Partnerin wider Willen
herabgepurzelt – alles mindestens eine Woche alt, dem Geruch und der Konsistenz nach zu urteilen. Dana fluchte wie eine gestandene Marktfrau.
» Das sind Abfälle«, fauchte der Mann Dana jetzt an. »Damit Sie mal einen Vergleich haben!«
»Borowski. Sind Sie verrückt?« Dana schüttelte mit den Armen. Hektisch klopfte sie an sich herum in dem Bestreben, den übelriechenden Abfall loszuwerden.
Ellen starrte verdattert auf die Szenerie. Der Mann, den Dana Borowski genannt hatte, machte jetzt auf dem Absatz kehrt. Ellen schaute Dana an, die immer noch an sich herumwischte, und merkte, wie es in ihr aufstieg – das Lachen. Sie versuchte es zu unterdrücken, senkte den Kopf, schaute angestrengt auf ihre Zehenspitzen. Es half nichts. Das Lachen brach durch. Dafür erntete sie einen wütenden Blick Danas.
»Sorry«, murmelte Ellen und erinnerte sich daran, was zu tun war. Mit wenigen schnellen Schritten setzte sie dem »Attentäter« nach und bekam ihn am Arm zu packen, bevor er sich in sein Auto setzen konnte.
»Hiergeblieben, oder Sie bekommen Ärger.« Sie zog ihren Dienstausweis hervor. Der Mann fügte sich. Ellen führte ihn zurück zu Dana. »Entschuldigen Sie sich bei Frau Wegener. Und dann erklären Sie mal, was in Sie gefahren ist.«
»Entschuldigen? Darauf kann sie lange warten.« Ein wütender Blick traf Dana. »Und sie weiß ganz genau, was los ist.«
Ellen sah Dana fragend an. Die sammelte den letzten Teil des Abfalls, der an ihr haften geblieben war, von sich ab. Zum Abschluss schnippte sie ein kleines, kleben gebliebenes Tomatenstück von ihrem Arm. »Der Mann verträgt keine Kritik«, grollte sie.
Doch Ellen ließ sich nicht einwickeln. »Kritik? Dana, ich kenne Ihre Methoden. Was haben Sie über ihn geschrieben?«
Borowski schaute zwischen Dana und Ellen hin und her. Am Ende blieb sein Blick an Ellen haften. Sie merkte, wie er sich in ihrem Griff etwas entspannte, da er wohl jemanden auf seiner Seite wähnte. »Ich betreibe ein Fitnesscenter«, erklärte Borowski statt Dana. »Unsere Smoothiesbar ist sehr beliebt. Zumindest war sie es, bis diese Dame schrieb, wir machen unsere Smoothies aus Abfällen.«
Ellen zog die Augenbrauen hoch. Das war starker Tobak. Aber sie traute Dana in Sachen eindrucksverstärkende Darstellung eine Menge zu.
»Sie suggerieren den Leuten, dass Sie die Cocktails aus frischem Bio-Obst mixen. In Wahrheit kaufen Sie die Restbestände von einem befreundeten Obsthändler zu einem Spottpreis«, verteidigte sich Dana derweil. »Drei, vier Tage alte Ware, die der nicht mehr verkaufen kann.«
»Das Obst ist immer noch frischer als das, was vielerorts im Supermarkt verkauft wird«, presste Borowski zwischen den Zähnen hervor.
Ellen ließ Danas Angreifer jetzt los. Der war viel zu sehr damit beschäftigt, Dana zu widerlegen, als dass er an Weglaufen dachte. Der Schlagabtausch ging weiter.
»Und das meiste davon kommt direkt vom Bauern«, fuhr Borowski lauter werdend fort. »Aber das interessiert Sie ja nicht. Sie machen einfach alles schlecht.«
»Das ist nicht der Punkt«, entgegnete Dana. »Der Punkt ist: Sie belügen Ihre Kunden. Und nebenbei gesagt, wissen Sie, wie ich das leid bin? Dieses ständige Andere-sind-viel-schlimmer-als-ich.«
Ellen hob die Hand. »Okay, okay. So kommen wir nicht weiter.«
»So nicht und auch anderswie nicht. Er soll sich vom Acker machen.« Dana machte eine Geste, die ihren Widersacher zu seinem Auto schickte. Ellen nickte Borowski zu. Der verzog sich. Allerdings nicht, ohne aus sicherer Entfernung noch eine Beschimpfung abzulassen.
Ellen stand neben Dana. Um sie herum lag Abfall. Danas Ego wirkte leicht angekratzt. »Idiot«, schimpfte sie.
»Erleben Sie so was öfter?«
Dana warf Ellen einen vielsagenden Blick zu.
»Tja, irgendwie wundert mich das nicht«, meinte Ellen.
»Ihre Schadenfreude war auch nicht zu übersehen.«
Ellen griff in Danas Haar, wo sich eine widerspenstige Gurkenschale verfangen hatte, und klaubte sie heraus. »Das können Sie mir nicht verdenken«, lächelte sie.
Dana schniefte. »Nein, wohl nicht.«
»Gehen wir weiter?«
In der Pizzeria ging Dana direkt auf die Damentoilette. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie in den Gästeraum zurückkam. Ellen winkte ihr von ihrem Tisch aus zu.
»Na? Alles wieder in Ordnung?«, empfing sie Dana. Mehrere Flecken auf Danas Jacke und Hose zeugten von dem Versuch, den größten Schaden notdürftig mit Wasser auszuwaschen.
»Ich weiß nicht.« Dana machte eine
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