Partnerin wider Willen
dagegen.
»Ja, natürlich. Aber ich habe auch Gefühle, die lassen sich eben nicht immer unterdrücken.«
Ha! »Aber als Martin dahinterkam, da ging es dann wieder, ja?«
»Ich kann nicht mehr, Ellen. Bitte, sag, dass du mir verzeihst«, flehte Britta. »Deine Verachtung macht mich fertig.«
»Das ist mir so was von egal«, erwiderte Ellen kalt. »Als ich dich brauchte, hast du mich auch einfach im Regen stehen lassen.«
»Es ging nicht anders. Martin . . .«
»Lass mich in Ruhe damit, ein für alle Mal!« Energisch drückte Ellen auf den roten Knopf. Sicherheitshalber gleich etwas länger, so dass sich das Handy ausschaltete.
»Das glaub ich nicht«, brummelte sie vor sich hin. »Was denkt die Frau sich? Ausgerechnet bei mir will sie sich ausheulen.«
Wütend auf Britta, sich selbst und die ganze Welt nahm Ellen das Messer wieder in die Hand und hackte verbissen auf den Chicorée ein. Verbissen und eine Spur zu unachtsam. Der Schmerz war anfänglich gar nicht so schlimm. Ellen spürte lediglich, wie die Klinge durch das Fleisch ihres linken Zeigefingers fuhr. Sie erschrak erst, als das Blut aus dem Schnitt sickerte und dicke Tropfen auf der Arbeitsfläche zerplatzten. Plötzlich begann es in ihrer Fingerkuppe zu pochen.
»Mist!«, fluchte Ellen. Sie machte einen schnellen Schritt zur Spüle, hielt die Hand unter kaltes Wasser, schielte vorsichtig auf ihren Finger. Auweia. Der Schnitt ging ziemlich tief. Nun drang auch der Schmerz in Ellens Bewusstsein.
Das Klingeln an der Tür kam da ziemlich ungelegen. »Wer ist das denn jetzt, verdammt!« Hektisch griff Ellen nach der Küchenrolle, riss ein Blatt ab und umwickelte den Finger. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lief sie zur Wohnungstür, öffnete sie und erlebte die nächste unangenehme Überraschung. Vor ihr stand Dana, lächelnd, leger am Treppengeländer lehnend. »Hallo«, grüßte sie.
»Hallo«, grüßte Ellen automatisch zurück. Über ihr Erstaunen vergaß sie einen Moment sogar den Schmerz im Finger.
Dana stieß sich vom Geländer ab und machte einen Schritt auf Ellen zu. »Störe ich?«
Poch, poch, meldete sich der Finger zurück. Ellen schaute auf ihre Hand. Das Krepp hatte sich rot gefärbt. Sie rannte zurück in die Küche. Hinter sich hörte sie Schritte.
»Was haben Sie denn gemacht?«, fragte Dana.
»Mit dem Messer abgerutscht«, brummte Ellen, während sie den Finger wieder unter kaltes Wasser hielt.
Dana trat näher. »Puh«, entfuhr es ihr. »Das blutet aber ziemlich stark.« »Ist bestimmt gleich vorbei«, murmelte Ellen.
Dana beugte sich vor, nahm das Unglück genauer in Augenschein. »Sollte besser genäht werden.«
»Ach was, sieht schlimmer aus, als es ist«, spielte Ellen die Sache herab.
»Sind Sie sicher?«
»Sind Sie hergekommen, um mich zu bemuttern?«, fragte Ellen gereizt. Was wollte Dana überhaupt hier?
Dana richtete sich auf. »Nein, natürlich nicht. Ich . . . habe nichts mehr von Ihnen gehört. Da dachte ich, frag doch mal nach, wie es im Fall Kessler vorangeht. Schließlich haben wir einen Deal.« Sie zwinkerte Ellen schelmisch zu. »Das haben Sie doch nicht vergessen?«
Ellen, durch Brittas Anruf und das Malheur mit dem Finger ohnehin angeschlagen, schnaufte gereizt. Dana besaß tatsächlich die Frechheit, hier aufzutauchen und ihr Recht auf diese absurde Abmachung einzufordern? Noch dazu, wo sie sich mit Martin traf, um alte Geschichten auszugraben! Ellens Miene gefror. Sie drehte sich zu Dana. » Ich nicht«, erwiderte sie kalt. »Aber Sie ganz offensichtlich.«
Dana runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das? Mein Artikel heute entsprach unserer Abmachung. Kein Wort über Sie.«
»Das ist richtig. Unsere Abmachung umfasst aber auch, dass Sie sich nach Abschluss des Falles weiterhin fair verhalten. Und das haben Sie nicht vor.«
Danas Augenbrauen hoben sich. »Da wissen Sie mehr als ich.« Sie wies auf Ellens Finger, der nicht mehr über der Spüle, sondern dem Küchenfußboden hing und tropfte.
Ellen drehte sich hastig zurück. »Geben Sie sich keine Mühe, es abzustreiten«, presste sie hervor, teils vor Wut, teils vor Schmerz. Langsam wurde es ihr unheimlich, dass das Blut immer noch ohne Unterlass nachsickerte. »Ich habe Sie mit Martin Kranz zusammen gesehen. Warum sollten Sie sich mit ihm treffen, wenn nicht, um irgendwelche Gemeinheiten über mich zu schreiben. Wie fühlt es sich eigentlich an, jemandem aus reiner Sensationsgier die Existenz kaputtzumachen?« Ellen griff erneut zur
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