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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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über seinen Namen gescherzt, er über
den ihren, und dann hatte er eingewilligt, ihr bei der Atemprobe zu helfen. Er
hatte ihr vertraut.
    Und jetzt, nachdem sie ihm den eigenen Atem ins Gesicht geblasen und
ihm eine Frage gestellt hatte, hatte er ihr abermals vertraut. Nicht lange,
aber lange genug, um seinen Schild, seine Abwehrhaltung aufzugeben. Er hatte
ihre Frage beantwortet.
    Die Pheromone hatten das Vertrauen neu erschaffen, das er am Morgen
empfunden hatte, und ihn gezwungen, es noch einmal zu empfinden.
    »Es ist ein chemisches Empathiesystem«, sagte sie leise und kehrte
zu Samm zurück. »Was du auch empfindest, du sendest es mit den Pheromonen aus,
damit andere Partials es ebenfalls erleben können oder wenigstens erfahren, wie
du dich fühlst.« Sie setzte sich neben ihm auf einen Stuhl. »Es ist wie ein
ansteckendes Gähnen: Du kannst damit den emotionalen Zustand eines Teilnehmers
auf die ganze Gruppe übertragen.«
    »Du kannst es nicht mehr gegen mich verwenden«, sagte Samm. »Ich
atme nicht mehr in deine Handschuhe.«
    »Ich verwende es nicht gegen dich, sondern ich versuche es zu
verstehen. Wie fühlt es sich an?«
    Samm drehte den Kopf zu ihr herum. »Wie fühlt sich Hören an?«
    »Na gut.« Kira nickte. »Das war eine dumme Frage, du hast recht. Es
fühlt sich überhaupt nicht irgendwie an, sondern ist ein Teil von dir.«
    »Ich hatte vergessen, dass Menschen den Link nicht benutzen können«,
erklärte Samm. »Ich war die ganze Zeit verwirrt und wollte herausfinden, warum
ihr in allem so melodramatisch seid. Es liegt daran, dass ihr eure Gefühle
nicht über den Link senden könnt, also müsst ihr sie mit Betonung und
Körpersprache übermitteln. Ich gebe zu, dass es hilft, aber es ist ziemlich … theatralisch.«
    »Theatralisch?« Es war die längste Antwort gewesen, die sie jemals
von ihm bekommen hatte. Redete er jetzt offen, oder war er umso berechnender?
Was hatte er zu gewinnen, wenn er redete? Sie versuchte, das Gespräch in Gang
zu halten, auch wenn fraglich war, ob er weiterreden würde. »Wenn du chemische
Auslöser brauchst, um anderen zu zeigen, wie du dich fühlst, dann erklärt das
eine Menge über dich«, sagte sie. »Für menschliche Begriffe zeigst du so gut
wie keine Emotionen. Wir mögen dir melodramatisch vorkommen, aber du wirkst auf
uns gefühllos.«
    »Es sind nicht nur Emotionen«, antwortete er. Kira beugte sich vor,
weil sie fürchtete, er werde jeden Moment wieder innehalten und seine Offenheit
werde zerplatzen wie eine Seifenblase. »Wir erfahren so, ob jemand
Schwierigkeiten hat, ob er verletzt oder aufgeregt ist. Es hilft uns, als
Einheit zu funktionieren und zusammenzuarbeiten. Ursprünglich sollte es vor
allem auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Wenn ein wachhabender Mensch
etwas sieht, ruft er eine Warnung. Dann müssen die anderen Menschen aufwachen,
sich überlegen, was der Wachmann gerufen hat, und machen sich kampfbereit. Wenn
einer unserer Wächter etwas sieht, gehen die Daten in den Link, und die anderen
Soldaten wissen sofort Bescheid. Die Körper produzieren Adrenalin, die Herzen
schlagen schneller, Kampfreflex oder der Fluchtinstinkt setzen ein, und der
ganze Trupp ist schlagartig und ohne ein lautes Wort kampfbereit.«
    »Die Daten«, sagte Kira. »Links und Daten. Das sind sehr technische
Begriffe.«
    »Du hast mich gestern einen biologischen Roboter genannt«, erwiderte
Samm. »Das ist nicht ganz unpassend.« Er lächelte. Zum ersten Mal nahm sie
diesen Gesichtsausdruck bei ihm wahr. Auch sie musste lächeln. »Ich weiß nicht,
wie ihr überhaupt irgendetwas schafft. Es ist kein Wunder, dass ihr den Krieg
verloren habt.«
    Die Worte hingen wie eine Giftgaswolke in der Luft und machten jede
Hoffnung auf eine freundliche Fortsetzung zunichte. Kira unterdrückte den
Impuls, ihn anzubrüllen, und wandte sich wieder zum Bildschirm um. Auch seine
Haltung hatte sich verändert. Er wirkte irgendwie düster. Brütend.
    »Ich habe in einem Bergwerk gearbeitet«, fuhr er plötzlich fort.
»Ihr habt uns geschaffen, um den Isolationskrieg zu gewinnen, und das haben wir
getan. Dann kehrten wir heim, und die Regierung verschaffte uns Jobs. Ich
arbeitete in einer Mine. Ein Sklave war ich nicht, alles war legal und völlig
menschenwürdig, wie man so sagt.« Er sprach das Wort aus, als schmeckte es
bitter. »Aber es hat mir nicht gefallen. Ich habe versucht, einen anderen Job
zu finden, doch niemand wollte einen Partial einstellen. Ich habe versucht,
mich zu

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