dem ganzen Weg sah ich immer wieder Gestalten in ihren durchsichtigen Bungalows. Monk war offenbar ein großzügiger Gastgeber – und ein Voyeur.
Passt ja auch zu einem Medienmenschen, dachte ich.
So weit ich konnte, versuchte ich, mich wieder als die hochnäsige Amorato zu geben. Glorious’ Dizzyring drehte ich an meinem Finger. Während der Intimat mir einen ex-qui-siten Reisevortrag hielt, kreisten meine Gedanken Glorious, bis der. Wagen schwankend vor einer Pagode anhielt. Das Äußere erinnerte mich an Lavishs Club, eine strenge Mischung aus Opulenz und äußerster Sauberkeit. Vielleicht war ich aber auch nur Schmutz und Armseligkeit zu sehr gewöhnt.
Nach Mo-Vay war das meiste nur schwer zu verdauen.
Der Intimat führte mich durch einen Detektor in einen sparsam möblierten Raum mit Türen, normalen Wänden und Reihen von Bildschirmen. Tatsächlich waren alle Wände in der Bude des Bosses undurchsichtig.
Anscheinend schaute er zwar gern, ließ sich aber nicht gern zugucken. Selbst den Ausblick über den funkelnden Strand gab es nur durch getönte Scheiben.
»Jales Belliere? Ich bin James Monk.«
Na endlich. Bringen wir’s hinter uns.
Er starrte meine Nase an, und einen Augenblick lang dachte ich, nicht mehr lange, und er lacht los.
Dann dachte ich, mir gehe es gleich genauso.
Monk war nicht viel älter als ich. Ich unterdrückte meine Reaktion daher augenblicklich. Eines hatte mich das Leben mit Stiefpapa Kevin gelehrt: Man lasse sich niemals von Alter oder Erscheinungsbild täuschen. Menschen, die anderer Leute Erwartungen wie eine Blase platzen lassen, sind gefährlich, weil sie beinahe immer das Bedürfnis haben, sich zu beweisen.
Teufel, das hätte ich gleich wissen sollen: Ich war einer dieser Menschen.
»Ihre öffentlichen Fotos sind falsch«, sagte ich.
»Es wäre nicht gut, wenn jeder wüsste, wie der mächtigste Mann der südlichen Hemisphäre aussieht.«
»Sind Sie das?«
Er starrte
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