Partials 1 – Aufbruch
Diese ganze Sache – Samm, die Untersuchungen,
die Bombe – war Teil eines Plans, um große Angst zu erzeugen. Sie zielte von
Anfang in eine ganz bestimmte Richtung. Die Senatoren wollen ihre Macht auf der
Insel absichern. Jetzt arbeiten sie daran …« Sie schloss die Augen, fasste sich
ein Herz und erwiderte endlich seinen Blick. »Marcus, sie wollen Samm töten.«
Gefühle spielten über sein Gesicht. Sie konnte nicht erkennen, ob es
Entsetzen, Erschrecken oder Eifersucht war. Jetzt blickte auch er kurz zur
Decke, ehe er sich wieder an sie wandte.
»Kira«, sagte er, »sie wollten es … Samm von Anfang an beseitigen.
Das weißt du doch.« Er sprach ruhig und beherrscht, doch sie wusste, wie viel
Überwindung ihn diese Worte kosteten. »Außerdem – warum sollten sie die eigenen
Leute und ihr eigenes Krankenhaus in die Luft jagen?«
»Weil es Teil des Plans ist«, wiederholte Kira. »Ich konnte nicht verstehen,
warum ich überhaupt den Auftrag bekam, Samm zu untersuchen, und dies ist der
wahre Grund. Für sie bin ich nur ein Seuchenbaby. Die ärztliche Mitarbeiterin
mit der geringsten Erfahrung, auf die man am leichtesten verzichten kann. Hätte
mich die Bombe getötet, dann hätte man mich als Märtyrerin dargestellt. Nachdem
ich überlebt habe, soll ich als Galionsfigur dienen. Die tapfere junge
Wissenschaftlerin, die den Angriff der Partials überlebt hat.«
»Haben die Partials die Bombe gelegt?«
»Der Senat hat die Bombe gelegt, das sagte ich doch gerade. Aber man
wird Samm die Schuld geben. Man wird ihn hinrichten und seinen Tod nutzen, um
Unterstützung zu gewinnen.« Sie flehte ihn mit den Augen an, ihr zu glauben. »Sie
haben Shaylon befohlen, ans Fenster zu treten, Marcus. Sie haben ihm gesagt, er
solle sich an die Wand stellen, die sie gleich darauf in die Luft gejagt
haben.«
»Nein.« Marcus schüttelte den Kopf. »Es war die Stimme .
Sie greift East Meadow schon seit Wochen an, und wahrscheinlich ist in der
Stadt mehr als eine Zelle aktiv.« Doch Kira bemerkte, dass die Zweifel in ihrem
Freund wuchsen, während er sprach.
»Hat irgendjemand sie tatsächlich gesehen?«, fragte Kira. »Hat
tatsächlich jemand das Krankenhaus angegriffen, oder hat das Militär dies nur
behauptet, um die eigenen Spuren zu verwischen?«
Marcus starrte sie an und schwieg.
»Ich weiß, wie verrückt es klingt«, räumte Kira ein. Marcus
unterbrach sie.
»Nein, es ist nicht verrückt. Würde Xochi so etwas behaupten, dann
könnte man es für verrückt halten, aber aus deinem Mund …« Er drückte ihre
Hand. »Ich vertraue dir, Kira. Wenn du sagst, dass sie dich töten wollen, dann
glaube ich es dir.«
Kira schloss die Augen und sprach ein stummes Stoßgebet. Danke,
danke, danke. Dann wandte sie sich wieder an Marcus. »Ich weiß nicht, wie viel
Zeit uns noch bleibt, bis jemand kommt und nachsieht, warum die Wanze nicht
funktioniert.« Sie holte tief Luft. »Wir müssen Samm befreien. Ich erkläre es
dir später, aber dies ist unser Ziel: Wir holen ihn heraus, bringen ihn nach
Norden und kehren mit ihm in seine Heimat zurück. Die Partials sterben genau
wie wir, und sie haben uns einen Waffenstillstand angeboten. Darauf sollten wir
eingehen.«
Marcus stotterte und hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden.
»Bist du verrückt?«
»Marcus, er hat mich gerettet. Samm hatte nach der Explosion die
Möglichkeit zur Flucht. Er war nicht mehr gefesselt, niemand beobachtete ihn,
und in der Wand klaffte ein riesiges Loch. Er hätte weglaufen können und wäre
frei gewesen, doch er räumte den Scanner weg, der mir Elektroschocks verpasst
hatte, und rettete mir das Leben.«
Marcus blieb still, starrte sie an und blickte zugleich in weite
Fernen, um etwas zu betrachten, das sie nicht wahrnehmen konnte. Seine schmerzerfüllte
Miene brach ihr fast das Herz.
»Ich hätte …«, setzte er an. »Ich habe versucht …«
»Du hast versucht, mich zu retten, und ich habe nicht zugehört.«
Kira unterdrückte ein Schluchzen. »Ich war rücksichtslos und dumm, und das weiß
ich auch. Jetzt stecke ich schon wieder in der Klemme, und du würdest mich am
liebsten herausholen und in Sicherheit bringen, aber das ist nicht möglich.
Noch nicht. Du musst mich begleiten. Ich weiß, es ist gefährlich, und ich weiß,
dass du es nicht gern tust, aber ich brauche dich, Marcus. Du musst mir glauben
und mir vertrauen. Versprich mir, dass du mitkommst!«
Marcus schwieg. Er rieb sich die Augen, massierte sich das Kinn,
knirschte mit den
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