Partials 1 – Aufbruch
»Du hättest einen Rollstuhl holen oder ein Notfallteam
rufen sollen, damit wir sie abholen.«
»Ich lasse sie doch nicht allein zu Hause!«
»Sie hätte nicht gehen dürfen, ganz egal, wie nahe ihr am
Krankenhaus wohnt.«
»Ich …« Er zögerte. »Hilf ihr doch einfach!«
»Kommt mit! Die Entbindungsstation ist immer besetzt, auch nachts.«
Während sie Madison durch die Tür bugsierten, betete Kira stumm und flehte bei
allen, die sie erhören mochten, um die Rettung von Madisons Baby. Es kam zu
früh und starb womöglich an Schwäche oder weil die Atmung aussetzte, noch ehe
es dem RM -Virus zum Opfer fallen konnte. Sie half
Madison um die Ecke zur Entbindungsstation und blieb wie angewurzelt stehen,
als sie beinahe mit einer Schwester zusammengeprallt wäre, die aufgeregt den
Flur entlanglief.
Kira kannte die Frau aus ihrer Praktikantenzeit. »Sandy, sie braucht
Hilfe!«
»Das Baby der Barnes hat einen Herzstillstand!«, rief Sandy über die
Schulter zurück. »Sag ihr, sie muss noch etwas durchhalten!«
»Wollen die ihr etwa nicht helfen?«, schrie Haru.
»Sie haben zu tun«, erklärte Kira. »Kommt mit!« Sie führte die
beiden durch eine offene Tür und schaltete das Licht an. Drinnen half sie Madison,
sich auf einen weichen großen Stuhl zu setzen.
»Es geht wieder los.« Madison biss die Zähne zusammen und keuchte.
»Bitte nicht!«
Kira schickte Haru zu einem Medicomp, der in einer Ecke auf einem Wagen
stand. »Schalt den Ultraschall ein!«, befahl sie. »Auf den rot markierten
Anschlüssen ist Strom.« Sie hockte sich unterdessen neben Madison und strich
ihr das Haar aus dem Gesicht. »He, Madison, erzählst du mir, was passiert ist?«
»Ich glaube, es sind Wehen.«
»Du hast noch zwei Monate Zeit«, antwortete Kira. »Deine
Schwangerschaft ist bisher völlig normal verlaufen, und es gibt keinen Grund
für frühzeitige Wehen.«
»Das sind nicht nur Krämpfe, Kira.« Madison zuckte wieder zusammen,
kniff die Augen zu und krallte sich so heftig in Kiras Arm, dass diese sich auf
die Zunge beißen musste, um nicht aufzuschreien. Dann ließen die Schmerzen
nach, und Madison sank auf dem Stuhl keuchend in sich zusammen.
»Sind die Schmerzen rhythmisch?« Madison schüttelte den Kopf.
»Kannst du mir zeigen, wo sie entstehen?« Madison deutete auf einen Bereich auf
dem Leib und an der Seite. Kira nickte. »Ich glaube nicht, dass es die Gebärmutter
ist, Mads. Das sieht eher nach dem Magen aus. Ich untersuche dich mit
Ultraschall.«
»Sie blutet«, erinnerte Haru sie. »Willst du nicht etwas gegen die
Blutung unternehmen?«
»Ich tue schon alles Menschenmögliche, Haru. Roll den Apparat
hierher!«
Mit entsetzter Miene zog er den Karren herüber und schob ihn neben
Madisons Stuhl. Kira rüstete sich unterdessen mit sterilisierten Handschuhen
aus und schob Madisons Rock hoch, um den Bauch zu untersuchen. »Halt still!«,
verlangte sie und legte Madison den Sensor des Ultraschallgeräts auf die Haut.
»Schalt den Bildschirm ein!« Flackernd entstand das Bild, ein schwarz-weißes
Muster mit einer keilförmigen Form im Zentrum. Das Bild waberte und bewegte
sich, während der Ultraschall die Organe in Madisons Leib abtastete. Bei den
ersten Versuchen mit dem Ultraschallgerät hatte Kira überhaupt nichts gesehen,
doch nach einigen Wochen Übung waren die verschwommenen Bilder für sie völlig
klar geworden. »Da ist deine Blase.« Sie verschob die Sonde mit einer Hand und
tippte mit der anderen auf den Bildschirm, um Grenzlinien und Bezeichnungen zu
definieren, die der Computer sich merken und berücksichtigen sollte. »Da ist
dein Magen, dort ist der Fuß des Babys. Da haben wir den Körper des Kinds.« Sie
arbeitete schnell, ihre Finger flogen förmlich über den Bildschirm, lösten
Messungen aus und riefen die archivierten Daten von Madisons früheren
Untersuchungen zum Vergleich auf. »Kopf und Oberkörper sind gut entwickelt, die
inneren Organe sehen gesund aus. Der Herzschlag ist kräftig. Die Blase füllt
und leert sich. Die Wirbelsäule ist in Ordnung.«
Madison schnitt wieder eine Grimasse und klammerte sich an die
Armlehnen. Hinter ihnen stürzten zwei Schwestern herein, es waren Sandy und
Oberschwester Hardy. »Wir sind da, Walker. Danke, dass Sie schon begonnen
haben!« Hardy zog sich Handschuhe an und übernahm die Sonde, Kira zog sich
nervös zurück und überließ der erfahrenen Hardy die weitere Untersuchung.
»Beschreiben Sie die Schmerzen!«, forderte Hardy Madison auf.
»Stark,
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