Partials 1 – Aufbruch
stieß das Tier weg und wühlte wild im Schutt. Der
Partial bemühte sich immer noch, sich aus den Trümmern herauszuziehen, der
Schutt geriet ins Rutschen und verlagerte sich, und dann tauchte langsam ein
Helm auf. Das Gesicht des Wesens war mit einem schwarzen Visier geschützt, doch
Kira hörte ein leises, heiseres Knurren. Sie strampelte und stemmte sich
vergeblich gegen das Gewicht, das ihre Beine festhielt. Über ihr rutschte das
Sofa knirschend ein Stück weiter, und weitere Ratten regneten auf sie herab.
Drei, fünf … sie zählte nicht mehr mit. Der Partial schüttelte sich und bekam
auf einmal auch den zweiten Arm frei. Noch eine Bewegung, der Schutt rutschte weiter,
und er konnte zerbrochene Ziegelsteine und Holzreste zur Seite befördern.
Kira hatte keine Zeit zum Nachdenken. Sie griff nach oben, packte
den Vorsprung und zog ihn mit aller Kraft zu sich herunter. Die Ratten stürzten
in einem wahren Schauer herab, überall spürte sie Pelze, Krallen und die
wurmähnlichen zuckenden Schwänze. Der Partial wollte sie anfallen, doch in
diesem Moment gab das ganze Sofa nach und stürzte herunter wie ein Felsblock.
Es traf den Partial im Gesicht und warf ihn rücklings zu Boden. Kira schrie,
als ihr das Sofa die Haut von den Knöcheln schürfte, sie schrie, als sie die panischen
Ratten abwehrte. In der Ferne hörte sie Rufe, die ihr antworteten, konnte
jedoch nichts verstehen. Noch einmal strampelte sie, und endlich konnte sie die
Beine ein wenig bewegen. Das stürzende Sofa hatte offenbar auch den Gegenstand
verschoben, der sie unten festhielt. Noch einmal legte sie sich ins Zeug und
zog, so fest sie konnte, dann änderte sie die Vorgehensweise und stieß sich
unten ab, stemmte sich gegen das Gewicht und versuchte es wegzudrücken. Nachdem
das Sofa die Masse ein Stück weit bewegt hatte, konnte sie sich vielleicht endgültig
befreien.
Das Sofa wackelte. Der Partial, der darunter feststeckte, lebte offenbar
noch.
Kira grunzte vor Anstrengung, biss die Zähne zusammen und stemmte
sich mit aller Kraft gegen den Schutt. Wieder bewegte er sich, Kies rieselte an
ihren Beinen vorbei, und dann gab mit lautem Stöhnen der ganze Boden unter ihr
nach. Mit einem entsetzten Schrei stürzte sie drei oder vier Meter tief und
landete in finsterster Schwärze. Als der Schutt von oben nachrutschte, kam sie
eilig wieder auf die Beine.
Jemand flüsterte drängend.
»Hallo?«
»Yoon, bist du’s?«
»Kira! Hilf mir, die Kommode zu bewegen!«
Langsam stellten sich Kiras Augen auf die Umgebung ein, und aus der
Dunkelheit schälten sich Umrisse und Kanten heraus. Anscheinend waren die
Fenster mit Schutt bedeckt. Sie folgte Yoons Stimme und rutschte immer wieder
auf den Trümmern aus. Yoon steckte unter einer schweren hölzernen Kommode. Da
Kira von oben besser zupacken konnte als Yoon, gelang es den beiden, das
Möbelstück gemeinsam wegzuschieben. Hinter ihnen ertönte ein lauter Knall. Der
Partial war hinter Kira ins Loch herabgesprungen. Er landete mühelos wie eine
Katze und stand sofort wieder aufrecht. Kira duckte sich und hoffte, dass seine
Augen länger als ihre brauchten, um sich umzustellen, doch er sprang sie
zielstrebig an und rang sie nieder. Sie trat, kratzte und schrie um Hilfe, doch
der Partial hatte Arme wie aus Eisen, die sie wie ein Käfig umklammerten. Auf
einmal aber zuckte er zusammen, bog den Rücken durch und legte den Kopf in den
Nacken. Yoon riss ihr Messer aus dem Rücken des Partials, wechselte den Griff
und schnitt ihm die entblößte Kehle durch. Fauchend und gurgelnd kippte er zur
Seite, warmes Blut spritzte hoch.
Yoon keuchte. »Du hast verdammtes Glück gehabt, dass er nicht mit
mir gerechnet hat.«
»Hier sind mindestens noch zwei, die wir noch nicht erledigt haben.«
Kira rappelte sich auf. »Wir müssen Jayden und Haru suchen.«
Das Gebäude war hier unten, zwei Stockwerke unter dem
Explosionsherd, noch recht stabil, und sie konnten sich fast ungehindert
bewegen. Die Tür dieser Wohnung war teilweise von Trümmern blockiert. Sie stemmten
sie auf, sahen sich vorsichtig um und lauschten auf Geräusche. Schließlich kam
Jayden aus der anderen Richtung einen langen Flur entlang. Er trug noch die
beiden Pistolen bei sich und überließ eine davon Yoon.
»Unten ist anscheinend nicht so viel beschädigt«, erklärte er. »Aber
auf der Westseite ist das Gebäude geschwächt. Wenn Haru noch lebt, befindet er
sich über uns.«
Kira nickte. Sie arbeiteten sich bis zu einer Treppe in
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