Partnerin wider Willen
Wegeners Vorschlag als Zumutung. Überhaupt ihre ganze Art. Aber hatte sie eine Wahl? Wenn sie ablehnte, würde Dana ihr das Leben schwermachen und den Start in der neuen Abteilung möglicherweise zu einem Desaster werden lassen. Die Kollegen spekulierten ohnehin schon, was sie angestellt hatte, um diese Versetzung zu erfahren. Da fehlte Ellen zu ihrem Glück gerade noch eine Journalistin, die genau in dieser Geschichte herumstocherte.
Mist!
Ellen sah den Tatsachen ins Auge. Ihr blieb nichts anderes übrig, als Danas »Vorschlag« anzunehmen. Vorerst. Selbstredend würde sie alles daran setzen, Dana wieder abzuwimmeln. Bis das gelang, musste sie gute Miene zum bösen Spiel machen – und vielleicht, wer weiß, würde sich die Frau ja tatsächlich als nützlich erweisen. Zum Beispiel . . . »Was haben Sie da eigentlich auf Gerstäckers Schreibtisch gefingert?«, fragte Ellen.
Dana stutzte. »Heißt das, wir sind uns einig?«
»Einig ist anders. Aber ja, verdammt«, brummte Ellen. »Also? Was war da?«
Dana blinzelte einen Moment. Beinah so, als sei sie selbst überrascht, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.
»Hallo?«, drängelte Ellen.
»Ähm, ja.« Dana fand zu ihrer lässigen Haltung zurück. »Als ich in Gerstäckers Büro kam, versteckte er auffällig eilig eine Akte«, berichtete sie bereitwillig. »Also warf ich einen Blick darauf. Es geht um eine Bodenanalyse in Düpow.«
»Hm.« Ellen sah Dana abwartend an. »Ist das alles?«
»Ich war gestern Nachmittag an der Adresse. Da gibt es aber nichts. Nur eine Schweineproduktion. Glückliche Freilandschweine, die im Schlamm eine Fangopackung nehmen. Netter Anblick. Vielleicht war Kessler an dem Grundstück interessiert. Ist ’ne idyllische Gegend da draußen.«
»Haben Sie mit dem Besitzer gesprochen?«
»Ja, der sagt, er kennt keine Firma Kessler Immobilien, und verkaufen will er auch nicht. Aber . . .« Dana ließ das »Aber« bedeutungsschwanger in der Luft hängen.
Ellen hob die Augenbrauen und wartete. »Ja, was?«, fragte sie schließlich, genervt, dass Dana es so spannend machte.
»Ich glaub ihm nicht. Der Mann lügt.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich habe eine Nase für so was.«
Ellen rollte die Augen. »Und außerdem?«
»Man sagt Bauern ja allgemein keine große Redseligkeit nach. Das weiß ich. Aber das Gespräch mit diesem speziellen Exemplar seiner Art verlief besonders kurz und bündig. Zu sagen, abgewimmelt worden zu sein, würde dem schmeicheln, was ich da in der ländlichen Idylle erlebt habe. Waltz, so heißt der Mann, fertigte mich regelrecht ab. ›Kessler? Nie gehört . . . Verkaufen? Ich? Blödsinn.‹ Damit ließ er mich stehen.«
»Schlauer Mensch«, konnte sich Ellen nicht verkneifen.
»Ha, ha«, machte Dana. »Mal im Ernst. Kein ›Warum fragen Sie?‹ oder ›Wer will das wissen?‹. Unnatürliche Abwesenheit von Neugier. So was macht mich immer stutzig. Wir sollten da unbedingt nachhaken.«
»Ja, mal sehen«, meinte Ellen. Das war eine sehr dünne Geschichte. Und was die Nase von Dana Wegener zu riechen glaubte, kümmerte sie wenig. Dana suchte doch nur nach einer neuen Schlagzeile: Mordssauerei auf Schweinehof. Oder so ähnlich. Ellen seufzte innerlich; sie hatte wirklich andere Sorgen als einen wortkargen Bauern. Zum Beispiel, wie sie es bewerkstelligen sollte, dass Marco nichts von ihrer Abmachung mit Dana mitbekam. Eine Journalistin an ihren Fersen, wie konnte sie das vor ihrem Kollegen verbergen? Gut, dass sie mit Marco vereinbart hatte, erst mal getrennt zu ermitteln. Dennoch war die Sache riskant. Sie würde überall mit Dana im Schlepptau auftauchen. Was, wenn das jemandem auffiel?
»Hallo Marco, Ellen hier.« Sie schaute in den Rückspiegel und parkte aus.
Aus der Funksprechanlage meldete sich Marco. »Was gibt’s?«
»Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich zu Gerstäcker fahre, um die besprochene Liste abzuholen. Ich gebe sie dann in den Computer des Einwohnermeldeamtes. Anschließend klappere ich die Leute ab.«
»Alles klar. Ich bin auf dem Weg zu Kesslers Tochter.« Zögern. »Ähm, alles in Ordnung?«
»Wieso?«
»Warst du bei Dana?«
»Ja.«
»Und?«
»Hätte ich mir besser verkniffen.«
»Habe ich dir gleich gesagt.«
»Pfff«, machte Ellen nur. Ein erneuter Blick in den Rückspiegel. Die Yamaha klebte dicht an ihrer Stoßstange.
»Du warst vorhin so schnell weg. Der Doc hat Neuigkeiten«, sagte Marco jetzt.
Ellen wartete. Marco ebenfalls; er machte es spannend.
»Marcooo«,
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